Kreisliga: SV Kell – TuS Reinsfeld

12.09.2018
5. Spieltag Kreisliga B Mosel/Hochwald
SV Kell - TuS Reinsfeld
Sportplatz Kell am See
Endergebnis: 2:6 (1:5)
Zuschauer: 400
Fotoalbum

Vor geraumen Uhrzeiten, also quasi letzte Woche noch, herrschte bei uns der allgemeine Glaube, dass Fussball unterhalb der sechsten Liga wohl niemals in unseren Fokus fallen würde. Zu fern vom sportlichen Unterhaltungswert, von schicken Buden und sowas wie Fans mal ganz zu schweigen. Dieser Grundsatz, welcher uns, bis auf zwei Ausnahmen, schon die letzten beiden Jahre begleitete, wurde an diesem Wochenende über Bord geworfen.

Der Grund dafür war so banal wie absehbar: So gut wie alle höherklassigen Stadien und Sportplätze in der Nähe wurden mittlerweile weggegroundet, die nächsten interessanten Partien liegen gut 200 Kilometer entfernt oder finden am, in dieser Saison fast schon unumstößlichen, Samstag statt. Mal von der aktuellen Arbeitsbelastung mit Uniabschluss und gleichzeitiger Jobsuche eh schon knappen Zeit ganz zu schweigen, fehlt da ab und an auch einfach die Motivation, für nen schnöden Oberligakick hunderte Kilometer runterzuschrubben. Dennoch fussballhungrig, aber eben lediglich mit einem durch eine baldige Tour geschmälerten Geldbeutel ausgestattet, galt der Blick zwangsläufig dem hiesigen Amateurfussball. Und zwar in aller Breite.

Da der Sonntag mittlerweile zeitlich schon recht weit fortgeschritten war, suchte man nach einem Kick unter der Woche, der auch gut nach dem Abendessen drin wäre. Und siehe da: Mit Kell gegen Reinsfeld stand am Mittwoch zur besten Sendezeit um 20.15 sogar ein kleines Derby in der Kreisliga B an. Yay. Neunte Liga ist auch für mich Neuland, weshalb man diese Erfahrung nicht alleine machen wollte. Da die ausgewählte Partie aber gegen jegliche fußballerische Grundsätze meiner besseren Hälfte verstieß, überredete man Kumpel Kev zur Anreise aus dem Saarland. Geteiltes Leid und so. Und außerdem mussten ja noch ein paar Details zur Tour in der nächsten Woche geklärt werden. Unterm Strich wusste man zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, was man überhaupt erwarten sollte. Ein neuer Ground wird drin sein, dazu vielleicht ein paar mehr Tore als sonst… ist ja immerhin Tabellenführer Reinsfeld zu Gast, bisher noch einzige Mannschaft ohne Punktverlust. Wird schon schiefgehen.

Über die, für den Hochwald normalen, besseren Feldwege gings auf die kurze Anreise nach Kell am See, wo das Gefährt einen Stellplatz zwischen Gänseblümchen auf einer Wiese direkt neben der Anlage fand. Dank der mittlerweile doch recht früh einsetzenden Dunkelheit wies mir das Flutlicht den Weg zum Eingang, an dem sich Kev bereits die Beine in den Bauch stand. Eine Kasse gabs wie zu erwarten keine, dafür stiegen bereits dichte Rauchschwaden aus der Grillbude. Würstchen, Currywurst, Frikadellen… alles was der Herz begehrt. Kev griff später einmal zu und nickte die Weiße ab, für mich gabs dank vorherigem Abendessen ausnahmsweise nichts. Mit zwei Euro für Spieß, Trank und späteren Eintritt erwies sich die Geschichte auch als recht kostengünstig.

Durch die überraschend zahlreichen Zuschauer gruben wir uns einen Weg ans andere Ende des Platzes, wo das Ausmaß des Andrangs erst so richtig deutlich wurde. Da fast nur eine Seite benutzt wurde, quetschten sich hier für die Kreisliga rekordverdächtige 400 Nasen an den Spielfeldrand, wovon etliche grün-weiße Reinsfelder sich auf die kurze Anreise begaben und somit wohl deren halbes Dorf verwaist gewesen sein dürfte. Für einen Mittwochabend echt nicht schlecht.

Auf der Heimseite hing sogar eine Zaunfahne, nämlich die der „Ultras Kell“. Wobei sich das hier ein wenig invertiert gestaltete, waren doch die „Ultras“ die einzigen Zuschauer, die das Spiel auf Stühlen sitzend verfolgten. Gesänge gabs natürlich keine und auch sonst gibt’s nicht viel über die kleine Anlage zu berichten, die in einem kleinen Tälchen zwischen Wald und Landstraße errichtet wurde. Dennoch fühlte man sich irgendwie wohl. Fussball ist eben doch Fussball, ganz egal in welcher Liga.

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Auch sportlich ging der Besuch klar, vor allem mit Blick auf die nicht vorhandene Toranzeige. Trotz gutem Fight der Hausherren schienen die Gäste mehr als eine Klasse besser und zerlegten Kell in der ersten Halbzeit, inklusive einem Phantomtor durch ein Loch im Netz (Kabelbinder tun‘s zur Not auch). Acht Treffer standen am Ende zu Buche, worüber sich die eigene Statistik freuen darf. Zufriedener als Gedacht gings daher auf die Heimreise, die die anfängliche Erkenntnis weiter untermauerte: Kreisliga hat ab und an auch mal was!