DFB-Pokal: SV Elversberg – VfL Wolfsburg

18.08.2018
1. Runde DFB-Pokal
SV Elversberg - VfL Wolfsburg
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 5.321 (ca. 500 Gäste)
Fotoalbum

Nach drei langen Jahren qualifizierte sich die SVE endlich wieder über den Gewinn des Saarlandpokals für den DFB-Pokal. Die Auslosung, welche von den Anhängern der Elversberger in Form einer kleinen Partie gebührend gefeiert wurde, brachte dann erstmal Ernüchterung. Mit dem VfL Wolfsburg bekam man nicht wirklich einen Wunschgegner vor die Augen, musste sich aber gleichzeitig keinerlei Gedanken um den Austragungsort machen. Immerhin ein Bundesligist. Und vielleicht wird der Anhang der Wölfe in diesem Spiel überzeugen, so die Gedankengänge im direkten Anschluss.

Die Wochen vor dem Pokalspiel gestalteten sich aufgrund des katastrophalen Saisonstarts der Sportvereinigung alles andere als rosig, sodass die Partie zu keinem wirklich günstigen Zeitpunkt stattfinden sollte. Querelen zwischen Fans, Spielern und insbesondere dem umstrittenen Trainer Roland Seitz bremsten die Vorfreude auf ein großes Fussballfest enorm. Sorgen um einen sportlichen Totalschaden gegen einen Bundesligisten standen dem anderen Extrem gegenüber, dass ein Weiterkommen die Trainerposition weiter zementieren könnte.

Nichtsdestotrotz raffte sich der Elversberger Anhang im Vorfeld auf und investierte viel Zeit in eine Choreo, die den 111. Geburtstag des Vereins zelebrierte. Daher fanden sich erste Anhänger der Schwarz-Weißen schon gute vier Stunden vor Anpfiff im Stadion ein, um die optische Aktion ohne neugierige Blicke in Ruhe vorzubereiten. Dank eigens für das Spiel erlangter Innenraumkarte eröffnete sich für uns dabei die Möglichkeit, die leere Kaiserlinde aus ganz ungewohnten Perspektiven abzulichten, bevor sich die Ränge mit näher rückendem Anpfiff zusehends füllten.

Auch der Gästeblock, für den im Vorfeld 450 Karten verkauft wurden, wurde gute zwei Stunden vor Spielbeginn geflutet, wobei auch hier Choreovorbereitungen vernommen werden konnten. Am Ende dürften es gut 500 Wolfsburger gewesen sein, die sich an der durchweg gut besuchten Linde niederließen. Mit den 5.321 Zuschauern konnte man recht zufrieden sein, zumal Fußballbegeisterte, die nur wegen des Gegners kommen würden, mit dem VfL nicht wirklich ins Stadion gelockt werden können. Aber auch irgendwie gut, zumal es so ein Großteil der Stadiongänger wirklich mit den Hausherren hielt. Wo die vielen teils fanatischen Nasen aber bei gewöhnlichen Heimspielen bleiben, scheint mir immer mehr ein Rätsel…

Zurück zum Heimblock, denn pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften erblickte die eingangs erwähnte Choreo das Licht der Welt. Auf einer Blockfahne, welche im mittleren Bereich des Blocks C1 hochgezogen wurde, waren sowohl das Vereinslogo, als auch das Ortswappen mit der Zahl 111 abgebildet. Darunter prangte in großen Lettern der Vereinsname „Sportvereinigung Elversberg e.V.“ am Zaun. Dazu gabs 1000 in akribischer Handarbeit gefertigte schwarz-weiße Folienschwenkfahnen in den Randbereichen und später auch im Bereich der Blockfahne. Natürlich nicht ganz objektiv, fanden wir die Choreo insgesamt phänomenal, zumal einmal wieder der Ablauf bis ins kleinste Detail perfekt funktionierte. Einzig im rechten Randbereich des Blocks fehlte es ein wenig an Fahnen, was jedoch eher am dortigen fehlenden Zuschaueraufkommen lag, als an zu wenigen Fähnchen. Dennoch stark.

Im Anschluss führte der Anhang den Protest gegen den aktuellen Trainer fort und zeigte ein großes „Seitz raus!“ – Banner, bevor alle aktuellen Ligasorgen beiseitegelegt wurden und die volle Aufmerksamkeit dem Pokalspiel galt. Die akustische Unterstützung gestaltete sich in der ersten Hälfte entsprechend gut, im zweiten Durchgang sogar überragend. Das größtenteils einfache und spielbezogene Liedgut mit schnellen Wechseln wurde von vielen Kehlen getragen, später sogar vom halben Stadion. In Drangphasen der Hausherren wurde es oft richtig laut, weshalb man im Allgemeinen von der Stimmung mehr als angetan war. So könnte es gerne öfter an der Linde zugehen, nicht nur bei ganz großen Spielen. Eine weitere optische Aktion der Heimfans in Form von Wurfrollen zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte indes nicht unbedingt den gewünschten Effekt.

Auf der Gegenseite verlieh der Anhang des VfL Wolfsburg seinem Wunsch der Logoänderung zurück zum Zinnenwappen mit etlichen Zaunfahnen und Bannern Nachdruck, ehe auch hier zu Spielbeginn eine Choreo anstand. Unter dem Motto „Erstklassig seit 1997“ eröffneten die Gäste mit einem Chaosintro bestehend aus unzähligen Schwenkfahnen, Wurfrollen, Konfetti und Luftballons das Spiel. Im Anschluss beteiligten sich die Ultras am bundesweiten Protest gegen den Verband mit Hilfe des Spruchbandes „DFB, DFL & Co. – Ihr werdet von uns hören“, bevor drei große Überziehfahnen den Beginn einer Pyroshow einläuteten. Grüner und weißer Rauch erhob sich wenig später in den sommerlichen Himmel, der gut was hermachte. Ein bisschen mehr hätte es aber schon sein dürfen, wobei der auffrischende Wind nicht unbedingt behilflich schien.

Danach zeigte sich der Block mit beständigem Fahneneinsatz und einigen Klatscheinlagen gut aufgelegt, doch so wirklich hören konnte man die Gäste kaum. Der Support klang eher nach angezogener Handbremse erreichte nur selten eine akzeptable Lautstärke. Selbst längere Pausen, vor allem im ersten Durchgang, erhielten Einzug in den Spielsupport. Da hätte man ehrlich gesagt mehr erwartet, wobei man sich im Vorfeld gar nicht mal so sicher war, was man denn eigentlich erwarten sollte. War persönlich immerhin erst das zweite Spiel des VfL, beide Male auswärts.

Auf dem Rasen traute man zunächst seinen Augen kaum, denn die SVE spielte endlich wieder richtig guten Fussball. Kampfgeist, Einsatz, Spielideen… all das, was in den vergangenen Wochen fehlte, war plötzlich auf dem Platz präsent. Die Hoffnung, dass heute gegen den Großen was gehen könnte, machte innerhalb der ersten fünf Minuten die Runde. Der Pokal hat ja bekanntlich seine eigenen Gesetze, von denen Elversberg in seinen bisherigen Auftritten nur zu gerne Gebrauch machte. Aber so viel zum Phrasenschwein.

Die erfrischend aufspielende SVE erspielte sich etliche gute Chancen, während die Abwehr den wenigen Angriffsversuchen der Gäste standhielt. Doch leider verpeilte es die Offensive der Hausherren mal wieder, sich gegen wirklich ungefährliche Wölfe zu belohnen und kassierte dafür in der 76. Minute die Quittung. Nach einer Flanke in den Strafraum stand Wolfsburgs Ginczek plötzlich frei und köpfte ohne Gegenwehr zum 0:1. Mitten ins Herz der Elversberger Euphorie, die im Moment dabei war, den Ball eigentlich ins andere Tor zu tragen. Bitter, mehr kann man dazu nicht sagen. Das Tor sollte trotz mehrmaliger weiterer Torchancen der SVE das einzige des Tages bleiben, alles Aufbäumen in den letzten Minuten trug keine Früchte. Schade, aber wenn man bei so vielen Chancen keinen Treffer erzielt…

Ein deutlicher, wenn nicht sogar hoher Sieg gegen den Bundesligisten wäre an diesem Tag definitiv im Bereich des Möglichen gewesen. So zogen die Gäste irgendwo zwischen abgezockt und glücklich in die nächste Runde ein, während auf der Seite der Elversberger zumindest das gute Gefühl bleibt, eine astreine Leistung auf dem Platz abgerufen zu haben. Dies wurde auch von den Rängen mit verdientem Applaus honoriert, sodass die Akteure der Saarländer erhobenen Hauptes das Spielfeld verliesen. Vielleicht lässt das Spiel endlich den Knoten auch in der Liga platzen. Zu hoffen wäre es allemal.

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Übrig bleibt zumindest die Erinnerung an einen der seltenen, starken gesanglichen Auftritten der SVE sowie an eine schicke Choreo, die auf vielen Bildern verewigt wurde.