28.10.2018 3. Runde Coupe de Luxembourg RFC Union Luxembourg - FC Differdange Stade Camille Polfer Endergebnis: 6:7 n.E. (2:2) Zuschauer: 225 Fotoalbum
Sonntag gings mal wieder zum Luxembourger Pokal. Gutes Futter und Tore garantiert waren die Hauptargumente für den Besuch des so bereits im diesjährigen Mai ausgetragenen Duells. Damals war die Partie sogar das Halbfinalspiel, welches für Racing am Ende den Grundstein des erstmaligen Pokalsieges legte. Diesmal zwar „nur“ die dritte Runde, dafür stehen beide Vereine in der Liga bedeutend besser. Nur dank der besseren Tordifferenz belegen die heutigen Hausherren den zweiten Tabellenplatz vor Differdange. Somit waren die sportlichen Erwartungen gesetzt, während das eigentliche Hauptaugenmerk des Tages auf der Sportstätte lag.
Dank Umbauarbeiten im Stade Achille Hammerel, eigentlicher Heimground von Racing, trägt der Club noch bis März 2019 seine Spiele im eher seltener bespielten Stade Camille Polfer, ehemalige Heimspielstätte von Aris Bonneweg und später CS Alliance Luxembourg (beides Vorgängervereine von Racing), aus. Da der luxembourger Spielplan zumeist erst wenige Tage vor dem Wochenende die genauen Ansetzungen preisgibt, erhielt der schon länger geplante Besuch höhere Priorität. Dass man dadurch in diesem Jahr nun schon drei Heimspielen des RFCU beiwohnte, nahm man dann einfach mal so hin. Abwechslung gibt’s ja bekanntlich an jedem beliebigen weiteren Wochenende.
Daher gings Sonntagnachmittags gen Hauptstadt des Großherzogtums, wo das Gefährt im schicken Wohnviertel von Bonneweg (eigentlich fällt mir spontan kein Wohngebiet ein, das das Prädikat „wohlgepflegt“ nicht verdient hätte) einen Platz unweit des Stadions fand. An der Kasse rieb man sich unterdessen verwundert die Augen, da lediglich sechs Taler pro Nase aufgerufen wurden. In Luxembourg sehr billig, ist doch der Zehner bei Clubs der ersten beiden Ligen mittlerweile absoluter Standard.
Die Freude über den vergleichsweise billigen Eintritt wurde dann jedoch von der Anlage getrübt. Von den ikonischen großen Stehrängen war keine Spur mehr, lediglich ein kleines Stück zum Schutz der Stromkästen eines Flutlichtes zeugte vom einstigen Ausbau der Anlage. Schade, dass der Beton vermutlich über die Jahre zu stark bröckelte. So stellt die kleine Haupttribüne den einzig verbliebenen Ausbau des mittig im Wohngebiet und im Schatten einer Schule gelegenen Stadions dar, das wie so viele Plätze im Osten der Hauptstadt in direkter Einflugschneise der Landebahn des Flughafens Findel liegt. Etliche Maschinen im Tiefflug bildeten daher eine schicke Kulisse vorm ansonsten trüben Himmel. Allgemein bekam man die immer frostiger werdenden Temperaturen durch starken Wind heftig zu spüren. Kam irgendwie plötzlich, zumal man vor gut zwei bis drei Wochen noch im T-Shirt herumspazierte.
Die kühle Brise fegte wohl auch einmal über die Motivation der Zuschauer, die in nur stark begrenzter Zahl insbesondere die überdachte Tribüne bevölkerten. Gesänge, Fahnen oder sonstiges Tifo gabs daher wie erwartet keine. Somit lag der Fokus auf dem Sportlichen und der kulinarischen Verköstigung, wobei man Letzterem in den Anfangsminuten etwas zu viel Zeit einräumte und daher das Blitzschnelle 0:1 der Gäste verpasste. Bitter. Dafür noch ein paar Worte zum Futter: Für drei Euro, die in Form von farbigen Pokerchips am Stand eingelöst werden konnten, gabs mal wieder eine phänomenale Mettwurschd mit scharfer Sauce Andalouse, die den eigenen Gaumen vollends überzeugte. Die guten Pommes mit ebenfalls geilen Saucen waren danach nur nach das i-Tüpfelchen der astreinen Verpflegung in luxembourger Stadien. Die können richtig was am Grill!
Gesättigt sah man nun das 1:1 durch den Titelverteidiger, ehe Differdange wieder zur Führung treffen konnte. Das ansehnliche und hart umkämpfte Spiel, bei dem es auch des Öfteren zu Rudelbildungen kam, geizte im weiteren Verlauf lediglich mit Chancen. Bis auf den 2:2 Ausgleich durch Racing, bei dem mit Thomas Birk eine ehemalige Stammkraft der SV Elversberg mittlerweile seine Brötchen verdient, nach einem Abwehrfehler kam so gut wie kein Ball auf den gegnerischen Kasten. Frierend bangte man bis zur letzten Minute um einen erlösenden Treffer für eines der beiden Teams, doch die hatten wohl andere Pläne.
Dreißig Minuten gabs daher obendrauf, die sich nicht sonderlich von den ersten beiden Halbzeiten unterscheiden liesen. Ein stetiges Pochen auf eine Entscheidung mit abwechselnden Druckphasen, in denen jedoch keine Mannschaft wirklich viel riskierte und daher Chancen absolute Mangelware waren. Als dann die Gäste auch noch ihren Torhüter auswechselten war jedem der noch anwesenden Hartgesottenen klar, was als nächstes kommen würde. Für mich im Übrigen das erste Elfmeterschießen seit April 2014, als sich Elversberg damals gegen Mettlach im Pokalhalbfinale recht schwer tat.
Die eigene Torstatistik freute sich daher in der Folge über etliche Treffer, ehe Differdange mit dem insgesamt zwölften Schuss den Sack zu machte und in die nächste Runde einzog. Für Racing endete damit die Mission Titelverteidigung recht früh, während sich die Gäste über den Sieg im Nervenkrimi lautstark freuten. Für uns gings derweilen im Stechschritt zurück ins Gefährt, wo eingefrorene Gliedmaßen so langsam wieder auftauten. Nach einem Tankstopp unweit der Grenze erreichte man wenig später wieder das Trierer Umland.
An die Kälte müssen wir uns wohl erstmal wieder gewöhnen. Ebenso an die Tatsache, dass ein Kick mit einer Anstosszeit um vier Uhr definitiv zu einem Flutlichtspiel wird. Winter eben.