04.05.2025
32. Spieltag 2. Bundesliga
1.FC Nürnberg - SV Elversberg
Max-Morlock-Stadion
Endergebnis: 1:3 (1:0)
Zuschauer: 47.300 (600 Gäste)
Ticket: 19,80€
Wie im Vorjahr führte der Spielplan die SVE auch in diesem Mai nach Nürnberg, wo die Nordkurve erneut vorab eine große Choreo ankündigte. Nach dem beeindruckend Bild im Vorjahr dieses Mal sogar die größte, die das Max-Morlock-Stadion jemals gesehen haben sollte. Entsprechend stieg auch bei uns die Vorfreude auf die Reise, die mit uns gemeinsam etwa 600 weitere Saarländer antraten, also in etwa genau so viele wie in der vorherigen Saison. Mit ein paar mehr hätte ich dank des hervorragenden Saisonverlaufs schon gerechnet, allerdings ging die Zahl für die eigenen Verhältnisse vollkommen in Ordnung. Daher starteten wir am frühen Sonntagmorgen ab Frankfurt auf die A3 und erreichten die fränkische Metropole überpünktlich, sodass im nahen Messe-Parkhaus noch ein gutes Plätzchen für einen 5er bezogen werden konnte.
Fußläufig zum Stadion, sprich einmal quer über die Große Straße und schon standen wir vorm Frankenstadion. Dort türmten sich bereits die Leute an den Eingängen des heute ausverkauften Achtecks, was ich in der Form hier noch nicht erleben durfte. Sonst wähnt man sich als Gästeszene auf der Südkurve ja gerne alleine, waren heute sämtliche Sitze außerhalb der beiden Blöcke für die Saarländer mit Rot-Weißen gefüllt, die in großen Massen anlässlich des 125. Vereinsgeburtstags des Glubbs zum Dutzendteich pilgerten. Schon eine starke Kulisse, die sich hier bereits weit vor Anpfiff abzeichnete. Stärken konnten wir uns noch mit der fränkischen Spezialität 3 im Weggla, die hier hervorragend mundete, ehe das Spektakel auf den Rängen so langsam Konturen annahm. Häufige Wiederholungen der Choreoanweisungen auf Spruchbändern, Flyern und durch Durchsagen sollten für eine reibungslosen Ablauf der Aktion sorgen, die in Gänze beinahe 20 Minuten dauerte.
Stück für Stück kamen zunächst die bereits in Choreos der Vorwochen verwendeten Textzeilen zwischen Ober- und Unterrang der Nord- und Ostkurve zum Vorschein, die in Gänze den Satz „Geschichten von Helden und Dieben handeln von großen Siegen und unfassbaren Dramen – Unsere ruhmreiche Legende – gelebte Tradition durch Fans und Verein – seit dem 4. Mai 1900“ bildeten. Kurz darauf erklang die Hymne „Mein Herz schlägt für den FCN“ woraufhin zehntausende kleiner Schwenker im gesamten Achteck hochgehalten wurden. Goldene und schwarze Doppelhalter im Oberrang bildeten hierbei „125 Jahre 1. FC Nürnberg“, während am Standort der aktiven Fanszene der Glubberer eine große Blockfahne mitsamt aktuellem sowie Jubiläums-Logo empor stieg. Mit dem Beginn des Clubsongs „Die Legende lebt“ wehten fortan die kleinen Fahnen auf sämtlichen Rängen, während mit dem Einlaufen der Mannschaften weitere optische Elemente innerhalb sowie an der Front des Unterrangs ausgerollt wurden.

Von der Nord- bis zur Ostkurve kamen etliche Doppelhalter mit historischen Ereignissen der letzten 125 Jahre zum Vorschein, während dazugehörig Konterfeis berühmter Trainer, Spieler oder auch von Fans aus verschiedenen Momenten und Dekaden das phantastische Bild ergänzten. Alleine der Aufwand, sich diese unfassbare Anzahl an Blockfahnen auszudenken und dann auch noch zu malen, muss schon wahnsinnig gewesen sein. Auch bei der Durchführung wuselte es an allen Ecken und Kanten vor unzähliger Helfer. Doch es lohnte sich und dürfte wohl jeden, der irgendwie daran beteiligt war, mit großem Stolz erfüllt haben. Ein wirklich grandioses Bild, das wir heute aus der ersten Reihe, sprich aus dem einzigen nicht rot-weißen Block, verfolgen durften.
Getragen von der Euphorie der erfolgreichen Choreo war auch die akustische Unterstützung in den anfänglichen Momenten überragend und wurde immer wieder vom gesamten Stadion getragen. Stark darüber hinaus der optische Auftritt durch ein besonderes Schwenkfahnenbild und dichte Klatscheinlagen im Herzen der Kurve, die heute (zumindest anhand optischer Präsenz erkennbar) Freunde aus Gelsenkirchen (UGE, Marler Jungs, Junge Chaoten) sowie vom AEL Larisa aus Griechenland (Monsters 1982) an ihrer Seite wusste. Mitunter aufgrund der räumlichen Distanz und dem Baustil des Nürnberger Achtecks kam allerdings im Spielverlauf nicht mehr allzu viel auf der Gegenseite an, während das Publikum im Süden sowieso mit großer Passivität glänzte. Allerdings lud bekanntlich auch der Spielverlauf nicht gerade für große Jubelorgien ein.
Etwas gegensätzlich dagegen das Bild im Gästeblock, der sich anfänglich ordentlich präsentierte, im Verlauf des ersten Durchgangs aber etwas Zug in den Gesängen vermissen ließ. Zwar war das optische Fahnenbild ansprechend und der Kern gut bei der Sache, an den Auftritt an gleicher Stelle in der Vorsaison kamen die Schlachtenbummler aber nicht ran. Das änderte sich mit dem Spielverlauf natürlich vollkommen. Lautstark und dauerhaft ab dem Ausgleich, pure Ekstase nach dem dritten Treffer. Vor allem auf das bereits zu Drittligazeiten intonierte „Werdet zur Legende“ ging der Block für seine Verhältnisse richtig steil und zog am Ende gar durchgängig die Sitze mit. Guter Auftritt insgesamt, wobei im ersten Durchgang auch ein wenig die Nervosität eine Rolle gespielt haben dürfte.

Denn allzu stark präsentiertet sich die SVE auf dem Rasen anfangs nicht, trotz einiger Chancen. Und so war es schließlich der Glubb Sekunden vor der Pause, der mit einem Treffer der Kategorie Tor des Monats in Führung ging und das Stadion beben ließ. Doch wie schon in Hannover kam Elversberg wie ausgewechselt aus der Kabine, schnürte Nürnberg hinten ein und drehte durch zwei geniale Buden von Baum die Partie. Kurz darauf machte Zimmerschied den Deckel drauf, was zu leicht britisch angehauchten Jubelszenen im Gästeblock führte, der kurze Zeit vorher von einigen einheimischen, halbstarken Kids im Oberrang durch Becherwürfe provoziert wurde. Somit eher Jubel gen Oberrang statt Spielfeld, der sich wenig später wiederholte, als die Pappnasen vom Ordnungsdienst zum Ausgang begleitet wurden. Szenen, die ich genauso schon etliche Male auf der Insel zu Gesicht bekam, entsprechend ulkig wirkte die Szenerie in dem Moment.
Die Geburtstagsfeier auf der Heimseite somit versaut, feierten die Saarländer nach Schlusspfiff ausgelassen ihre Mannschaft, deren Leistung aktuell nicht von dieser Welt scheint. Sechs Spiele ungeschlagen, und das ausgerechnet im Saisonendspurt. Plötzlich grüßt Elversberg wieder von Platz drei und hat alles selbst in der Hand, dabei vermeintlich schwächere Gegner vor der Brust, was ich in dieser so ausgeglichenen Liga niemals unterschreiben würde. Ich bin ehrlich: Erwartungen oder gar Hoffnungen im Sinne eines Aufstiegs in die Bundesliga (surreal, mir darüber überhaupt einmal Gedanken machen zu müssen) habe ich nicht. Ich freue mich einfach auf die anstehenden, phantastischen letzten beiden Spieltagen und schaue einfach, was da so kommen mag. Wenn am Ende der Klassenerhalt als Ergebnis steht, darf man sich in Elversberg über eine insgesamt surreal-utopische Saison freuen, in der man bis zum Ende Teil des Aufstiegskampfs war. Und wenn am Ende Platz drei oder gar zwei herausspringt… nehmen würde ich es, müsste mir für den Tag allerdings noch eine ganze Reihe weiterer Superlative ausdenken.