07.03.2018 14. Spieltag Nationaldivision Union Titus Pétange - FC Rodange 91 Stade Municipal de Pétange Endergebnis: 1:1 (0:0) Zuschauer: 480 Fotoalbum
Auch nach unserer Wiederankunft aus Augsburg hatte der erneute Wintereinbruch den Südwesten fest im Griff. Die Absage des Sonntagskicks im benachbarten Luxembourg kam demnach wenig überraschend, weshalb man schon früh nach Alternativen unter der Woche Ausschau hielt.
Und tatsächlich trat derselbe Verein, den man eigentlich sonntags besuchen wollte, mittwochs zu einem der vielen Nachholspiele an. Und es kam sogar noch besser, denn beim Nachholspiel sollte es sich sogar um ein Derby gegen die Nachbarstadt halten. Grund genug, am späten Mittwochnachmittag ins Nachbarland aufzubrechen.
Nach einem obligatorischen Tankstopp unweit der Grenze ging erstaunlich geschmeidig durch den luxembourger Abendverkehr in den Westen des Landes. Unser Ziel lautete Pétange, was an den Grenzen zu Belgien und Frankreich liegt. Ähnlich wie bei Jeunesse Esch liegt auch hier das Stadion nur einen Steinwurf entfernt vom nächsten Land.
Geparkt wurde direkt neben der Anlage, die im Anschluss für den typischen Zehner betreten werden konnte. Und das Teil machte vom Fleck weg einen schicken Eindruck! Auf der einen Seite sticht die alte Haupttribüne mit ihrer mehr als ungewöhnlichen Dachkonstruktion ins Auge, die im diffusen Licht der Nacht durch Scheinwerfer von unten beleuchtet wurde. Auf der anderen Seite bietet die neu gebaute VIP-Tribüne mit ihrem modernen Look das optische Gegenstück. Eine wirklich einmalige Anlage, die auch in Luxembourg einen Seltenheitswert besitzt.
Da wir noch recht früh dran waren (wie gesagt, es war mehr als erstaunlich, dass wir unser Ziel absolut staufrei erreichten), gings zunächst zwecks Abendessen an die Buvette. Die rote Bratwurst, oder auch Mettwurschd, wie sie hier genannt wird, schmeckte absolut hervorragend und passte perfekt ins ständig überzeugende kulinarische Angebot der Nachbarn.
Mit unserem Seitenwechsel unter die neue VIP-Tribüne, wo wir auch den Rest des Spieles verweilen, füllte sich die Anlage für einen Termin unter der Woche schnell. Am Ende waren es knapp 500 Schaulustige, die sich das Nachbarschaftsduell ansahen. Zu unserem Erstaunen sammelte sich ein kleiner Haufen Heimfans auf der alten Haupttribüne und werkelte sogar an einer Choreo. Selbige wurde zum Einlaufen der Mannschaften hochgezogen und zeigte den Vereinsnamen sowie eine Faust, die das Logo des Nachbarclubs Rodange zerquetschte.
Danach gabs gut 90 Minuten Dauersupport von dem etwa 30 Mann starken Haufen, der jedoch zum großen Teil aus Kindern bestand. Immerhin etwas. Nichtsdestotrotz kamen eine Trommel, mehrere Schwenkfahnen mit dem Vereinslogo sowie ein Capo samt Megaphon zum Einsatz. Ebenfalls ins Auge stachen zwei vor dem Mob befestigte Gruppenfahnen der „South Lions“, der einzigen Fangruppierung von Union.
Neben einigen Hüpfeinlagen bot der Haufen akustisch eine gute Mischung aus bekannten und teilweise unbekannten Melodien aus Deutschland und Frankreich, welche auf Deutsch, Französisch und Luxembourgerisch vorgetragen wurden. Auch der ein oder andere Schmähgesang gegen Rodange war zu hören. Unterm Strich wurden zwar keine Bäume ausgerissen, doch für Luxembourg stellen eine 90 minütige Unterstützung eine absolute Seltenheit dar und sind aller Ehren wert.
Recht seltsam war dagegen das Vereinslied, welches ganze drei Mal während den Pausen lief. Dabei handelte sich um einen Abklatsch der Hymne des FC Köln. Statt „Üvverall jitt et Fans vum FC Kölle“ ertönte „Überall gebbt es Fans vom Titus Peiteng“. Da waren mal wieder ganz innovative Leute am Werk…
Sportlich stellte das Derby ein Duell zweier abstiegsgefährdeten Teams dar, denn beide Mannschaften stehen nur knapp überm Strich. So war es wenig verwunderlich, dass der Kampf auf dem Platz die spielerische Klasse überragen sollte. Im immer wieder einsetzenden Graupelschauer konnte Union zwar mehr Spielanteile für sich behaupten, doch so wirklich Zwingendes war nicht dabei.
Erst in der 51. Minute schepperte es. Union traf zum bisher verdienten 1:0 und lies seine Anhänger jubeln. Kurze Zeit später flog der Gästekeeper nach einem Foul außerhalb des Strafraums mit glatt Rot vom Platz, sodass sein etwas vollschlankerer Nachfolger den Platz im Kasten übernehmen musste. Auch danach gings heiß her. Fünf gelbe Karten innerhalb weniger Minuten sprechen für sich, auch wenn die Spielqualität merklich darunter litt.
Mit einem unsäglichen Standfussball und Abseitspositionen alle paar Sekunden plätscherte das Geschehen vor sich hin, ehe sich Rodange gegen Ende überraschend aufbäumte. In Unterzahl gelang den Roten schlussendlich das 1:1, was die Unfähigkeit der Gastgeber gebührend bestrafte. Wenig später sah ein weiterer Akteur der Gäste die rote Karte, was gleichzeitig das Ende einer spielerisch mauen, aber dann doch recht unterhaltsamen Partie bedeutete.
Die Heimfans präsentierten daraufhin noch eine kleine Pyroshow bestehend aus weißem und blauen Rauch sowie einer kleinen Fackel. Dass solls dann aber auch gewesen sein. Mehr als zufrieden (und immer noch überrascht über den Haufen Heimfans) gings gen Auto und wieder zurück in die Heimat.