01.10.2017 4. Spieltag HK Premier League Dreams FC - Southern District RSA Tsing Yi Sports Ground Endergebnis: 4:2 (3:1) Zuschauer: 767 Fotoalbum
Nach dem Doppler am Samstagnachmittag sollte sonntags mit der elften Partie auch schon die letzte der Tour stattfinden. In viereinhalb Wochen eine ganz gute Ausbeute, wie ich finde. Um lange Anreisewege und Bahnfahrten mussten wir uns dieses Mal keine Gedanken machen, denn der anvisierte Tsing Yi Sports Ground liegt, wie der Name schon vermuten lässt, auf der Insel Tsing Yi, auf der wir in den letzten Wochen untergebracht waren.
Aufgrund eines Anreiseweges von knapp einem Kilometer verzichtete man auf jegliche öffentliche Transportmittel und nahm den Weg zu Fuß in Angriff. Bei tropischen Temperaturen normal nicht ganz angenehm, doch ein Großteil konnte über die Uferpromenade der Insel zurückgelegt werden, frischer Meereswind inklusive. Zudem durfte man sich über den Anblick des benachbarten Kowloon erfreuen. Immer wieder geil, welche Aussichten sich hier aus wirklich jedem Winkel der Stadt ergeben.
Nach einer knappen Viertelstunde gemütlichen Spaziergangs erreichte man auch schon die Anlage unweit eines kleinen Parks. Durch selbigen gelangten wir zunächst zu einem verschlossenen Tor, welches die angepeilte Möglichkeit für Fotos war. Leider ist das Stadion nur einseitig ausgebaut, was eine Umrundung im Ligabetrieb unmöglich macht. Da lassen die Offiziellen nicht viel mit sich reden, was die Erfahrung bisher so zeigte. Und auf einen Platz als Zaungast hat man sowieso keine Lust. Ein paar Fotos der Tribüne mit angrenzendem Freibad sowie einem gigantischen Gebäudekomplex im Hintergrund sprangen dabei aber heraus.
Über einen Treppenaufgang konnte man zudem einen Blick aus erhöhter Position auf die Rückseite der Tribüne erhaschen, was den eigenen Hunger nach guten Aufnahmen letztendlich zu stillen wusste. Den Durst stillte man derweilen in einem angrenzenden Supermarkt, wo das Wasser bei Weitem günstiger als im Stadion angeboten wird. Rein bekommt man hier, zumindest bei kleineren Spielen, so ziemlich alles. Wasser und Mittagessen bringt man sich daher am besten von unterwegs mit. Doch auch durch das Stadionfutter wird man nicht wirklich arm, anders als in der Heimat.
Die Tickets gabs für erstaunlich günstige 60HK$ (etwa 7€). Liegt aber wahrscheinlich daran, dass hier ein neugegründeter Club spielt, der sich zunächst sowas wie eine Anhängerschaft aufbauen will. Der Dreams FC, mit der eher ungewöhnlichen Vereinsfarbe pink, wurde erst im Sommer 2017 geformt. Vorläufer war ein Verein, dessen Gründung im Jahre 2011 datiert und dessen größtes Problem vor allem eines war: Die Abhängigkeit vom Hauptsponsor.
Dadurch resultierten viele Namensänderungen und beinahe-Bankrotte, wenn der Sponsor mal keine Lust mehr hatte. Nach der Übernahme durch den Investor Ryan Yeung, dessen Vater im Übrigen Besitzer des Birmingham FC war, wurden dem Club professionelle Strukturen verliehen und Fit für die erste Liga gemacht. Durch die Wahl von Tsing Yi als Heimat und den günstigen Ticketpreisen gelang es zudem, sich vom Fleck weg eine große Anhängerschaft zu erschließen. So konnte für eine gewisse Zeit für umgerechnet 12€ eine Jahreskarte erworben werden, was für den durchschnittlichen Hongkonger Fussballfan schon Anreiz genug ist.
So war es auch kaum verwunderlich, dass sich zur Partie gegen Southern eine respektable Anzahl auf den Sitzen breit machte. Die Gästefans reisten in eher kleiner Zahl zum heutigen Spiel, brachten jedoch auch einige Zaun- und Schwenkfahnen mit. Southern verfügt übrigens, neben Kitchee, über die zweite Gruppe des Landes, die sich selbst als Ultras bezeichnet. Ob der Begriff für die Gegebenheiten angebracht ist, sei mal da hingestellt, denn die Hand voll gab lediglich vereinzelte Gesänge zum Besten.
Auch auf der Heimseite sammelte sich ein kleines Grüppchen, welches ihre Mannschaft mit ein paar Fanshop Fahnen optisch sowie mit sporadischen Schlachtrufen akustisch unterstützte. Alles nicht viel oder unglaublich gut, doch irgendwie machte das Ganze richtig Spaß und Lust auf Fussball. Vielleicht auch der schon aufkeimenden Sehnsucht bedingt, das nächste halbe Jahr hier kein Spiel sehen zu dürfen. Wer weiß.
Das Stadion selbst, besser gesagt die Tribüne, ist jetzt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, hat aber durchaus ihren eigenen Charme. Mit 1.500 Plätzen nicht sonderlich groß und durch die riesige Laufbahn nicht wirklich ansehnlich, ist es mal wieder das Umfeld, was die Blicke schweifen lässt. Eingerahmt von Wohntürmen kann man dennoch den unverbaubaren Anblick des Hafens und den Inseln dahinter genießen oder den ab und an vorbeifahrenden Schiffen zusehen.
Durch die langsam einsetzende Dunkelheit während des Spiels wurde man zudem Zeuge eines astreinen Sonnenuntergangs, der zunächst den Rasen in ein schickes Orange tauchte, bevor die Wolkenkratzer am Horizont zu leuchten begannen. In völliger Dunkelheit zierten leidglich die großen Lettern am anderen Ende des Spielfelds die Sicht, die den Namen des Stadions in einem farblichen Übergang von Rot bis Gelb bilden. Hat was!
Neben der fabelhaften Aussicht war es jedoch auch das Spiel, welches uns sehr früh in seinen Bann zog. Starke Gastgeber gingen früh in Führung, ehe Southern in der 30. Minute per schönem Schlenzer ausgleichen konnte. Kurze Zeit später stellte Dreams den alten Abstand durch ein Traumtor aus 20 Metern wieder her. Alle Treffer fielen bis dahin von Schusspositionen außerhalb des Strafraums. Kurz vor der Pause gelang Dreams sogar noch das 3:1, was die überragende erste Hälfte beendete.
Das gute Niveau konnte im zweiten Durchgang zunächst nicht ganz erreicht werden. Erst durch den erzwungenen Anschlusstreffer der Gäste in der 71. Minute gings nochmal etwas zur Sache, doch das 4:2 wenig später besiegelte schließlich den absolut verdienten Heimsieg. Die Anhänger der Hausherren feierten ihre Akteure ein wenig, während man bei den Gästen hauptsächlich mit dem Einpacken beschäftigt war.
Für uns gings zügig weiter zum angrenzenden Einkaufszentrum zwecks Abendessen, bevor wir später am Abend das jährliche Feuerwerk im Victoria Harbour besuchten. Leider sollte es das in Sachen Fussball nun gewesen sein. Insgesamt wurden während der Tour elf Spiele besucht, acht davon in Hong Kong. Dabei wurde nicht nur fast die Liga komplettiert, sondern auch viele neue Eindrücke aus dem kleinen Staat am südchinesischen Meer gesammelt. In Sachen Fankultur findet man hier zwar sicherlich nichts Vergleichbares wie in anderen Ostasiatischen Ländern, doch gerade die großartigen Stadien haben es mir definitiv angetan.
Der nächste Besuch steht im Übrigen auch schon fest: Im März 2018 geht es wieder für einige Tage gen Asien. Mal sehen, ob man dann die Komplettierung vermelden kann!