22.12.2018 17. Spieltag Bundesliga 1.FC Nürnberg - SC Freiburg Max-Morlock-Stadion Endergebnis: 0:1 (0:1) Zuschauer: 36.190 (1.600 Gäste) Fotoalbum
Zum Jahresabschluss sollte es nochmal was Besonderes werden, weshalb man sich zeitig in den drei höchsten Ligen nach einer Tagestour umschaute. Am Ende behielt Nürnberg gegenüber seinen Mitkonkurrenten Paderborn und Ingolstadt (Yay…) die Nase vorne, insbesondere aufgrund des Argumentes namens Weihnachtsmarkt. Da waren wir noch nicht, wollten schon häufiger hin und machens jetzt einfach. Zumal ich auch schonmal vorm großen Achteck stand, nur leider an diesem Wochenende ohne Spiel verbleiben sollte. Ist aber mittlerweile auch schon ne gute Ecke her, sodass eine kleine Auffrischung der Sichtung der Innenstadt auch nicht schaden würde.
Tickets wurden daher in der Vorwoche schnell online gezogen und zum Glück noch in Papierform verschickt, bevor es samstags in aller Früh gen Franken ging. Dank Weihnachtsverkehr mühte man sich über die A3 von Stau zu Stau, welche nicht nur allmählich den eigentlich recht großen Zeitpuffer auffraßen, sondern auch die Stunde längeren Schlaf in Frage stellten, die man sich im Vergleich zur normalen Woche gönnte. Am Ende wurden aus den geplanten zwei Stunden geschlagene dreieinhalb, ehe wir das zuvor ausgesuchte kostenlose P&R-Parkhaus im Stadtteil Röthenbach erreichten.
Dank in den Karten enthaltenen ÖPNV-Tickets gings von da an per U-Bahn in die Innenstadt und in der Folge auf eine kleine Runde durch die Altstadt. Stadtmauer, Plärrer und weißer Turm sollten auf dem Weg in Augenschein genommen werden, genau wie viele der unzähligen und architektonisch wertvollen Kirchen. Nürnberg kann schon was und ist, bei ausschweifendem Interesse hinsichtlich seiner Kultur und insbesondere seiner Geschichte rund um die NS-Zeit, beileibe einen mehrtätigen Aufenthalt wert. Selbigen hatte man schonmal vor gut acht Jahren hinter sich gebracht, sodass man sich dann doch ein wenig an die eine oder andere Ecke erinnerte und auf elektronische Helferlein zum Stadtrundgang verzichten konnte.
Wenig überraschend gings nach der kurzen Runde auf den Christkindlesmarkt, der wohl auch außerhalb Deutschlands zu den Bekanntesten seiner Art gehört. Bei erstaunlich humanen Preisen genehmigte man sich einen äußerst schmackhaften Heidelbeerglühwein, die typischen „Drei im Weggla“ (Drei Nürnberger Bratwürste mit Sauerkraut im Brötchen) sowie den bis dato besten Elisen-Lebkuchen unseres Lebens. Gesättigt und zufrieden mit Teil eins des Besuchs (der zweite Teil sollte bei Nacht erfolgen) gings nun zum Hauptbahnhof, wo einer der diversen Züge gen Frankenstadion bestiegen wurde.
Nach kurzer Fahrt hatte man das große Achteck auch schon in Blickweite, widmete sich jedoch zunächst dem, in unmittelbarer Nähe gelegenen, Zeppelinfeld samt Norisring. Als Teil des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes bot das Areal Platz für 320.000 Zuschauer, wovon 70.000 auf die flachen und ausufernden Tribünen entfielen. Nicht nur vor dem Hintergrund der restlichen in der Nähe errichteten und teilweise niemals genutzten Bauten ein Zeichen des damaligen Größenwahns. Heute passen vier normale Fußballfelder samt Start- und Zielgerade der Rennstrecke hinein, oder im Sommer wahlweise das Festival Rock im Park.
Nach erneuter kurzer Runde galt nun die gesamte Aufmerksamkeit dem Max-Morlock-Stadion, welches, nach drei Versuchen des Findens des richtigen Eingangs (Kein innerer Umlauf, sondern separate Eingänge zu je einer Hand voll Blöcke), endlich betreten werden konnte. Unsere Plätze in Block 32, gelegen im Oberrang der Südkurve, entpuppten sich dabei als wahrer Glücksgriff. Direkt gegenüber erstreckte sich die Nordkurve, während wir zu unserer Rechten einen guten Blick auf den Gästeblock hatten.
Erkennbare Choreovorbereitungen im Heimbereich sowie ein bereits gut aussehender Freiburger Haufen liesen erahnen, dass man sich für das richtige Spiel entschieden hatte. Und auch das Stadion selbst gefiel immens und wirkte von Innen noch ein gutes Stück größer als von außen. Selbst die Laufbahn störte überhaupt nicht und man hatte nicht wirklich das Gefühl, weit vom Spielfeld entfernt zu sein. Definitiv eines der schönsten Stadien der aktuellen Bundesligasaison.
Die bereits erwähnte Choreo der Nürnberger gabs zum Einlaufen der Mannschaften im Bereich von UN zu sehen. Eine schlichte, aufgrund ihrer größte über Ober- als auch Unterrang aber umso eindrucksvollere rot-schwarze Blockfahne mit Clubb-Logo hüllte zunächst die Kurve ein, ehe sie einem Meer aus kleinen und großen Schwenkfahnen mit dem gleichen Motiv wich. Mächtig, klasse und in der Ausführung ohne Makel. Der ergänzende Spruch „Nordkurve Nürnberg – Als kleines Kind träumt man davon, hier zu stehen“ passte ebenso zu der vom Verein laufenden Aktion, die tausenden von Grundschülern den Besuch eines Heimspiels ermöglicht, so auch an diesem Tag. Die bestimmt fast tausend Kinder parkten oberhalb des Gästeblocks und plärrten ab und an mal den Vereinsnamen, was in einer solch ohrenbetäubenden Tonlage geschah, das selbst der Freiburger Anhang mal kurz kollektiv nach oben schauen musste.
Akustisch legte die Nord ebenso stark los und überzeugte vom Fleck weg mit meinem persönlichen Highlight „Seht ihr die Fahnen wehen, wir wolln euch siegen sehen“, welches von weiten Teilen des Stadions lautstark über mehrere Minuten getragen wurde. Und auch danach war Nürnberg nicht nur tonangebend, sondern glänzte mit abwechslungsreichem Liedgut und einer optisch astreinen Mitmachquote im Unterrang. Als der Stimmung dienlich erwies sich auch die Bauart des Stadions, sodass die Gesänge selbst in der Südkurve noch klar verständlich und in Teilen sehr laut rüberkamen.
Daneben gabs noch zwei Spruchbänder, welche die Solidarität mit den vom Derby ausgesperrten Freunden aus Wien verkündete, sowie einem internen Spruchband. Die zweite Hälfte eröffnete die Nordkurve mit dem Spruch „Frohe Weihnachten an alle inhaftierten Clubbfans und Stadionverbotlern“ (da ist wohl ein N zu viel reingerutscht) sowie tausenden bunten Wunderkerzen im Unterrang. Optisch abermals geil und in der mittlerweile einsetzenden Dunkelheit umso passender.
Doch auch der Gästeblock konnte, trotz zahlenmäßiger und damit verbundener lautstärketechnischer Unterlegenheit ab und an eigene Akzente setzen. So überzeugten insbesondere die ersten sowie die letzten fünf Minuten der Partie, in denen jeweils der gesamte Block mitgenommen werden konnte. In der restlichen Zeit gabs ebenso einige Ausreißer nach oben, in den z.B. der gesamte Block hüpfte, während der aktive Kern, der in etwa die untere Hälfte des Blocks ausmachte, sowieso ständig in Bewegung war. Unterm Strich definitiv nicht schlecht, sondern, wie schon zu Beginn des Jahres in Frankfurt, um einiges besser als erwartet. Da steigt bereits die Vorfreude auf den Besuch des Dreisamstadions, der bereits für 2019 fest eingeplant ist.
Sportlich gings für den abstiegsbedrohten Clubb gegen den potenziellen Mitkonkurrenten um einiges. Doch das, was an diesem Nachmittag geboten wurde, hatte mit Fussball nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ein weiter Freistoßtreffer brachte den Gästen in der 19. Minute die Führung, was auch gleichzeitig die einzige nennenswerte Chance der Freiburger im gesamten Spiel gewesen sein dürfte.
Ab da an spielte nur noch Nürnberg, kam sogar zu sage und schreibe einem Dutzend Eckbälle und vielen weiteren Freistößen, konnte jedoch aus keinem der unterm Strich hoffnungslos ungefährlichen Standards auch nur irgendein Kapital schlagen. Somit zeigte der FCN über 90 Minuten eindrucksvoll, wie man aus den höheren Spielanteilen und Chancen am wenigsten mitnimmt und warum der Clubb tabellarisch dort steht wo er nunmal steht: Auf dem besten Weg zurück in die zweite Liga.
Die Freiburger freuten sich daher nach Spielende zusammen mit ihrem Anhang über die geschenkten drei Punkte, während die Nürnberger Akteure von weiten Teilen des Stadions ausgepfiffen und von der Nordkurve zum Rapport zitiert wurden. Dort schallten anscheinend jedoch aufbauende Worte, die der Anhang mit lautstarken „Kämpfen und Siegen“ – Rufen abschloss. Ist auch gefühlt die bessere Variante als immer nur auf dem Team rumzuhacken, zumal die allgemeine Erwartungshaltung den angepeilten Klassenerhalt wohl niemals übersteigen wird. Und da ist noch eine komplette Rückrunde, um die ersten 17 Spiele auszubügeln.
Wenig später gings auch für uns wieder raus in die Kälte und auf den Weg zurück zur Innenstadt. Mit der erstbesten überfüllten S-Bahn erreichten wir zunächst den Hauptbahnhof, ehe es per U-Bahn zurück zum nun schön beleuchteten Weihnachtsmarkt ging. Ein schnelles Abendessen und einen weiteren Glühwein später wurden noch ein paar Lebkuchen für die Heimat eingepackt, bevor uns die einsetzende Müdigkeit wieder zum Auto trug. Die Rückfahrt konnte, wie erwartet, staufrei in gut zwei Stunden runtergespült werden, sodass wir um kurz vor Mitternacht wieder den Frankfurter Raum erreichten.
Am Ende bleiben klasse Erinnerungen an eine bockstarke Nordkurve und einen ebenso überzeugenden Gästeblock sowie an die Stadt Nürnberg selbst, die nicht nur in der weihnachtlichen Zeit allerhand zu bieten hat und uns sicherlich in nicht allzu ferner Zukunft wiedersehen wird. Das solls nun für das Jahr 2018 gewesen sein.