31.01.2025
20. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Karlsruher SC
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 2:2 (1:0)
Zuschauer: 10.102 (1.700 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Für Gastmannschaften zum Haare raufen, für den Fußballromantiker aber mit der schönste Anblick: Flutlichtspiele am Freitagabend. Bereits die dritte der letzten vier Partien an der Kaiserlinde wurde auf einen Freitag gelegt, wobei es in dieser Woche die Begegnung gegen den KSC traf. Geht ja noch in Sachen Distanz, weshalb Gästekontingent als auch die Karten für den Heimbereich schnell vergriffen waren. Die Erhöhung der Kapazität im Westen um weitere 200 Steher bedeutete zudem endlich wieder über 10.000 Zuschauer in Elversberg. Top, dass der Fortschritt Woche für Woche auch in Zahlen sichtbar wird!
Wir klappten unterdessen recht früh im heimischen Büro die Laptops zu und tourten durch den Frankfurter Feierabendverkehr in Richtung Saarland, stets gespannt auf die sportliche Reaktion, die die eigene Mannschaft den zuletzt drei Niederlagen in Folge entgegenbringen würde. Mit den Blau-Weißen aus Karlsruhe kam dafür ein zumindest historisch nicht gerade schlagbarer Gegner, gelang der SVE in sämtlichen Aufeinandertreffen doch bisher erst ein einziger Punkt – im August 2000, damals noch im alten Wildpark. Kann ja was werden. Gut mundete hingegen der gegrillte Lyoner kurz nach Betreten der zweiten Heimat, während der Sonnenuntergang den Himmel hinter der Westtribüne in schöne Farben tauchte. Ich mag sie, diese Flutlichtspiele!
Fix verging die Zeit bis zum Spielbeginn, der Gästeblock ließ bereits sein vorhandenes Potenzial aufblitzen und Block C zelebrierte die Vereinshymne mitsamt starker Schalparade, die sich immer weiter in Richtung der Ränder der Kurve ausbreitet. Toller Anblick! Im Vergleich zu den letzten Spielen ging’s generell in Sachen Optik wieder in die richtige Richtung. Etliche Schwenker kreisten über die volle Distanz und wurden hier und da von einigen Doppelhaltern ergänzt, die den mittleren Bereich des Blocks in die schwarz-weißen Vereinsfarben hüllten. Positiv auch die generelle Mitmachquote bei den Gesängen, die am heutigen Abend eine absolut ordentliche Lautstärke erreichten. Vom behäbigen Auftritt gegen Magdeburg fehlte jede Spur, stattdessen peitschten die Gassenhauer imposant über den Rasen. Vor allem die neuen Lieder knallten gut rein und sorgten für keinen Moment der Stille. Richtig guter Auftritt von der Elversberger Kurve!
Dennoch hatte der Anhang der Saarländer dem unfassbar gut aufgelegten Gästeblock nichts entgegenzusetzen. Hinter einem top Zaun und in Begleitung unzähliger Fahnen verschafften sich die Badener alleine schon durch die Positionierung der Trommler im Oberrang einen großen Vorteil. Die Trommelschläge schepperten somit richtig laut unterm Dach und animierten nicht nur den gesamten Steher, sondern stets mindestens die Hälfte der Sitzer zum lautstarken Dauersupport. Mehr als häufig drangen die Schlachtrufe und das traditionelle Liedgut bis in die Heimkurve durch, wobei vor allem der Gesang auf die mittlerweile in ganz Deutschland bekannte Melodie von „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“ einer der lautesten Momente an der Linde in der laufenden Saison markierte. Klar, die Rückrunde hat gerade erst begonnen, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der heutige Auftritt der Karlsruher (im Übrigen mitsamt Verstärkung aus Berlin und Strasbourg) wie bereits in der letzten Spielzeit als Bester in Erinnerung bleiben wird.
Auf dem Feld dagegen begeisterte vor allem Elversberg mit fulminantem Offensivspiel und einer erneuten Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorwoche. Vorne vermehrt Chancen, hinten nochmal stabiler und mit mehr Biss in der Endverteidigung. Und die Mannschaft belohnte sich endlich, wenn auch erst knapp vor der Pause. Petkov netzte per Flachschuss zur 1:0-Pausenführung, ehe Sickinger kurz nach Wiederanpfiff einen fälligen Foulelfmeter platziert versenkte. 2:0, und die Jungs hatten Bock auf mehr! Nur eine Minute später lag die Kugel erneut im Karlsruher Kasten, doch eine Abseitsstellung verhinderte die vermeintliche Entscheidung. Eine, die Elversberg nun erzwingen wollte, dabei Pfosten oder aus kurzer Distanz den Schlussmann traf – und leider dadurch hinten vermehrt Lücken offenbarte.
Selbstredend war es eine Ecke, die den KSC wieder ins Spiel brachte und Elversberg wackeln ließ. Denn plötzlich klappte wieder gar nichts mehr, Pässe verfehlten den Empfänger oder wurden abgefangen, die Köpfe sackten trotz eigener Führung nach unten. Es kam, wie es kommen musste: Ausgleich Karlsruhe, nach ellenlanger VAR-Überprüfung. Zum Glück bereits kurz vor der 90., sodass nur noch wenige Spielzüge Zittern angesagt war, ehe zumindest der eine Punkt in trockenen Tüchern war. Noch ein paar Minuten länger und die Gäste hätten den Kick mit Sicherheit gedreht. Glück am Ende, mag man fast sagen, aber es ist auch irgendwo frustrierend, dass eine 2-Tore-Führung nicht über die Zeit gebracht werden kann. Wieder mal.
Dabei schien die SVE nach der ersten Stunde endlich im neuen Jahr angekommen zu sein, bissig und voller Tatendrang ausgestattet. Doch der Kopf wiegt anscheinend schwer, wenn kleine Dinge im Spiel anfangen, unrund zu laufen. Ja, wir haben mit 50/50-Entscheidungen derzeit Pech, vorne wie hinten. Und ja, dann kippt eben mal das Momentum. Doch da müssen die Jungs mal ein Mittel gegen finden. Nicht falsch verstehen, denn es besteht keinerlei Anspruch jeden Kick zu gewinnen. Aber so ‘ne Partie am Ende noch aus der Hand zu geben tut einfach weh. Immerhin, 29 Punkte zum jetzigen Zeitpunkt sind weiterhin eine gute Ausgangslage. Also weiter kämpfen, weiter Gas geben, dann wird das was mit dem erneuten Klassenerhalt!