30.09.2017 4. Spieltag HK Premier League Pegasus FC - Eastern Sports Club Hong Kong Stadium Endergebnis: 1:0 (0:0) Zuschauer: 1.288 Fotoalbum
Fünf Wochen im Ausland. Hört sich nach einer verdammt langen Zeit an, ist es aber definitiv nicht. Vor allem dann nicht, wenn man den Großteil des Trips entspannt und sich auf die faule Haut legt. Oder an den Sandstrand, hehe. In der letzten Woche gabs noch eine kurze Stadtführung für ein paar Bekannte aus dem Heimatland, bevor das letzte Wochenende das Finale in Sachen Fussball einläutete.
Den Start markierte gleich ein Doppler am Samstagnachmittag, der von der Partie zwischen Pegasus und Eastern eingeläutet wurde. Eastern? Schonmal gehört? Ja, denn es sollte unser mittlerweile drittes Spiel in Folge mit diesem Verein werden, zumindest in Hongkong. Alles natürlich ohne Absicht und ohne jegliche Sympathien zum Club. Die Spiele passten einfach immer genau in unseren Plan oder stellten Möglichkeiten für neue Grounds dar.
Austragungsort war zudem das Hong Kong Stadium, das mit Abstand größte Stadion des Landes. Kann man sich natürlich nicht entgehen lassen, und so wurde das Spiel ohne große Überlegungen eingeplant. Nachdem man den Mittag zusammen mit der halben Weltbevölkerung in der Innenstadt verbrachte (Kleine Randnotiz: Es war chinesische goldene Woche, so ziemlich jeder hatte frei), gings durch den dichten Verkehr nur langsam gen Metrostation.
Zudem verkalkulierte man sich ein wenig bei der Abfahrtszeit, weshalb man schon sehr schnell feststellen musste, dass das mit dem Anpfiff nichts mehr wird. Dennoch spurtete man schnellstmöglich zur nächsten Station und erreichte schließlich die Haltestelle Causeway Bay auf Hongkong Island. Von dort aus musste per Pedes die bei Fussballfans berühmte Caroline Hill Road erklommen werden, was nochmals zehn Minuten vom nicht vorhandenen Zeitpuffer abknabberte. Und bei der drückenden Hitze zudem sämtliche Kraftreserven aufbrauchte.
Immerhin die Ticketschalter waren noch geöffnet und offerierten die begehrten Karten für einheitliche 80HK$ (in etwa 10€). Mit den Tickets in der Hand gings schleunigst hinein in die gute Stube. Auf der Anzeigetafel versicherte ein 0:0 die Tatsache, dass man auf dem Feld nichts verpasste. Und auch ein Blick ins weite Rund ließ erkennen, dass ebenfalls wenig auf den Tribünen passierte. Glück gehabt.
Recht erschöpft und abgehetzt pflanzten wir unsere Allerwertesten zunächst auf den nächsten freien Sitzplatz hinter dem Tor. Und erst dann konnte man einen ersten Blick auf die gigantische Arena werfen. Was ein Hammer Teil, ehrlich! Eingelassen in einen grünen Berghang am Rande des Wan Chai Distriktes wird das Stadion zumeist für Ligaspiele sowie Länderspiele genutzt und hat eine Kapazität von exakt 40.000 Sitzplätzen. Für Hong Kong aber total überdimensioniert und höchstens bei Freundschaftsspielen gegen europäische Teams oder beim Rugby ausverkauft.
Während die Hintertortribünen lediglich einen Rang und kein Dach besitzen, wurden beide Seitentribünen jeweils Doppelstöckig ausgebaut und überdacht. Die Oberränge sind dabei um einiges höher und steiler als der untere Bereich, was den Bau nochmals größer und monumentaler wirken lässt. Die Unterränge hingegen verlaufen rundherum recht flach und lehnen sich eher an die englische Bauart an.
Blickfang ist natürlich der grüne Berg hinter der Südtribüne, der etwas an das legendäre Stadion von Braga in Portugal erinnert. Kleiner Unterschied sind hier die Hochhäuser, die weit über den Dächern des Stadions thronen und mit ihren Lichtern einen wahren optischen Blickfang liefern. Insgesamt ein klasse Stadion.
Leider, wie schon erwähnt, in der Liga fast verweist. Genau 1.288 Zuschauer, was verhältnismäßig schon viel ist, verliefen sich auf den weiten Rängen. Immerhin waren auf beiden Seiten kleinere Fangruppierungen am Werke. Auf der Heimseite versammelten sich etwa 15 Mann hinter einer kleinen Fahne mit Vereinslogo und stimmten ab und an im Sitzen ein paar Gesänge an. Interessant waren dabei die Bemühungen des Trommlers, sein Instrument im Sitzen zu bedienen, ohne sich dabei mehr als nötig bewegen zu müssen. Auch einen „Capo“ inklusive Megaphon konnte man erspähen, doch die Anfeuerungsversuche blieben eher sporadisch.
Die Gegenseite, im Übrigen auf der gleichen Tribüne wie die Heimfans positioniert, wusste da etwas besser zu gefallen. Hinter einer ganz schicken Zaunbeflaggung standen gut 25 Mann und unterstützten ihre Mannschaft mit den bekannt monotonen Schlachtrufen. Hier und da gabs mal ein paar Schwenkfahnen und sogar Klatscheinlagen, wobei das Ganze auf den Bildern besser wirkt als es schlussendlich war. Im Endeffekt hörte man zumeist nur die Trommel, deren Klänge im leeren Rund bis nach Timbuktu schallten. Aber zumindest war etwas los, weshalb man recht zufrieden sein konnte.
Mit Pegasus sah man an diesem Tag, im Gegensatz zum recht alten Eastern, einen noch jungen Club, dessen Gründung im Jahre 2008 datiert. Seitdem spielen die „Flying Horsemen“ durchgängig in der höchsten Spielklasse, wobei sogar eine Teilnahme an der Gruppenphase des AFC Cups (sowas wie die Europaleague) heraussprang. Im großen Nationalstadion spielt der Club erst seit 2015. Zuvor waren die Rot-Gelben im nördlichen Yuen Long beheimatet, bevor ein kurzes Intermezzo im Mong Kok Stadium folgte. Aber so viel zur kurzen Historie des Clubs.
Dass man spielerisch nichts verpasste, wurde nach nur wenigen Minuten des aktiven Zuschauens klar. Das noch immer punktlose und am Tabellenende stehende Eastern hielt gut mit, konnte sich aber gegen stark verteidigende Hausherren keine wirklichen Chancen erspielen. Das Gesehene war somit recht ausgeglichen und die erste Hälfte endete ohne irgendetwas, was eine Erwähnung rechtfertigen würde.
Die Pause nutzen wir für eine kleine Runde innerhalb des Stadions, wo wir zunächst mit dem Versuch scheiterten, einen Fuß auf den Oberrang zu setzen. An den Rolltreppen, die als Aufgänge dienen, wiesen uns die netten Damen drauf hin, dass der obere Bereich geschlossen und nur für VIPs zugänglich sei. Schade, wird aber mit Sicherheit nochmal an einem anderen Tag nachgeholt. Wird definitiv nicht mein letztes Mal in Hong Kong gewesen sein, so viel steht schonmal fest.
Vorbei an mehreren Fastfood-Ketten, die Restaurants im Stadion unterhalten (Kein Quatsch: Die haben dort ein KFC nur für Fußballspiele!) gings über die Süd- auf die Osttribüne, wo man sich unweit der Mittellinie mit ein paar frisch frittierten Hähnchenteilen niederließ.
Mit besserem Blick auf Heim- und Gästefans gings in die zweite Hälfte, die auf dem gleichen Niveau wie die Erste vor sich hin plätscherte. Dennoch zeigte sich Eastern zunehmend stärker und nahm das Spiel in die Hand, doch das Tor gelang am Ende Pegasus. Das Unglück der Gäste, was sich schon durch die letzten drei gesehenen Spiele zog, schien einfach kein Ende zu haben. Obwohl die Gäste bis zum Schluss nochmal alles nach vorne warfen, änderte sich am Ergebnis nichts mehr, weshalb Pegasus am Ende recht glücklich den Sieg einfahren konnte.
Trotz der bescheidenen sportlichen Situation sangen die Gästefans bis zum Ende und applaudierten ihren Akteuren nach dem Spiel. Zu keiner Zeit hörte man Pfiffe oder Buh-Rufe, die es hierzulande bei einem solchen Saisonstart einer normal recht erfolgsverwöhnten Mannschaft gäbe. Die Heimfans feierten kurz mit ihren Spielern und freuten sich zudem über den vorläufigen Sprung an die Tabellenspitze, bevor sich das Stadion im Anschluss gemächlich leerte. Bei der Hitze, die selbst nachts vorherrscht, ist eben nichts mit Hektik. Mit der Mentalität könnte ich mich anfreunden, mit den Temperaturen jedoch nicht.
Für uns gings ebenfalls langsam auf den Weg in Richtung nächster Station, doch zuvor sollte noch ein kleines Restaurant zwecks Abendessen angesteuert werden. Mit einem guten Stück Fleisch im Magen schaut sich Fussball eben besser als mit ‘nem Loch im Bauch.