07.03.2025
25. Spieltag 2. Bundesliga
1.FC Kaiserslautern - SV Elversberg
Fritz-Walter-Stadion
Endergebnis: 1:1 (1:0)
Zuschauer: 49.068 (4.500 Gäste)
Ticket: 33€
Freitagmorgen, 7. März 2025. Der Wecker klingelte in aller Frühe, die Arbeit rief. Fix was zwischen die Kiefer geschoben und noch vor Sonnenaufgang den Laptop aufgeklappt. Irgendwo muss die Arbeitszeit bei früher Abreise ja herkommen. Hier durch die Mails gescrollt, da in ein Meeting, zwischendurch ab und an aufs Handy gelugt – Standard eben. Kleiner Schmunzler derweilen bei einer angezeigten Erinnerung an ein Spiel auf den Tag genau vor 10 Jahren. Auswärts auf dem Betze, 3:0-Sieg bei der Zweitvertretung der roten Teufel. Im Gästeblock vielleicht 150 Leute unter den insgesamt 350, für den damaligen Standard fast schon ein kleines Saisonhighlight. Aber Zeiten ändern sich bekanntlich.
Entsprechend zog der Vormittag voller Vorfreude auf den Abend nur so von dannen, ehe kurz nach Zwei erst der Laptop das wundervolle Klappgeräusch des Feierabends von sich gab, bevor wir uns kurz darauf bereits auf der Autobahn gen Südwesten wiederfanden. Altbekannte Wege, heute allerdings mit dem vorzeitigen Ende in Kaiserslautern. Ohne Probleme das Gefährt am Messeplatz abgestellt, den notwendigen Euro in den Kassenautomat geworfen und schließlich bei fast schon sommerlichen Temperaturen den wohl bekanntesten Fußballberg Deutschlands bestiegen. Trotz unserer frühen Ankunft war auf den Zuwegen schon einiges los, die Shuttlebusse karrten bereits die Massen hinauf und auch einige Gäste erklommen mit uns gemeinsam die finalen Stufen bis zum Gastbereich. Der, der an diesem Abend für den erneuten Auswärtsfahrerrekord der SVE herhalten durfte.
Knapp 4.500 Saarländer deckten sich an einem Freitagabend mit Tickets für die kürzeste Anreise der Saison ein und pulverisierten dabei nicht nur die alten Rekorde von 1.900 in Leverkusen, 3.000 in Düsseldorf und Köln, sondern auch den ursprünglichen von 1.800 in Lautern in der Vorsaison. Zahlen, mit denen ich allen ernstes in dieser Spielzeit niemals gerechnet hätte. Ein paar mehr auf alle Fälle, doch bei der Ansetzung machte ich mir im Vorfeld so meine Gedanken, ob überhaupt annähernd so viele Anhänger der Saarländer in der Pfalz im Vergleich zu den drei Gastspielen im Rheinland aufschlagen würden. Unbegründet, wie der rasante VVK später zeigen sollte.

Vor der Osttribüne stapelten sich bereits die Massen am Eingang, während die aktive Szene der Gäste, die sich für den Gang auf die Sitzer des 18.1 entschied, sich einer rigorosen Kontrolle der mitgebrachten Choreo unterziehen musste. Ausgebreitet auf einem benachbarten Sportplatz kontrollierte nicht nur eine Armada von Ordnern jedes Detail, nein, auch ein Spürhund der Blauen durfte sich gut 20 Minuten an sämtlichen mitgebrachten Elementen austoben. Was ein Aufwand, was für Kosten. Und wofür? Das Ergebnis der gründlichen Untersuchung sah man bekanntlich wenig später.
Wir beschäftigten uns unterdessen mit dem Test der schön knusprig gebratenen Frikadelle und schauten wehmütig auf die unzähligen Karlsberg-Logos, die man in der Heimat alle zwei Wochen so sehr vermisst. Da muss man erst auf den Betze fahren, um gutes, saarländisches Bier zu bekommen. Für mich weiterhin ein Unding in Elversberg. Allerdings leider auch Anlass für einige Anhänger der Sektion professionelles Kampftrinken, um mal so richtig schön über die Stränge zu schlagen. Was da für Alkoholleichen mehr schlecht als recht nach dem Spiel durch die dunklen Straßen torkelten… ehrlich, überhaupt kein Mitleid, wenns da am Ende knallt, nur weil keinerlei Selbstkontrolle vorhanden ist. Schaut lieber mal das Spiel, denn das ist in Elversberg derzeit berauschend genug!
Das wars erstmal mit Genörgel, denn die Vorfreude in den letzten Minuten vor Anpfiff blendete sowieso alles andere aus. Das und die Nervosität, ob denn die große Choreo wie geplant funktionieren sollte. Viel Gewusel im Block, Testen der Abläufe, Verteilung von Rollen – was früher aufgrund der Größe der Elversberger Szene undenkbar war, klappte nun beinahe reibungslos. Und das Ergebnis konnte sich allemal sehen lassen! Unter dem Motto einer Zeile eines neuen Liedes („Es geht nach vorne nie zurück – Die SVE ist unser Glück“, Melodie auf Wackelkontakt) erschienen große Folien-Spruchbänder sowohl am unteren Zaun als auch an vorderster Front der oberen Zweier-Blöcke, während in 17.1 und 18.1 eine beide Blöcke überspannende Blockfahne nach oben gezogen wurde. Auf weiß-schwarz-weißem Streifenmuster prangte mittig das Vereinslogo, ehe im unteren Bereich etwas schwarzer Rauch sowie ein dutzend weißer Fackeln das Bild optisch abrunden sollten.

Weiß auf Weiß ging dabei leider völlig unter, da hätten mehr der schwarzen Rauchdosen einen besseren Effekt erzielt. Dennoch großer Lob ans schöne Bild an sich sowie generell an die erste Auswärts-Pyroshow im Profifußball. Sind ja bekanntlich andere Gegebenheiten als früher in der Regionalliga oder im heimischen Saarlandpokal. Zumindest standen da keine Heinze mit Metall-Detektoren an den Eingängen… Ausgestreckter Mittelfinger zudem an die Clowns vom Ordnungsdienst im Innenraum, die just beim Anblick des ersten Feuers nicht nur das Fotografieren der Choreo unterbanden, sondern unter nicht hinnehmbaren Androhungen von Konsequenzen sogar das Löschen der gemachten Bilder veranlassten. Als obs einen großen Unterschied macht, ob jemand eine Reihe dahinter von seinen Plätzen filmt oder wir aus dem Innenraum. Ich hoffe, ihr erstickt an eurem kleinen Moment des Machtgefühls in eurer traurigen Welt! Somit an der Stelle herzlichen Dank an den Kollegen von Saarland-Groundhopping von der Gegenseite für die Bereitstellung einiger Aufnahmen!
Nach Beendigung des optischen Highlights merkte man recht schnell, dass ein großer Teil der Anspannung von den Schultern aller Beteiligter fiel und daher auch in den Anfangsminuten viel Energie in die Gesänge ging. Allerdings war die Koordination der für Elversberger Verhältnisse gigantischen Masse alles andere als ein Selbstläufer, sodass an der Positionierung der Vorsänger im ersten Durchgang hier und da gefeilt werden musste. Auch war die Liedauswahl etwas zu textlastig und somit nicht unbedingt Massenkompatibel, was den Auftritt in weiten Teilen nicht der Masse würdig erschienen ließ. Denn selbst als die für Elversberg starke Zahl von 400 Leuten in der Mitte ihr Liedgut intoniert, ging man in dem weitläufigen Block samt hoher Grundlautstärke der zahlreichen Familien und Eventfans gnadenlos unter.
Besser wurde es erst nach dem Seitenwechsel unter Rückbesinnung auf einige Knaller. Dazu tat der Ausgleich durch Damar sein übriges und fertig waren die besten 20 Minuten, die ich jemals auf den Rängen mit Elversberg erleben durfte. Vor allem „In einem kleinen Dorf…“ und „2022“ erreichten bockstarke Lautstärken, die vermehrten Wechselgesänge zwischen Unter- und Oberrang sowieso. Da verschlug es selbst mir ab und an die Sprache, als das laut hörbare Echo der eigenen Gesänge von den gegenüberliegenden Rängen zurückschwappte. Nur 20 Minuten. Aber die waren utopisch. Für die eigenen Erinnerungen. Für die Geschichtsbücher des Elversberger Supports. Vor 10 Jahren hier mit 150, heute mit 4.500. Stark!

Allerdings, und so ehrlich bin ich mit mir selbst, bin ich froh, dass es nicht jede Woche so ist. Als ausgewählte Saisonhighlights auf alle Fälle, aber nicht in jeder Ecke der Republik. Ich freue mich auch irgendwie wieder auf so Fahrten wie nach Münster oder Fürth, wo mit 300 Leuten gefühlt mehr abgerissen wird, da der Kern der Szene den größten Anteil stellt. Meckern auf hohem Niveau…
Das muss ich auch über die Westkurve des FCK. Etwa zwei Dutzend Mal durfte ich, auch aufgrund der räumlichen Nähe, dem Anhang der Pfälzer bereits lauschen. Und heute war sicherlich kein Highlight. Oftmals wurde es zwar so laut, dass man selbst am Fuße des 18ers seinen eigenen Nebenmann nicht verstand, doch das Potenzial, dass der akustisch genial errichtete Betze nunmal bietet, konnte nur in seltenen Momenten so richtig genutzt werden. Oft kochte der untere Bereich der West sein eigenes Süppchen, während die Jungs um die Gruppe „Kerberos“ in ihrem Ecken im oberen Bereich etwas verloren wirkten. Zudem scheint mir generell ein kleiner Schwund von aktiven Bereichen in der Westkurve umsich zu greifen.
Auf älteren Bildern waren oberhalb der Gruppen rund um GL, PI und FY deutlich mehr Zaun- und Schwenkfahnen zu sehen und auch in der Breite war etwas mehr Bewegung. Alles etwas gegensätzlich zum aktuellen sportlichen Höhenflug und der generellen, sehr positiven Entwicklung aller Szenen im Südwesten in den vergangenen Jahren. Aber vielleicht lag es auch am fehlenden Highlight mit Blick auf ein gleichwertiges Gegenüber im Gästeblock sowie meiner subjektiven Wahrnehmung. Hab immerhin schon etliche Derbys sowie den Kracher gegen Dynamo in der Relegation hier gesehen. Andere Hausnummern, weis ich selbst. Denn sonst war der sehr klassisch gehaltene Support durchweg in mehr als akzeptabler Lautstärke zu vernehmen, während bei längeren, gegnerischen Ballbesitzphasen häufiger Pfiffe und Ruhe dominierten.

Als durchweg unterhaltsam präsentierte sich unterdessen der Kick, in dem zunächst Lautern durch Ache (wer denn auch sonst?) die verdiente Führung gegen etwas zu passive Elversberger erzielte. Doch spätesten nach einer Stunde war die SVE nun auf dem Platz, netzte durch Damar zum verdienten Ausgleich und hatte auch danach noch einige gute Chancen vorm Kasten der roten Teufel. Auch dank einiger 50/50-Entscheidungen pro Elversberg gegen Ende retteten sich die Saarländer gegen die bedingungslos anrennenden Hausherren über die Zeit und machten Saisonzähler Nummer 40 dingfest. Großer Jubel im Gästeblock, während die Hausherren auf den Rängen trotz erreichen der Tabellenführung mehr mit dem Unparteiischen haderten. Für uns derweilen der Schlusspunkt eines Abends, der mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werden wird. Der einiges an Kraft kostete, mental wie physisch. Der in die Elversberger Geschichte eingehen wird!