2. Bundesliga: SV Darmstadt – SV Elversberg

08.02.2025
21. Spieltag 2. Bundesliga
SV Darmstadt - SV Elversberg
Stadion am Böllenfalltor
Endergebnis: 0:3 (0:2)
Zuschauer: 16.855 (1.000 Gäste)
Ticket: 16,51€

Seit mehr als sieben Jahren leben wir nun schon, der Arbeit wegen, rund um Frankfurt. Heimspiele des eigenen Vereins stellen damit seit jeher eine Art kleine Auswärtstour dar, die man allerdings mittlerweile gar nicht mehr als solche wahrnimmt. Sind ja meist nur neunzig Minuten pro Strecke, also kaum Distanz. Für echte Auswärtsfahrten ist Frankfurt aufgrund der zentralen Lage und top Anbindung dagegen ideal. Dennoch freuten wir uns sehr über das Gastspiel bei den Lilien aus Darmstadt, das für uns die kürzeste Anreise zu sämtlichen der 34 Saisonpartien markierte. Entsprechend am Samstagmorgen ausgeschlafen gen S-Bahn getrottet, fix am Frankfurter Hauptbahnhof in den RE gewechselt und eine Viertelstunde später auch schon Darmstadt erreicht. Halbe Stunde, vielleicht ein bisschen mehr. Für den eigenen Standard gefühlt wie ein knapper Fußweg zum Dönerladen um die Ecke.

Am Darmstädter Hauptbahnhof stand auch dankenswerterweise ein Gäste-Shuttle parat, der die doch ganze Handvoll Zugfahrer bis direkt an den Waldweg zum Gästeblock beförderte. Klappte gut und relativ fix, denn der Weg vom Bahnhof bis zum Bölle ist bekanntlich nicht ohne. Nach 2013, damals noch auf der alten Gegengeraden beheimatet, ging es heute zum persönlich zweiten Mal in den Gästeblock des Darmstädter Stadions, der kurz hinter den Eingängen gleich mit einigen Verpflegungsständen einlud. Ums kurz zu fassen: Das war das mit weitem Abstand Schlechteste, was wir bisher im Unterhaus vorgesetzt bekamen. Nur im Schneckentempo ging’s überhaupt voran, ehe sowohl eine Feuer- als auch Rindswurst erstanden wurden. Während Erstere im tagfrischen Brötchen noch einigermaßen mundete und lediglich das umworbene Feuer vermissen ließ, war die Rindswurst anscheinend kaum mit dem Grill in Kontakt gekommen. Innen eiskalt und kaum gegart war das Ganze absolut widerwärtig. Immerhin den gespritzten Äppler haben sie hinbekommen, volle Becher gab’s aber auch nur auf Nachfrage.

Sollte zumindest der einzige Dämpfer des Tages bleiben, denn beim anschließenden Gang in den Gästeblock drangen bereits die ersten, lauten Gesänge nach draußen. Gut 1.000 Saarländer bevölkerten dabei den, in der angenehmen Sonne gelegenen, Steher an der Seite und flaggten ordentlich an. Zwar fast vermessen, allerdings musste man im Vorfeld ein bisschen die Stirn runzeln, dass nach den 3.000 in Köln „nur“ ein Drittel den Weg ins deutlich nähere Darmstadt fand. Aber ja, Darmstadt liegt nunmal nicht im Rheinland und ist somit für den Saarländer uninteressant. Allerdings fanden damit fast ausschließlich die Anhänger den Weg in den Gästeblock, die die schwarz-weißen Farben wirklich im Herzen tragen.

Und das zeigte sich in einem wahrlich unfassbaren Auftritt, den ich als den Besten bezeichnen würde, den die SVE jemals in der Ferne erlebt hat. Die aktiven Gruppen rund um die Horda, Loyal Unity und Jugendkollektiv verteilten sich dabei über die komplette Breite, ließen ordentlich Material in der Luft kreisen und stellten zudem zum ersten Mal drei Capos in einem Gästeblock. Das machte sich vom Fleck weg bemerkbar, reichte doch die Mitmachquote im Steher in einigen Momenten nahe ans viel beschworene Optimum. Klatsch- und Sprungeinlagen waren unfassbar geschlossen, während die Wechselgesänge auch den Oberrang nahezu komplett miteinbezogen. Und im zweiten Durchgang kannte die Euphorie sowieso kaum Grenzen. Seien es die neuen Lieder wie „Unten auf dem Rasen“ oder auch sämtliche Gassenhauer: Da war unentwegt Zug drin. Grandiose Lautstärke in vielen Momenten, aber auch generell eine Konstanz, die keinen Raum für Verbesserungen ließ. Was da teilweise abging… krank, wirklich geisteskrank! Respekt an jeden Auswärtsfahrer an diesem Samstag!

Ehrlicherweise bekamen wir daher als auch generell aufgrund der Lage des Gästeblocks kaum etwas von der Darmstädter Südkurve mit. Klar, „Oh Lilien“ ertönte anfangs bockstark aus allen Bereichen des Bölles, während die Kurve aus unserer Perspektive vor allem optische Akzente setzte. Schöne Schalparaden und ein durchgängig dichter Tifo waren was fürs Auge, während die Lautstärke schon gepasst haben dürfte. Erlebten wir ja bereits zahlreiche Male, hier als auch auswärts. Dicker Daumen nach oben zudem für die Choreo zu Beginn des zweiten Durchgangs, die sich am Urteil über Polizeikosten für Vereine abarbeitete („Vereine macht euch gerade! Gegen Kosten für Schikane!“) sowie für den Support bis zum Schlusspfiff, dem heutigen Tag als auch den bisherigen Ergebnissen im Kalenderjahr zum Trotz.

Denn sportlich sahen die Lilien gegen erneut erstarkte Elversberger kein Land. Von Beginn an erwischte die SVE den besseren Start und ging früh durch einen schönen Strahl von Felle in Führung, ehe Neubauer kurz vor der Pause nachlegte. Asllani erzielte nach einer guten Stunde mit dem 0:3 die Vorentscheidung, ehe der Frust der Hausherren in Person von Fabian Nürnberger ungefiltert ausgelebt wurde. Erst gegen Baum zu spät und übel nachgetreten, schlägt er bei der folgenden Rudelbildung Maximilian Rohr auch noch ins Gesicht und holte sich die verdienteste rote Karte ab, die ich außerhalb vom sonntäglichen Amateursport jemals sehen musste. Dort hätte er auch definitiv mehr verloren, denn wer seine sportliche Limitationen so kompensieren muss, hat im Unterhaus nichts verloren. Ich wünsche dem Vollidioten mindestens anderthalb Monate Denkpause.

Die letzten Minuten plätscherten derweilen über den Rasen, während sich der Gästeblock immer mehr in ein wahnsinniges Tollhaus verwandelte. Trotz Unterzahl blieb es letztlich bei drei Gegentoren für die Lilien, ehe der Pfiff des Unparteiischen die Punkte 30, 31 und 32 auf dem Konto der SVE zementierte. Lautstark die anschließende Feier mit der Mannschaft, war es doch der erste Sieg des Jahres. Einer, der die zuletzt negativen Ergebnisse mit einem Schlag wieder egalisierte. Und endlich wieder ein Nachmittag, an dem sich die Jungs für ihren top Einsatz auch ergebnistechnisch belohnten. Hut ab, das war ganz großes Kino, auf dem Rasen als auch auf den Rängen! Anschließend wieder fix mit dem Shuttle zurück zum Bahnhof, den erstbesten RE gen Frankfurt genommen und dort den Abend feuchtfröhlich begossen. Man muss die Feste ja feiern, wie sie fallen. Und es ist und bleibt einfach jedes Mal ein Fest, wenn die SVE in der 2. Bundesliga einen Sieg erringt!

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