WM-Qualifikation: Luxembourg – Bulgarien

10.10.2017
10. Spieltag WM-Qualifikation
Luxembourg - Bulgarien
Stade Josy Barthel
Endergebnis: 1:1 (1:0)
Zuschauer: 2.936 (ca. 400 Gäste)
Fotoalbum

Normalerweise ist das Interesse gegenüber Länderspielen ja eher bescheiden, da man nicht zuletzt auf eine gute Stimmung im Stadion aus ist. Nichtsdestotrotz verfolgte man die Qualifikation zur nächsten WM mit einem Auge und erhaschte ab und an ganz interessante Begegnungen, für die sich eine Anreise vermeintlich lohnte. Aufgrund der relativen Nähe fällt die Wahl in den letzten Jahren häufig auf Luxembourg, die eine aus Fansicht recht ansehnliche Gruppe zugelost bekamen.

War es im März vergangenen Jahres noch Bosnien, welches von vielen Anhängern ins Großherzogtum begleitet wurde, so sollte nun Bulgarien meine Aufmerksamkeit erregen. Vor allem die vielen Videos der Auftritte in Frankreich und den Niederlanden schürten Hoffnung auf eine gute Atmosphäre und erleichterten die Entscheidung für das Spiel.

Für den Anreiseweg setzte man typischerweise auf das eigene Gefährt, welches knapp hinter der Grenze mit genügend günstigem Sprit versorgt wurde, ehe man recht früh in der Nähe der Spielstätte eintraf. Geparkt wurde im Parkhaus auf der gegenüberliegenden Seite, welches seine Tore zu später Stunde kostenlos öffnet. Nach einer halben Runde um das Gelände gings für happige 20€ rein in die Kurve, die eine Stunde vor Spielbeginn noch recht verweist daherkam. Übrigens auch wie der Rest des Stadions.

Nur langsam füllte sich der Block M, in dem sich auch die stimmungsorientierten Anhänger der Löwen sammeln. Dank der Weite der Kurve ist ein guter Überblick über das Stadion durchaus gegeben, der Rasen jedoch in weiter Ferne.

Allgemein ist das Stade Josy Barthel sicherlich nicht mehr das Neuste, versprüht jedoch seinen ganz eigenen, altbackenen Charme. Hier und da fehlen immer noch Sitze, die von unzufriedenen Glasgow Rangers Fans abgebaut wurden, viele der Lautsprecher dröhnen schief und machen fast taub oder funktionieren einfach gar nicht. Seit geraumer Zeit ist in Luxembourg die Rede von einem Neubau, der anscheinend schon beschlossene Sache ist. Ein genauer Termin ist jedoch noch nirgends zu finden, weshalb man wohl noch einige Jahre im Westen der Hauptstadt spielt.

Mit einem wechselnden Blick auf die Uhr und den Gästeblock wich die Vorfreude auf einen guten bulgarischen Mob immer mehr. Lediglich vereinzelte Fans mit Landesfahnen machten sich in der Kurve breit, von einem supportwilligen Mob nichts zu sehen. Immerhin waren schon einige Heimfans in ihrem Block zu Gange und schmückten den Zaun mit allerlei Landes- und der M-Block Fanatics Fahne. Da man von den durchschnittlich 10-15 Mann der Luxembourger in vergangenen Spielen eher wenig mitbekam, hat man immerhin dieses Mal Zeit, das Liedgut etwas genauer zu studieren, so der Gedanke.

Schon fast etwas enttäuscht von der schwachen Kulisse war man plötzlich wieder hellwach: Am Heimeingang detonierte ein lauter Böller, gefolgt von einigen Schlachtrufen. Rauch wurde gezündet, der das Stadion einnebelte und einen wohligen Geruch verbreitete. Wenig später betraten etliche Heimfans das Stadion und versammelten sich in der Mitte der Kurve.

Der erstaunliche Haufen von über 100 Mann machte einen richtig guten Eindruck und erweckte nun doch wieder Vorfreude aufs Spiel. Trotz anfänglich eher trägem Start wusste der Heimmob spätestens ab der frühen Luxembourger Führung vollends zu überzeugen. Lautstarke Gesänge, Hüpf- und Klatscheinlagen sowie ein auf den Boden entsorgtes Bengalo lieferten optisch als auch akustisch ein mehr als ansehnliches Bild ab, was man so in Luxembourg nicht wirklich erwartete und vor allem noch niemals bestaunen durfte.

Auch auf der Gegengerade versammelte sich ein etwa 10-köpfiger Haufen, der häufig in die Gesänge miteinstieg und auch durch den einen oder anderen Wechselgesang auf sich aufmerksam machte. Allgemein bestand der Support durchweg aus bekannten Melodien, die eben etwas massenkompatibler sind. Bei der Sprache ertönte oft Luxembourgerisch mit ein paar eingestreuten Schlachtrufen auf Deutsch.

Aufgrund der fehlenden Trommel erfolgte zumeist ein schneller Wechsel zwischen den Liedern, welche häufig nicht wirklich lange am Stück gesungen wurden. Auch geriet die Masse häufig aus dem Takt und sang im Kanon oder überholte sich am Ende gegenseitig. Nach gut 20 Minuten schwächte sich die Anfangseuphorie ein wenig ab, wobei man es als insgesamt pausenlosen und guten Support wahrnahm.

Die Gegenseite, eigentlicher Grund der Anreise, präsentierte sich viel zurückhaltender als erhofft. Die sehr verteilt stehenden Fans machten nur kurz durch ein paar „Bulgari“- Rufe auf sich aufmerksam, ehe dem später ein kurzer Wechselgesang innerhalb der langgezogenen Kurve folgte. Den Großteil der Partie verfolgten die Gäste jedoch schweigend.

Im für den Ausgang der Qualifikation unbedeutenden Spiel hatten die Gastgeber zu Beginn die Oberhand und gingen nach nicht einmal drei Minuten mit einem Flachschuss in Führung. Auch in der Folge zeigten die Löwen ein gutes Offensivspiel und waren gefühlt näher am zweiten Tor, ehe auch die Gäste langsam in die Partie kamen.

Mitte der ersten Hälfte sorgte der luxembourger Torwart für erheiterte Gesichter, als er zuerst einen bulgarischen Angreifer ausspielte, sich dabei jedoch verletzte und länger behandelt werden musste. Unspektakulär ging es weiter, ehe die Gäste in der 68. Spielminute nach einem Freistoss zum verdienten Ausgleich trafen.

Bis zum Schluss blieb das Spiel spannend und war vor allem auf Augenhöhe, was alleine schon ein Kompliment für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Luxembourger ist. Dementsprechend groß war der Applaus, als die Roten den Punkt ins Ziel brachten. Damit beendete Luxembourg seine Gruppe zwar als Letzter, erspielte sich aber gegen durchweg starke Gegner ganze sechs Punkte, was bei der Auslosung sicherlich nicht zu erwarten gewesen wäre.

Nachdem die ausgewogene Feier mit der Mannschaft endete, gings wieder auf die andere Seite zum Parkhaus. Schnell konnte die Parkkarte am Automaten ohne Kosten entwertet werden, bevor man sich wieder auf den Weg zurück begab. Eine knappe Stunde später, mittlerweile kurz vor Mitternacht, erblickte man wieder das kleine Dorf im Trierer Umland.

Hier gibts mehr Fotos!

Unterm Strich eine klasse Partie mit einer mehr als starken Heimseite, obwohl der Grund der Anreise eigentlich bei den Gästen lag. Aber auf eine solche Weise lässt man sich natürlich gerne überraschen!