12.07.2018 1. Qualifikationsrunde Europaleague RFC Union Luxembourg - FC Viitorul Constanta Stade Josy Barthel Endergebnis: 0:2 (0:1) Zuschauer: 1.436 (ca. 600 Gäste) Fotoalbum
Nach ungewöhnlich langen vier Wochen Pause erwischte mich der Saisonstart dann doch etwas aus dem Nichts. Zumal man eigentlich die Quali-Spiele im beschaulichen Luxembourg mangels Gegnerattraktivität gänzlich von der Liste strich. Mit Prishtina, Qäbälä, Mol Vidi und Viitorul dürfte die Auslosung im Nachbarland die so ziemlich Dürftigste der letzten Jahre gewesen sein und nicht nur bei uns für Ernüchterung gesorgt haben. Die Vereine versuchten indes mit aller Gewalt das ohnehin schon geringe Zuschauerinteresse mit erhöhten Ticketpreisen zu kompensieren, wodurch teilweise Preise um die 25 Tacken für nen Sitzer aufgerufen wurden. Da lob ich mir doch stattdessen die Liege im Garten.
Dennoch war es am Ende die auf dem Papier unattraktivste Partie, die plötzlich wieder in den Blickpunkt rückte. Der rumänische Erstligist FC Viitorul Constanta gab sich die Ehre im Großherzogtum… bitte wer? Gerade mal im Jahr 2009 gegründet spielt der Verein, der auf Deutsch Zukunft bedeutet, seit 2012 in der ersten Liga und wurde 2017 sogar nationaler Meister. Möglich wurde dies durch den Eigentümer, Präsident und Trainer des Clubs in Form von Gheorghe Hagi, der als größter rumänischer Spieler aller Zeiten gilt und einen echten Legendenstatus innehat.
Unterm Strich fragte man sich berechtigterweise, ob ein solch neuer Verein irgendwelche Anhänger um sich scharen kann, zumal man auf einschlägigen Internetseiten keine aktive Fanszene ausmachen konnte. Der Hauptstadtclub Racing, seines Zeichens Gastgeber und zum ersten Mal seit Gründung des Fusionsvereins auf internationalem Parkett vertreten, lockte daher gerade richtig mit freiem Eintritt um die Gunst der Fussballfans. Diese Tatsache und die Anfrage von Kumpel Kev waren am Ende entscheidend dafür, dass man sich an einem sonnigen Donnerstagabend über die Grenze bewegte.
Dass das Spiel mal wieder einen Besuch im Nationalstadion bedeutete ließ nicht unbedingt Euphorie aufkeimen (Der letzte Besuch datierte gerade mal im Juni), die letztliche Ankunft im Stadionumfeld dagegen schon. Hunderte rumänische Gästefans machten sich vor den Stadiontoren breit, die Meisten eingekleidet in den Nationalfarben. Lange Schlangen am Ticketschalter liesen indes einen massiven Zuschauerandrang vermuten. Na geht doch, besser als auch nur ansatzweiße erwartet. Das Gefährt fand seinen Platz im benachbarten kostenlosen Parkhaus, ehe man sich schonmal in die Schlange begab und wenig später auf den gerade ankommenden Kumpanen traf.
Leider schien das Kontingent der kostenlosen Tickets auf der Haupttribüne schon „ausverkauft“, was wir kurz vor Anreise übers Internet erfuhren. Gnädigerweiße öffnete der Club einen Seitenblock und rief dafür schlappe fünfzehn Euro pro Nase auf. Aber hej, gegenüber den knackigen 30 Tacken (!) für die restlichen Sitze auf der Haupt ein echter Schnapper! Tatsächlich frage ich mich in solchen Situationen manchmal, ob die Vereine zu solch wichtigen Spielen auch einfach keine Zuschauer wollen… Da macht ein Verein mit sowieso, sogar für luxembourger Verhältnisse, chronisch wenigen Fans einen auf spendabel und lockt eine ordentliche Anzahl an Leuten an, nur um diesen dann die Kohle aus den Taschen zu ziehen…
Während man den Eintritt noch zähneknirschend in Kauf nahm, hatte man für die Organisation der Verpflegung nichts als ein ungläubiges Lachen übrig. Nach Informationen anderer Leidgenossen befand sich der Getränkestand schlichtweg im VIP-Raum, für dessen Betreten man zunächst zwei Euro berappen musste. Dafür erwarb man die Berechtigung, sich bei Preisen von fünf Euro für ein Bier aus der Dose über den Tisch ziehen zu lassen. Glücklicherweise, wie man da fast schon sagen muss, erlebte man ähnliche Versuche der Geldmacherei schon in den vergangenen Jahren und war dementsprechend mit Getränken in Auto und einem vollen Magen gewappnet.
Fünfzehn Taler ärmer gings demnach rein in die alte Bude, in der man sich am äußersten Rand des Blocks niederlies. Da lediglich eine Seite des großen Runds geöffnet war, zeigte sich der Blick auf Spielfeld sowie Tribüne nicht unbedingt spektakulär, was an diesem Abend jedoch nicht sonderlich störte. Trotz der hohen Anzahl an Gästefans, die geschätzt fast die Hälfte der anwesenden Zuschauer stellten, waren nur die wenigsten wirklich aus Interesse am eher nichtssagenden rumänischen Club anwesend. Vielmehr dürfte das absolute Groß aus lokalen Expats bestanden haben, was die unzähligen rumänischen Landesfahnen eindrucksvoll bestätigten.
Nichtsdestotrotz mischten sich auch einige Seidenschals und Trikots unter den Gästehaufen, der sich über die gesamte geöffnete Stadionseite erstreckte. Gesänge gabs von dem Haufen dann auch ein paar, wobei gerade die kurzen Viitorul-Rufe durch das Dach eine ordentliche Lautstärke erreichten. Mehr als sporadisch war das Ganze jedoch auch wieder nicht. Ähnliche Situation auf der Heimseite, die ab und an nach Chancen ein paar Racing-Rufe zum Besten gaben. Somit beschränkte man sich größtenteils auf einige Fachsimpeleien sowie dem Planen erster Touren für den baldigen Saisonstart.
Besser unterhielt da schon eher der muntere Kick auf dem Rasen, in dem die Gäste in der 22. Minute per Fallrückzieher in Führung gingen. In der zweiten Hälfte, die sogar noch ein Stück besser ausfiel, war es schließlich ein Elfmeter kurz vor Schluss, der den Gästen das zweite Auswärtstor bescherte und somit die Chancen von Racing auf ein Weiterkommen in die zweite Runde nahezu auslöschte. Die Rumänen feierten nach Spielende ihren Helden in Form des Trainers Gheorghe Hagi, während sich die Heimseite wie üblich schnellstmöglich gen Ausgang begab. Auch für uns gings nach einiger Zeit nach draußen und wieder auf den Weg gen Heimat.
Auch wenn der Spielbesuch unterm Strich mehr Schatten als Licht bedeutete, so blieb zumindest ein gutes Gefühl übrig: So langsam geht’s wieder los!