05.06.2018 Länderspiel Luxembourg - Georgien Stade Josy Barthel Endergebnis: 1:0 (0:0) Zuschauer: 1.786 (ca. 30 Gäste) Fotoalbum
Da es die bessere Hälfte aus familiären Gründen für eine knappe Woche in die weite Ferne zog und man selbst, alleine am Uni-Kram sitzend, nichts weiter mit sich anzufangen wusste, schweifte der Blick trotz eigentlich abgeschlossener Saison auf das ein oder andere Spiel im geldbeutelschonenden Umland. Auch eine Möglichkeit, die ansonsten mal wieder viel zu lange Sommerpause etwas zu verkürzen.
Die Wacher über den Volkssport Fussball in Form der Verbände zeigten sich tatsächlich gnädig und terminierten zumindest zwei ganz interessant klingende Partien in das vorgegebene Zeitfenster. Den Anfang machte mal wieder das Nachbarland Luxembourg, das mit einem Länderspiel gegen Georgien aufwartete. Sollte zwar im schon besuchten Stade Josy Barthel stattfinden und auch der Name des Gegners versprühte nicht unbedingt Euphorie, doch die Ankündigung kostenloser Tickets riss es wieder raus. Ein Spiel ist besser als kein Spiel, so viel aber zum Phrasenschwein.
Gegen Dienstagnachmittag quälte man sich daher durch den Feierabendverkehr des Großherzogtums, der seinem guten Ruf mit ellenlangen Staus mal wieder alle Ehre machte. Dank großzügigem Puffer erreichte ich dennoch das stadioneigene Parkhaus gut neunzig Minuten vor Anpfiff, in dem das Gefährt kostenlos ein Dach über dem Kopf hatte. Ein wenig schwang dabei die Hoffnung auf einen Ticketansturm auf die nur für einen Sektor geltenden Freikarten mit, doch der blieb natürlich aus. Den gemeinen Luxembourger bekommt man eben noch nicht mal für lau in ein Stadion…
Dank des nunmehr fünften Besuches an gleicher Stelle (Darf man darauf stolz sein…) und der damit verbundenen Ortskundigkeit gings zur Überbrückung bis zum Anstoss ein wenig per Pedes durchs nahe Viertel, das mit einem schicken Blick über die schwarzen Hausdächer aufwartete. Die Stadt hat schon was, ist jedoch für jeden nicht hier Lebenden regelrecht unbezahlbar. Nach einigen gelaufenen Kilometern holte man sich schließlich sein Gratisticket für den Hintertorbereich am Ticketschalter ab und betrat das weite Rund.
Da eine knappe halbe Stunde vor Anpfiff noch so wirklich gar nichts los war, widmete man sich zunächst der kulinarischen Verköstigung. Obwohl Luxembourg von dieser Seite her zwar regelmäßig zu überzeugen weiß, belegt das angebotene Futter im Nationalstadion seit jeher den letzten Platz der kulinarischen Landestabelle. Kein Grill und keine Fritteuse weit und breit, lediglich in Wasser gekochte Wiener und Mettwürste stellten die einzigen angebotenen Speisen dar. Recht wässrig daher auch der Geschmack der Roten, die zudem im labbrigen Brötchen serviert wurde. Ertränkt in schmackhaftem lokalen Senf ließ sichs aber dennoch irgendwie ertragen.
Letzteres gilt auch fürs Wetter, denn die letzten Sonnenstrahlen und ein auffrischender Wind machten die knappe 30° perfekt zum Fußballschauen. Leider deutete sich selbst zum Einlaufen der Mannschaften eine stark dezimierte Kulisse an. Klar, es ist nur ein Testspiel und darüber hinaus auch noch gegen einen namenlosen Gegner, doch etwas mehr Zuspruch hätte ich mir bei freiem Eintritt dennoch gewünscht.
Während die im gesamten Rund vertretene Handvoll Gästefans neben einigen Landesfahnen nicht weiter auffielen, flaggte zur eigenen Freude zumindest der kleine Ultra-Haufen der Hausherren seine Fahnen an den Zaun. Hinter den Lappen der „M-Block Fanatics 95“ versammelte sich in der Folge ein recht ansehnlicher Haufen, der zum Erklingen der Nationalhymne mit dem Spruchband „Fräiheet fir de Gilles“ (Freiheit für Gilles) in Erscheinung trat. Hintergründe dazu sind mir leider nicht bekannt.
In Sachen Tifo wehte eine einzige Schwenkfahne konstant in der Luft, während ein Capo samt Megaphon den anwachsenden Haufen dirigierte. Zu den Klängen einer lauten Trommel gabs bekannte Melodien mit stets auf Luxembourgerischer Landessprache gehaltenen Texten, die ab und an eine anständige Lautstärke erreichten. Echt besser, als es der erste Blick vermuten ließ. Besonders ein langer Gesang auf den alten Pop-Hit „Dragostea din tei“ ging ordentlich ins Ohr, während einige Wechselgesänge recht wuchtig rüberkamen. Vom kurzen Stimmungshänger zwischen Minute 30 und Halbzeit mal abgesehen, ein echt solider Auftritt und besser als für ein solches Spiel erwartet.
Somit wäre das Highlight der Partie in Form der Heimkurve schonmal abgehakt, denn das zerfahrene Gebolze konnte man sich fast nicht mitansehen. Erst die Halbzeitshow erregte wieder die Aufmerksamkeit des anwesenden Publikums. Nicht jedoch aufgrund einer außergewöhnlichen Idee, sondern vielmehr daher, da der für das Torwandschießen auserkorene Teilnehmer schlicht nicht anwesend war. Die erneute Kandidatensuche über eine Website zog sich so lange, dass die Mannschaften schon wieder den Rasen betraten, bevor der letztendlich dritte Ausgerufene den Rasen betrat… mit kaputtem Bein! Leider scheiterten alle drei Versuche, sodass der unglückliche Teilnehmer ohne Preis das Spielfeld humpelnd wieder verließ.
Auch die folgende zweite Hälfte spare ich mir lieber, denn der Kick war nicht nur grottenschlecht, sondern wurde zudem durch gefühlt hundert Wechsel noch mehr zerfahren. Einzig das Luxembourger Tor in der 69. Minute bildete einen kleinen Lichtblick, der von den Anwesenden euphorisch zelebriert wurde. Zur sportlichen Überraschung sollte es auch bei diesem Ergebnis bleiben, was der Fankurve in der Schlussphase nochmals ordentlich Schwung verlieh. Da Siege für den kleinen Staat alles andere als selbstverständlich sind, feierte die Mannschaft das Resultat zusammen mit den Fans mit einer kleinen Humba, ehe sich das Stadion schlagartig leerte.
Auch für mich gings wenig später zurück ins Parkhaus, wo trotz kostenfreiem Parken dennoch die Karte am Automaten entwertet werden musste. Durch die nächtliche Großstadt düsend gings wenig später wieder zurück in heimische Gefilde. Unterm Strich bleibt eigentlich nur eins zu sagen: Ich freu mich aufs neue Nationalstadion!