Oberliga: FC Blau-Weiß Karbach – TuS Koblenz

05.04.2025
25. Spieltag Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar
FC Blau-Weiß Karbach - TuS Koblenz
Sportplatz auf dem Quintinsberg
Endergebnis: 1:3 (0:1)
Zuschauer: 382 (ca. 200 Gäste)
Ticket: 8€

Ein wenig überrascht war ich schon, als mir zu Beginn des Jahres die Nachricht über die Füße lief, dass es im Hunsrück zur Fusion zweier alter Rivalen kommen würde. Für den Rest Deutschlands jetzt wahrscheinlich nicht DIE entscheidende Neuigkeit, im Südwesten allerdings schon eine Erwähnung wert. Denn zur neuen Saison werden der FC Blau-Weiß Karbach und der benachbarte TSV Emmelshausen die Kräfte bündeln und als FC Emmelshausen-Karbach an den Start gehen. Wohlgemerkt als neugegründeter Club, verbieten die Statuten der Oberliga doch die Teilnahme von Spielgemeinschaften. So wird die neue, erste Mannschaft weiterhin in der fünften Klasse auf Punktejagd gehen (Klassenerhalt des FC Karbach vorausgesetzt), während die zweite Mannschaft den Startplatz von Emmelshausen in der Bezirksliga einnehmen wird.

Es ist noch nicht so lange her, als sich beide blau-weißen Clubs in der Oberliga begegneten und auch wir einem Derby im Stadion von Emmelshausen vor knapp 1.200 Zuschauern beiwohnten. Nun also die gemeinsame Sache, die von beiden Clubs gleichermaßen beschlossen und forciert wurde und der, wie andernorts auch, steigende Nachwuchssorgen zugrunde liegen. Schade ums Derby, fürs Überleben aber wohl alternativlos. Daher planten wir, zumindest Karbach einen finalen Besuch abzustatten, zumal der Sportplatz auf dem Quintinsberg eine der letzten weißen Lücken der aktuellen Oberliga-Spielzeit markierte und mit der TuS Koblenz der namhafteste Verein der Liga gastierte.

Eine gute Stunde waren wir unterwegs, parkten direkt an der auf dem namensgebenden Berg situierten Anlage und wunderten uns dennoch über die Lage mitten im Nirgendwo. Etwa auf der halben Strecke zwischen der A61 und Karbach selbst, das etwas mehr als 600 Einwohner zählt. Und eben seit 2015 einen Oberligisten stellt. 8€ wurden am Eingang fällig, wofür es lobenswerterweise ein Ticket samt Spielpaarung gab, ehe wir uns am windigen Rasenplatz niederließen. Dieser stellt den Hauptplatz der Anlage, muss allerdings ohne Flutlicht auskommen und wird auch nur bei gutem Wetter in der wärmeren Jahreszeit bespielt, während die Blau-Weißen sonst auf dem benachbarten Kunstmuru gegen die Kugel treten. Große Unterschiede konnten wir aber nicht feststellen, sprich Ausbau an beiden Plätzen Fehlanzeige. Mit viel gutem Willen ist die überdachte Treppe vorm kleinen Vereinsheim erwähnenswert, dessen blau-weiß gestreifter Anstrich die Geschichte etwas nach einem Flugplatz ausschauen lässt.

Sonst dominiert das beinahe 360-Grad-Panorama auf die karge Natur des Hunsrück, dessen Wälder seit Jahren durch Trockenheit und Schädlinge sichtbar leiden. Bisschen trostlose Gegend hier, wenn ich ehrlich bin. Da stieg die Freude doch sehr, als wir recht fix einen Jungspund in vollem SVE-Dress erblickten – guten Geschmack haben sie hier anscheinend! Gleiches konnten wir dem Verpflegungsangebot zusprechen, kamen doch allerhand Leckereien vom Kohlegrill. Der getestete Schwenker war auf alle Fälle hervorragend, top gebräunt und absolut saftig, während die lokale Spezialität namens Aggro (Grüße nach Berlin!) große Ähnlichkeiten mit einem Bifana aufwies. Zwei dünn geschnittene Steaks frisch vom Grill, dazu eine herzhaft-scharfe Soße, die Ähnlichkeiten mit der lieben Sauce Andalouse aus Luxembourg hatte. Sehr schmackhafte Angelegenheit! Dabei waren sowohl Grillspezialitäten als auch Getränke durchweg preiswert, entsprechend großer Daumen nach oben!

Top Verpflegung, nette Gastgeber, gute Orga und für den geneigten Sammler sogar Eintrittskarten. Und dennoch hatte ich recht früh Mitgefühl mit dem Anhang der TuS, für den die Gegebenheiten, trotz aller Freiheiten wie die komplette Abwesenheit der Schmier und freiem Umlauf, wohl nur noch zum Kotzen sein dürften. Kein Stadion, kein echter Gästeblock, noch nicht einmal eine Stufe. Und dennoch reisten die Blau-Schwarzen mit voller Kapelle an, flaggten ordentlich Material über die Bande und hielten einige Schwenkfahnen in den Wind. Wirklich ein kurioses Bild, die für unsere Augen jahrelang mit der Regio Südwest verbundenen Fetzen nun vor einem Hintergrund aus Windrädern und Weideland zu sehen. Respekt an die Schängel, auch in der zuletzt nicht immer rosigen Zeit den eigenen Farben weiterhin die Treue zu halten. Denn bis auf den kurzen Abstecher in die Viertklassigkeit zur Saison 23/24 zieht der Anhang der TuS bereits seit 2018 Jahr für Jahr über die Sportplätze des Südwestens, stellt dort aber weiterhin einen absolut respektablen Haufen.

Gut 200 Gäste nahmen heute die kurze Anfahrt auf sich, wovon mal 30, mal 50 beim Support mitzogen. Oft wurden die melodischen Texte recht lange gehalten, während auch einige ausgefallenere Lieder ihre Runden drehten (u.a. auf „Ich war noch niemals in New York“). Zu Kreativität lädt die Liga ja schon ein, wenn sich Woche für Woche mit keinem Gegenüber gemessen werden kann. Umso höher anzurechnen ist daher der Auftritt, der im zweiten Durchgang von etwas mehr Bewegung und gar einer Schalparade gen Ende geprägt war. Für den eigenen Anhang würde ich der TuS den baldigen, allerdings auch finanziell stemmbaren, Aufstieg in der Regio Südwest wünschen. Denn verloren haben die Schängel in der Oberliga genauso wenig wie die verhassten Moselaner aus Trier.

Sofern es diese Spielzeit noch klappen soll, dann allerdings nur über die Relegation, ist der erste Platz seit geraumer Zeit von Schott Mainz gepachtet. Mit einem Dreier heute sollte man zumindest den Anschluss nach oben nicht verlieren. Und so kam es dann auch, ganz zur Freude der großen Anzahl Gäste unter der guten Kulisse. Das 0:1 durch einen Distanztreffer aus locker 40 Metern konnte von den Hausherren zwar noch ausgeglichen werden, doch die individuelle Klasse der Gäste schlug sich durch zwei weitere Treffer im Verlauf des zweiten Durchgangs auch im Ergebnis wieder. Für Karbach ein Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt, der bis zum Ende wohl noch ein enger werden wird. Bleibt somit abzuwarten, ob der neue Verein wirklich in der fünften Klasse an den Start gehen wird oder sich selbige am Ende erneut erkämpfen muss. Ebenso ist noch unklar, wo gespielt werden wird. Weiter in Karbach? Auch in Emmelshausen? Stets im Wechsel? Spannende Zeiten allemal im Hunsrück.

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