31.05.2017 Relegation Regionalliga SV Elversberg - SpVgg Unterhaching Waldstadion an der Kaiserlinde Endergebnis: 2:2 (0:1) Zuschauer: 8.552 (ca. 500 Gäste)
Nach der niederschmetternden Erfahrung des vorangegangenen Sonntags sollte mittwochs das Rückspiel um den Aufstieg in die dritte Liga stattfinden. Während die allgemeine Stimmung um den Verein zu Wochenbeginn noch etwas geknickt wirkte, ging es dienstags wieder etwas bergauf. Die bekannte „Wir haben nichts zu verlieren“-Mentalität machte sich breit und die Vorfreude auf ein fast schon bedeutungsloses Spiel stieg wieder.
Für mich persönlich musste ich im Vorhinein feststellen, dass ich die Partie aus sportlicher Sicht schon früh abschrieb. Aber da war ja noch der Rahmen, der sich als sehr interessant abzeichnete. Der Kartenvorverkauf in den Wochen zuvor verlief prächtig, weshalb man sich auf ein fast volles Haus freuen konnte.
Um die Mannschaft dementsprechend anzuheizen, fuhren am Vorabend des Spieltages viele Fans zum Abschlusstraining der Elversberger Mannschaft nach Frankreich und zeigten das Spruchband „Who the fuck is Barca?“, die ja bekanntlich aus einer noch auswegloseren Situation erfolgreich hervorgingen.
Trotz der eher realistischen Ansichten meinerseits konnte man die kleine Hoffnung natürlich auch nicht verbergen. „Ein schnelles Tor zu Beginn, dann noch ein Zweites vor der Halbzeit und der Gegner wird nervös. Vielleicht sind die auch in Gedanken schon längst aufgestiegen?“ Trotzdem zwang man sich zu einer niedrigen Erwartungshaltung und freute sich viel mehr auf die Atmosphäre.
Da das Spiel erst um halb Neun angepfiffen werden sollte (Warum auch immer), hatte man noch einen großen Zeitpuffer übrig, der langsam aber sicher von der Arbeit aufgefressen wurde. Am Ende stiefelten wir pünktlich zum spät möglichst gewählten Zeitpunkt los zum Stadion und erreichten selbiges um sieben Uhr. Im Gegensatz zum Hinspiel gestaltete sich diesmal sogar das Wetter ein wenig angenehmer, weshalb nicht zu befürchten war, dass man sich alle paar Minuten mit Getränken versorgen musste.
Den Ansturm erwartend betrat man das Stadion schon relativ früh und half bei einigen Vorbereitungen für die geplante Choreographie mit. Den Rest der Wartezeit verbrachte man mit einer Vielzahl von Gesprächen über alle möglichen Ausgänge des Spiels, die nächste Saison und auch über den Ausgang anderer Relegationsspiele in den Tagen zuvor, bevor man Dank extra beschaffter Genehmigung Zutritt zum Stadioninnenraum zwecks Fotoaufnahmen erlangte.
Zu den Klängen von „You’ll never walk alone“ sowie zum Elversberger Vereinssong wurden schon die ersten Ausmaße der Choreographie deutlich: Im gesamten Stadion wurden schwarze und weiße Fahnen geschwenkt, die auf eine Gesamtzahl von genau 6.000 Stück kamen. Im mittleren Bereich des Blocks C1 klaffte derweilen noch eine große Lücke, die für eine große Blockfahne vorgesehen war.
Mit dem Einlaufen der Mannschaften wurde diese hochgezogen und gab den Blick auf das Motiv frei: Ein mit Schwert bewaffneter Gladiator in Kampfpose zwischen den Wappen des Vereins und des Ortes sowie eine Auswahl von Wahrzeichen Elversbergs schmückten die 180 Quadratmeter große Fahne, der darunter angebrachte Spruch „Der finale Kampf – Alles oder Nichts“ rundete die Choreo ab und passte perfekt zum Spiel. Für die Größe der Elversberger Fanszene eine unglaublich gute Aktion. Dennoch klappte die Umsetzung und das Timing tadellos, worauf der Anhang der Schwarz-Weißen mehr als stolz sein kann.
Nach dem ersten Gänsehautmoment des Tages ging es zurück in den Block, der nach der Ausführung sofort in den Spielsupport startete. Trotz des hohen, aus dem Hinspiel resultierenden, Rückstandes wusste der Block C1 in der ersten Hälfte mehr als zu gefallen. Lange Klatscheinlagen mit hoher Mitmachquote, durchgängige und laute Gesänge sowie einige Momente, in denen auch andere Bereiche des Waldstadions miteinstiegen. Wie auch im Hinspiel wurde im Support auf eher einfaches Liedgut gesetzt, was deshalb zwar weniger Abwechslungsreich als üblich herüberkam, dafür aber umso länger gesungen wurde.
Aufgrund des eigenen Standortes fällt leider wieder die Beurteilung des Gästesupports ins Wasser. Dazu deshalb nur so viel: Für die wieder überraschend hohe Zahl an Mitfahrern (ich schätze etwa 500) war die Mitmachquote sehr hoch und der Block auch durchgängig in Bewegung, jedoch konnte man gerade in der ersten Hälfte kaum etwas wahrnehmen. In den wenigen stillen Momenten des Heimblocks drang der eine oder andere Gesang zu uns rüber, deren Lautstärke aber ausbaufähig blieb.
Auf dem Rasen entwickelte sich das Geschehen ab Minute Eins zu einem absoluten Kampf. Während die SVE bedingungslose Offensive zeigte, jedoch viel zu oft an Gegenspielern hängen blieb, stand Haching kompakt und lauerte auf Konter. Von der erhofften Unkonzentriertheit also keine Spur. Gegen Ende des ersten Durchganges wurde das Spiel durch viele Fouls und Nicklichkeiten geprägt, denen sehr oft katastrophale Fehlpässe vorausgingen. Quasi mit dem Pausenpfiff gelang Unterhaching der Führungstreffer, was mit einem Schlag auch die letzte Hoffnung des Elversberger Anhangs auslöschte. Schade.
Auch in der zweiten Hälfte verlief das Spiel ähnlich, weshalb die Gäste unbedrängt zum 0:2 einschieben konnten. Die Spieler der SV nahmens mit hängenden Köpfen hin, der Hachinger Anhang feierte nun lautstark die sichere Rückkehr in die Drittklassigkeit.
Da das Spiel gelaufen war, ging auch die Mitmachquote im Heimbereich spürbar zurück. Trotzdem gaben sich die Fans nicht auf und besangen weiterhin im kleineren Kern ihre Mannschaft, die in dieser Saison zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Meisterschaft in der Regionalliga gewinnen konnte. Während der Gästeanhang nun teils richtig gut sein Liedgut vortrug, kam die SVE in Form von Dobros und Perstaller noch zum unbedeutenden Ausgleich, bevor der Schiedsrichter wenige Augenblicke später das Spiel beendete.
Grenzenloser Jubel im Gästeblock, viele leere Gesichter im Heimbereich. Ein paar Blinker und ein Platzsturm auf der einen Seite, Trübsal und Stille auf der anderen. Unterhaching steigt auf, Elversberg nicht. Beide sind Meister, beide hätten es verdient. Klar, die Elversberger Mannschaft zeigte sich gerade im Hinspiel nicht von ihrer besten Seite und verlor das Aufstiegsrennen innerhalb von 15 unkonzentrierten Spielminuten. Auch die Kritik an der Aufstellung durch den Trainer ist ein Stück weit berechtigt, doch den Frust über das Verpassen des Aufstiegs nur auf den Akteuren auf dem Feld abzuladen geht in die komplett falsche Richtung. Es sind vielmehr die Auswirkungen des Systems an sich, die zu dieser bizarren Situation überhaupt erst führt.
Spielerisch waren die Roten aus der Münchner Vorstadt in beiden Spielen überlegen, doch macht das nun ihre Meisterschaft mehr Wert? In einem abstrusen Zeitalter, in dem man als Meister nicht aufsteigen kann, anscheinend schon. Wo ist der Sinn hinter einem System, dass die Hälfte der Teilnehmer am Ende bestraft, obwohl sie ein ganzes Jahr lang alles richtig gemacht haben? Wie können zwei Spiele, 180 Minuten, über einer gesamten Saison stehen? In meinen Augen, und damit stehe ich mit Sicherheit nicht alleine, gehört die aktuelle Systematik der Regionalliga abgeschafft.
Denn was hat man davon? Hohe Einschaltquoten bei sechs Spielen zum Ende der Saison, von dem die Vereine an sich jedoch keinen Cent sehen. Tatenlos müssen einige Vereine dabei zusehen, wie nach einer missglückten Relegation alles auseinanderbricht. Viele Vereine nehmen Geld in die Hand, spielen eine mehr als gute Runde und scheitern im letzten Moment. Was folgt ist nicht selten ein finanzielles Problem und ein weiteres Absinken in die Tiefen des Halbprofifussballs.
Doch es sind nicht nur die gescheiterten Teilnehmer an der Relegation an sich. Das ganze führt zu einem Domino-Effekt in den unteren Ligen, in denen man nach dem letzten regulären Spieltag nicht weiß, ob der Verein in der Liga bleibt oder nicht.
Doch was sind die Alternativen zu der jetzigen Situation? Wieder nur drei Ligen und die Meister steigen auf? Aus Fansicht die beliebteste und auf dem Papier einfachste Lösung, doch wäre diese wiederum mit steigenden Mehrkosten für die Vereine verbunden, die zum Großteil sowieso schon am Hungertuch nagen. Was in dieser Situation hilft ist einzig und allein ein Dialog zwischen dem Verband und den Vereinen, die es im Endeffekt ausbaden müssen.
Persönlich erhoffe ich mir ein baldiges Umdenken der Offiziellen, wenn man es realistisch betrachtet, wird sich an der jetzigen Situation auf kurze und mittlere Sicht aber nix ändern. Als Fan muss man sich sowieso damit abfinden, egal was kommt.
Am Ende bleibt von den beiden Spielen aber eines Hängen: Der Zusammenhalt und richtig gute Support in beiden Spielen sowie eine Choreo, an die man sich noch in Jahren erinnern wird. Vielleicht werden einige der Fans auch in der nächsten Saison wieder den Weg an die Kaiserlinde oder zu einem oder anderen Auswärtsspiel finden.
Hier findet ihr mehr Fotos vom Spiel!
Im Endeffekt bleibt nichts anderes übrig, als sich mit einem weiteren Jahr in der Viertklassigkeit abzufinden. Immerhin blieb der Großteil der fantechnisch spannenden Spiele erhalten, was natürlich auch die Konkurrenzsituation um die oberen Plätze weiter anheizen wird. Spannung wird also auch in der nächste Saison garantiert sein, in der es die SVE wohl wieder versuchen wird, an der Relegation teilzunehmen.
Zuletzt wünschen wir der Spielvereinigung Unterhaching viel Erfolg und gute Spiele in der dritten Liga! Euch trifft an der jetzigen Situation sowieso keine Schuld.