2. Bundesliga: SV Elversberg – Hertha BSC

02.03.2025
24. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Hertha BSC
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 4:0 (4:0)
Zuschauer: 10.607 (ca. 1.700 Gäste)
Ticket: Dauerkarte

Ich bin ehrlich: Fasching, oder Fasenacht, hat mich in meinem Leben noch nie gereizt. Vielleicht lag es am früheren Zwang in der Schule oder in Vereinen, am früheren Wohnort in der Hochburg Trier oder auch anderswo begründet. Kann gerne jeder dabei sein, mein Bier isses nicht. Und dennoch war das bunte Treiben unter blauem Himmel an der heimischen Kaiserlinde witzig mit anzusehen. Wo sich sonst im Winter die dunklen Jacken am Eingang tummeln, passierte nun ein Tross aus Pandas, Superhelden, Piraten und Jogger die Kontrollen auf dem Weg auf die Traversen des zweiten Wohnzimmers. Klug war dennoch, wer sich was felllastiges anzog, um irgendwie der eisigen Kälte zu trotzen. Und dem Rest blieb nichts anderes übrig, als während der neunzig Minuten Vollgas zu geben. Und das tat die Kurve auch zu genüge und trotzte dem stillen Sonntag.

Direkt ab der ersten Minute war schön Zug in den Gesängen und die Motivation spürbar, die Mannschaft hier und heute zum Sieg zu schreien. Lautstark knallten die ersten Lieder im Takt, während auch das melodischere Liedgut ein ums andere Mal zelebriert wurde. In diese Kerbe schlug auch ein neuer Gesang auf die Melodie von „Wackelkontakt“ (Wir stehn im Stadion, Wollen unsre Mannschaft heute Siegen sehn, Es geht nach Vorne nie zurück, Die SVE ist unser Glück – Wir sind bei jedem Spiel, Weil wir für dich immer alles geben, Halten deine Fahnen ewig hoch, Solang wir leben bis zum Tod), der dank der im Vorfeld verteilten Textzeilen auch gleich mit guter Lautstärke über den Rasen schallte. Potenzial auf alle Fälle, ob es zu einem Gassenhauer reicht, werden die kommenden Wochen zeigen. Mittels Spruchband zeigte man sich zudem solidarisch mit den Freunden aus Bad Nauheim („Niemals aufgeben Fanatics… – …gegen willkürliche Stadionverbote!“), die sich erneut einer heftigen Repressionswelle ausgesetzt sehen.

Aus Berlin reisten derweilen etliche Herthaner an, die den Gästeblock bis auf den letzten Platz füllten und selbigen mit vier Reihen Zaunfahnen schmückten. Klasse Bild, das zudem von etlichen Schwenkfahnen und Doppelhalter sowohl im Unter- als auch Oberrang komplettiert wurde. Samt Unterstützung der Freunde aus Karlsruhe (via Zaunfahne präsent: Phönix Sons und Wild Boys) lieferte die Ostkurve einen richtig starken Support zu Beginn ab, der in Sachen Beteiligung und Lautstärke nahe am derzeit in Elversberg möglichen Optimum kratzte. Fast jeder Gesang drang bis in die Heimkurve durch, während vor allem die Schlachtrufe und Klassiker des Herthaner Kurvenrepertoires absolut wuchtig über den Rasen hallten. Der geschlossene Auftritt fand jedoch noch im ersten Durchgang sein jähes Ende, was bei der Nichtleistung des Hauptstadtclubs auf dem Feld allerdings kaum verwunderlich schien. Eine gute halbe Stunde nach Anpfiff ebbte daher der letzte Gesang der Blau-Weißen ab, ehe in der Pause bereits sämtliches Material außer den Zaunfahnen zusammengepackt wurde.

Der Nachmittag war aus Sicht der Gäste aber auch kaum feierlich, während die Euphorie in Elversberg keine Grenzen kannte. Unter den Augen von Ehrengast Giovane Élber spielte sich die SVE in einen unfassbaren Rausch und netzte durch Damar, Felle, Zimmerschied und Sahin vier (!) Mal im ersten Durchgang. Das sorgte selbstredend für ungläubige Freude auf den Tribünen, die jedes Tor, getreu von Fasenacht, mit lauten „Alleh hopp!“-Sprechchören feierten. Surreale 45 Minuten, wirklich. Und auch im zweiten Durchgang blieben Horst Steffens Mannen souverän am Ball, wenn auch ohne weiteren Treffer, um die die desolaten Berliner nahezu bettelten. So durfte dann auch die zweite Elversberger Reihe ein paar mehr Spielminuten als üblich sammeln, während Schlussmann Kristof auch im vierten Spiel in Folge seinen Kasten sauber hielt. Hut ab vor dieser Leistung, alle Achtung!

Laut die Siegesfeier vor großer Kulisse, während sich sowohl die Gastmannschaft als auch deren Anhang ohne große Töne verabschiedete. Den ganzen Tag unterwegs und dann sowas – aber das kennen wir aus dem Dezember 2023 in Berlin ja auch. Da ist man doch froh, dass man erst sonntags ran musste und zumindest zwei Tage vorher sein Wochenende genießen konnte. Große Jubelstimmung dagegen im Block C, der passenderweise zur fünften Jahreszeit eine Humba anstimmte und den faktisch/rechnerischen Klassenerhalt feierte. Nun also 10 Spiele bis Saisonende ohne Druck angehen und befreit aufspielen – das lässt sich doch auf den Tribünen Woche für Woche genießen!

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