18.05.2025
34. Spieltag 2. Bundesliga
FC Schalke 04 - SV Elversberg
Arena Auf Schalke
Endergebnis: 1:2 (0:1)
Zuschauer: 62.077 (4.400 Gäste)
Ticket: 19,25€
Letzter Spieltag der zweiten Bundesliga. Der FC Schalke trifft auf die SV Elversberg. Wenn dir jemand vor der Saison erzählt hätte, dass sich einer von Beiden in der Vorwoche gerade so den Klassenverbleib sicherte, während es für den anderen um die Bundesliga geht – hätte wirklich irgendjemand auf die Konstellation getippt, die es am Ende wurde? Niemand hatte Elversberg auf dem Zettel, noch nicht mal in Elversberg. Doch die im Vergleich zur Vorsaison nur auf wenigen Positionen veränderte Mannschaft zeigte recht früh in der Saison, dass sie Fußballspielen kann und in der Lage ist, so ziemlich jeden in der Liga zu schlagen. Ganz gleich ob den HSV, die Hertha, Kaiserslautern oder wie sie alle heißen. Die ganz großen Namen des deutschen Fußballs eben.
Und ausgerechnet am Ende dieser sowieso bereits überragenden Spielzeit startet die SVE den Lauf des Jahres. Sieben Partien in Folge hingen die Köpfe nach dem Spiel nicht mehr nach unten. Es roch nach Sensation an der Linde. Ach was, nach weit mehr als das. Eine Sensation ist es alleine schon, in einer Ligabegegnung auf Schalke fahren zu dürfen. Das, was diese Mannschaft derzeit leistet, ist eine niemals für möglich gehaltene Utopie. Ein pochender Fiebertraum, aus dem es seit Wochen keinen Ausweg gibt. Es ging um den dritten Rang, den man mit eigenem Sieg auf alle Fälle verteidigen würde. Oder sogar um mehr, sofern die Roten Teufel in Müngersdorf mitspielen würden.
Es kribbelte demnach in der gesamten Woche beinahe täglich. Trotz des Einredens, dass man gar nichts zu verlieren hätte, egal wie die Saison auch zu Ende gehen würde, drehten sich die Gedanken dann doch immer um die eine Frage: Was wäre wenn? Wenn es wirklich passieren würde. Die SVE in der Bundesliga… Aber noch war es nicht soweit, denn erst stand Schalke auf dem Programm. Und auch dieser Sonntag war einer, auf den wir seit Wochen hinfieberten. Fast 4.500 Saarländer strömten in den Pott und verdreifachten die Zahl der Mitfahrer im Vergleich zur Vorsaison. Der Hype war gigantisch. Auch bei uns, benötigten wir doch keinerlei Wecker, um deutlich vor der geplanten Abfahrtszeit die sieben Sachen zu packen und uns auf den Weg in den Westen zu machen.

Die ausgesuchte Route via Lüdenscheid war übers Wochenende gesperrt, sodass nach einiger Zeit Köln und Leverkusen am Fenster vorbeiflogen, ehe wir uns Baustelle für Baustelle gen Gelsenkirchen vorarbeiteten. Dort am staubigen Arenaparkplatz abgeparkt, glich das Umfeld beinahe einem Volksfest. Zahlreiche Saarländer gingen ihrer liebsten Beschäftigung, dem Grillen, nach, während sich ebenso viele am Eingang dem Eintrinken hingaben. Der Blick auf die Uhr verwirrte derweilen ständig, startete der Einlass doch erst bei der sonst gewöhnlichen Anstoßzeit an einem Sonntag. Vielleicht ein Vorbote, sich an die ominöse Uhrzeit um halb Vier gewöhnen zu müssen… Gegen die eigene Nervosität half kurz nach Einlass eines der besten Schnitzelbrötchen, das wir jemals in einem Stadion verköstigen durften. Frisch in reichlich Fett gebraten, saftig und angenehm herzhaft gewürzt. Richtig fein!
Auf dem Rasen verabschiedete Schalke derweilen einige Kicker, die vom weiten Rund mal mit zaghaftem Applaus, mal mit gellenden Pfiffen quittiert wurden. Da lief nicht allzu viel in der Saison für S04 zusammen, was dem eigenen Selbstbild entspricht. Und dennoch war der Blick ins Stadion fabelhaft. Über 62.000 Menschen, von denen der Großteil den Oberrang in Königsblau und den Unterrang in Weiß färbten. Passend dazu erstrahlte mit Anpfiff der ausgeschriebene Vereinsname im Norden, Osten und Süden zwischen den Rängen. Ein geniales Bild, das die Nordkurve zu Beginn mit einigen lautstarken Gesängen untermalte. Allerdings merkte man doch schnell, dass die Luft und die Ernsthaftigkeit irgendwie abhanden schien. Bereits in den letzten 15 Minuten des ersten Durchgangs drehte die komplette Kurve dem Spielfeld den Rücken zu und feierte lediglich sich selbst.
Doch die Krönung der Erniedrigung der eigenen Mannschaft folgte im zweiten Durchgang: „Der FC Schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“ hallte es ironisch von den Rängen, während nach dem 0:2 laute „Oh wie ist das schön“-Gesänge samt minutenlanger Laola durch die Arena schwappten. Kurz darauf wurden die „Versager“ via Spruchband in die Sommerpause verabschiedet, zusammengepackt und geschwiegen. Wirklich heftig, was aus dem Vizemeister von 2018 geworden ist. Nun stand die schlechteste Platzierung in der 121-jährigen Geschichte zu Buche.

Auf der anderen Seite war es die beste Platzierung in 118 Jahren SV Elversberg, die bereits seit Wochen in Stein gemeißelt werden durfte. Und entsprechend von den 4.400 Gästen pausenlos zelebriert wurde. Anfangs noch recht spielbezogen mit einigen etwas zu lange geratenen Liedern, steigerte sich der grandiose Gästeblock im zweiten Durchgang in einen nicht mehr enden wollenden Rausch, der für einige unfassbare Momente sorgte. Wechselgesänge zwischen Ober- und Unterrang, Klatsch- und Sprungeinlagen und Gassenhauer noch und nöcher. „In einem kleinen Dorf“, „2022“, „Werdet zur Legende“ – eine Einlage stärker als die Vorherige. Momente, die wir so noch nicht erleben durften.
Spätestens in den letzten 20 Minuten frei von jeder Nervosität, voller Inbrunst singend für die eigenen Farben. Für die SVE, die auch Auf Schalke nichts liegen ließ. Und am Ende, ohne große Gegenwehr des großen S04, die drei finalen Punkte der Saison mit an die Saar nehmen durfte. Durch wahre Traumtore, von denen leider nicht alle zählten. Wie die Rakete von Sahin, dem dadurch wohl das Tor des Monats genommen wurde. Dafür waren Petkov und Neubauer zielsicher unterwegs, während die Liste der Torschützen durch einige weitere Chancen auch hätte verlängert werden können. Doch es sollte auch so reichen. Zumal sich Köln dann doch recht klar die Meisterschaft sicherte, während die eigenen Verfolger allesamt in ihren jeweiligen Partien baden gingen. Somit war selbst der Anschlusstreffer von Schalke pure Makulatur, hätte am Ende doch gar eine Niederlage gereicht, um den dritten Rang zu behalten.
Doch so war der Nachmittag natürlich deutlich schöner, die anschließende Feier mit der Mannschaft umso ausgelassener. Die SVE beendet die Saison 2024/25 auf dem dritten Tabellenrang und zieht in die Relegation um die Bundesliga ein. Ich hätte es niemals im Leben für möglich gehalten, diese Worte einmal niederzuschreiben. Zwei Partien gegen den 1.FC Heidenheim entscheiden nun über die nächste Spielzeit. Zwei Bonusspiele, wie ich sie nenne. Denn was soll schon groß passieren? Selbst wenn es „schief geht“, darf man sich in Elversberg über mindestens ein weiteres Jahr Zweitklassigkeit freuen. Elversberg kann also nur gewinnen. Ganz egal, was am Ende des Hin- und Rückspiels auf der Anzeigetafel steht!