Segunda División: Córdoba CF – UD Almería

12.01.2025
22. Spieltag Segunda División
Córdoba CF - UD Almería
Estadio Nuevo Arcángel
Endergebnis: 0:3 (0:1)
Zuschauer: 17.897 (800 Gäste)
Ticket: 32,20€

Die sinngemäß letzte Etappe unserer Andalusien-Tour führte uns sonntags ins nordöstlich von Sevilla gelegene Córdoba, günstigen Ansetzungen sei Dank. Ist in Spanien ja leider oft so eine Sache: Da kicken in einer Region fünf Vereine an einem Wochenende daheim, allerdings meistens nicht verteilt aufs ganze Wochenende, sondern alle an einem Tag. So avanciert eine Tour nach Spanien oft zu einem Glücksspiel, zumal die zeitgenauen Terminierungen erst zwei, drei oder maximal vier Wochen vorher feststehen und die Flüge zu dem Zeitpunkt schon längst gebucht sind. Aber egal, denn dieses Mal sollte es ja klappen.

Ganz so früh wie anfangs geplant sattelten wir dann aber doch nicht das gemietete Gefährt, denn eine weitere kurze Nacht wollten wir den müden Körpern nicht zumuten. Daher ausnahmsweise mehr als sechs Stunden Schlaf gegönnt, ehe wir auf die gut neunzig minütige Anreise gen Austragungsort der mittäglichen Partie aufbrachen. Unspektakulär wurden die Autobahnkilometer entlang grüner Felder abgerissen, die so gar nicht an Spanien erinnerten, ehe die Vegetation kurz vor dem Ziel wieder die gewohnten, braunen Farben annahm. Direkt an der Autobahnausfahrt begrüßte uns bereits die Spielstätte des Córdoba CF, die dank des Anfahrtsstaus bereits etwas länger in Augenschein genommen werden konnte. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch auf sämtliche Zuwegen war schon ordentlich was los, daher fix durch die Kreuzungen gekämpft und wenig später am günstig gelegenen Parque de Miraflores abgeparkt. Es sollte ja später noch auf eine Stadtrunde gehen, dafür liegt der weiße Schlammplatz (immerhin für lau) günstig in der Mitte zwischen Stadion und Altstadt.

Ein paar hundert Meter Fußmarsch später standen wir erneut vor der Bude im Herzen eines Sandfeldes. Wirkte bisschen verloren hier, so einsam am Stadtrand und ohne auch nur irgendeine Bebauung in der Nähe. Dafür bevölkerten tausende Heimfans die staubigen Zuwege, wobei sich erfreulicherweise auch etliche Gäste in die Menge mischten. Im Vorfeld las man was von ausverkauftem Gastkontingent, entsprechend gespannt waren wir bei der Umrundung der Bude. Fixer Stopp noch in der Tienda, dann standen wir auch schon vor der neu errichteten Gegengeraden, die man als solche von Außen in keinster Weiße erkennen kann. Denn der halbe Umbau war auch hier wieder ein Paradebeispiel von gut gemeint, aber nicht wirklich zu Ende gedacht. So thront nun das Gerippe eines angedachten Bürokomplexes an der Seite, der schlicht aufgrund fehlendem Interesses eines Mieters nie fertiggestellt wurde. Immerhin am direkten Eingang zur Tribüne gab man sich ein klein wenig Mühe und verkleidete den Beton, allerdings nur dort, wo es nötig war.

Zumindest drinnen machte das Ganze einen recht neuwertigen und auch soliden Eindruck. Der erste Weg führte uns allerdings zum Futterstand, wo je ein Bocadillo mit frischem Lomo und Käse in der Größe eines ganzen Brotlaibes erstanden wurde. Dazu ein paar Getränke knapp über (in meinem Fall sogar unter) dem Gefrierpunkt und das Thema Mittagessen war abgehakt. Loben wir uns! Rein ging es nun in Sektor zwei des Oberrangs, der nicht nur schon recht gut gefüllt war, sondern auch mit top Ausblick auf sämtliche Stadionbereiche aufwartete. Neben unserer neuen, doppelstöckigen und somit auch größten Geraden wurden ebenso die beiden Hintertorseiten in identischer, aber etwas kleinerer Bauweise errichtet, wobei die dortigen Oberränge lediglich fünf Reihen zählen. Nur die Haupttribüne blieb noch erhalten und ließ durch ihre halbrunde Form etwas auf den Anblick des historischen Estadio Nuevo Arcángel (benannt nach dem benachbarten Stadtteil) schließen.

Letztere wird wohl auch auf längere Zeit ihr Erscheinungsbild nicht ändern, wenn man sich den Start des Umbaus im Jahr 2005(!) einmal auf der Zunge zergehen lässt. Seit 20 Jahren steht der Bürokomplex leer, das geplante Shopping-Center und die Parkhäuser sucht man ebenso vergebens. Wie gesagt: Viel gewollt hat man hier schon. Aber auch so macht das Stadion einen ordentlichen Eindruck und bietet, neben den 21.822 Sitzen, auch ein astreines Altstadt- und Bergpanorama. Da erwischten wir uns doch häufiger beim Blick auf die tolle Szenerie vor tiefblauem Himmel! Ebenso überrascht waren wir auch beim Durchstöbern der Vereinschronik, mussten wir doch feststellen, dass der 1954 gegründete Córdoba CF deutlich weniger gerissen hat als zunächst angenommen. Sieben Jahre Oberhaus in den 60ern, ein weiterer, kurzer Abstecher in den 70ern, dann Dritt- und Viertklassigkeit bis zum Jahrtausendwechsel. Im Anschluss recht konstant im Unterhaus aktiv, zur Saison 14/15 nach 42 Jahren mal wieder ein Jahr Primera División, gefolgt von einem erneuten Absturz in die Viertklassigkeit, von dem sich die Grün-Weißen binnen vier Jahren wieder erholten und zur aktuellen Saison als Aufsteiger in der zweiten Liga auf Punktejagd gehen.

Trotz der zuletzt schwierigen Jahren halten zumindest die Zuschauer ihre Treue und pilgern in guten Zahlen ans Ufer des Guadalquivir, so auch zum heutigen Duell mit Almería, das im Vorfeld als Derby beworben wurde – bei schlappen 350 Kilometern einfacher Entfernung. Knapp 18.000 Schaulustige füllten die Tribünen nahe am Maximum und sorgten bei der nur kurz angespielten, danach aber locker zwei Minuten in a capella vorgetragenen Hymne mal gleich für Gänsehaut. Richtig schöne Melodie, voller Inbrunst vorgetragen und unter Begleitung einer Schalparade im gesamten Rund! Und auch die ersten beiden Gesänge schwappten durch die komplette Bude, waren richtig wuchtig und überraschten sehr, vor allem mit Blick auf den spärlich besetzten Support-Block im Unterrang der Südkurve.

Eine Zaunfahne mit Stadt- und Vereinswappen samt Gründungsdatum, dahinter eine handvoll Leute mit wenigen Schwenkern und noch mehr Abstand. Die Zeiten der Pandemie sind doch vorbei, oder? Scheinbar hier nicht, denn so recht zusammen rückte da keiner. Eine richtige Szene scheint hier nicht zu existieren, denn wenngleich die vorhandenen Trommeln auf die Rolle als Taktgeber hindeuteten, keimten die meisten Gesänge doch im Norden des Stadions auf. Entsprechend waren es nur die Gassenhauer, die mal laut durchs Stadion schallten, wobei selbige vom heißblütigen Publikum dann auch lautstark zelebriert wurden. Sonst dominierten Pfeifkonzerte gegen die Gästefans, Aktionen der Gäste, die Unparteiischen als auch später gegen die eigene Mannschaft die Atmosphäre, die unterm Strich dennoch recht ordentlich war. Nur eben anders als gewohnt.

So meine Notizen und Gedanken während des Spiels, allerdings muss ich das Thema mit keine Szene revidieren. Die existiert nämlich schon, war aber aus gutem Grund nicht im Stadion präsent. Denn gegen 11 Uhr vormittags, also gut drei Stunden vor Anpfiff, attackierte eine mittlere, zweistellige Anzahl Einheimischer die bereits seit 8 Uhr auf einem Platz in der Innenstadt anwesenden Gäste und lieferte sich mit selbigen eine minutenlange Schlacht, in der die komplette Außenbestuhlung einer Bar das Fliegen lernte. Eine Verhaftung und zwanzig identifizierte Beteiligte auf der Heimseite dürften einen herben Schlag für die heimische Szene bedeuten und auch deren augenscheinliche Abwesenheit erklären…

Die trotz der Geschichte vollzählig anwesenden Gäste, die aus Gründen ausgerechnet auf der teuersten Kategorie der Haupttribüne unterm Dach untergebracht wurden, hatten somit natürlich einen klaren Vorteil. Gut 800 Rot-Weiße von der Küste machten sich auf den Weg, zahlreiche davon deckten sich in anderen Bereichen ein, während um die 400 den eigentlichen Gästeblock bevölkerten. Die Szene, die in einheitlichen weißen T-Shirts anreiste, legte dabei einen schönen Entrada hin, zog damit früh den Hass des Heimpublikums auf sich und flaggte mit einigen gleich großen Fetzen (u.a. Gate 78 Almeria, Casuals Mediterraneo, Almeria presente, Sección Juvenil) am vorderen Zaun an.

In der prallen Sonne legte der Haufen in guter Form los, zeigte ebenso eine Schalparade sowie einige Klatscheinlagen, ließ jedoch eine gewisse Kontinuität in der Sache vermissen. Ohne Trommel und mit etlichen Cops im Block, die die Stufen innerhalb des Mobs freihielten, sicherlich alles nicht so einfach, aber nach dem starken Beginn lag die Messlatte einfach ein wenig höher. Schwenkfahnen gab’s auch keine, dafür später den „Poznań“, sprich eine Sprungeinlage mit dem Rücken zum Spielfeld, während die Gesänge mit voranschreitendem Spielverlauf dann doch in akzeptabler Lautstärke über den Rasen schallten.

Ganz überraschend kam der spätere Auswärtssieg nicht, grüßten die Gäste doch vor der Partie vom Platz an der Sonne, während sich die frisch aufgestiegenen Hausherren mitten im Abstiegskampf befanden. Übrigens nicht der einzige, große Club, der in dieser Saison überhaupt erst ins Unterhaus zurückkehrte. Namen wie der FC Málaga oder auch Deportivo La Coruña waren bis zur letzten Spielzeit drittklassig, in eigenen Gedanken allerdings fester Bestandteil des Oberhauses… Der anfangs unterhaltsame und durchaus ausgeglichene Kick war spätestens durch eine rote Karte für die wacker kämpfenden Hausherren entschieden, sodass die Offensivmaschinerie Almerias kaum Probleme hatte und quasi im Auslaufen drei Buden netzte.

Viel Frust auf der Heimseite samt eingestelltem Support und fast leeren Rängen vor Schlusspfiff, während die Gäste in ihrem nun schattigen Block ordentlich einen abrissen, spätere Blocksperre inklusive. Unterm Strich ein interessanter Nachmittag im Estadio Nuevo Arcángel, allerdings fehlte die heimische Szene dann doch zu sehr, um wirklich ein Urteil fällen zu können. Zumindest die Gäste überraschten äußerst positiv, wenn auch in Sachen Liedgut nicht viel mehr über den europäischen Standard hinaus wahrnehmbar war. Galt aber auch für die Heimseite.Der Geräuschpegel legte sich langsam, als wir unter den Letzten der Anwesenden das Stadion verließen und uns der großen Masse in Richtung der Parkplätze anschlossen.

Dort fix den Krempel ins Auto geschmissen, stand nun die Stadt Córdoba selbst im Mittelpunkt, die als drittgrößte Stadt Andalusiens und mit bewegter Historie versehen so einiges zu bieten hatte. Über die malerische Puente Romano, einem aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammenden Teil der römischen Handelsroute Via Augusta, gelangten wir in die Altstadt, deren Panorama von der berühmten Mezquita-Kathedrale dominiert wird. Einst als eine der weltweit größten Moscheen im maurischen Zeitalter Spaniens errichtet und später als Kathedrale umgewidmet, beeindruckte das großflächige Gebäude aus sämtlichen Winkeln, die uns am Nachmittag ersichtlich waren. Leider nur von Außen, denn für eine Besichtigung des Inneren waren wir einfach zu spät dran.

Allerdings lies es sich auch in den engen, weißen Gassen der Altstadt gut aushalten, ehe auf dem Plaza de la Corredera, dem alten Stadtplatz aus dem 17. Jahrhundert, eine Lokalität für den Sonnenuntergang gefunden wurde. Nebst einigen kühlen Getränken wurden die lokalen Spezialitäten Rabo de Toro (geschmorter Ochsenschwanz), Flamenquines (frittierte und mit Käse gefüllte Schinkenröllchen) und Salmorejo (die lokale Art der Gazpacho) verköstigt, ehe uns eine letzte, nächtliche Runde über den Plaza de las Tendillas zurück zum Gefährt führte. Anderthalb Stunden später erreichten wir wieder unsere Bleibe in Sevilla und setzten einen zufriedenen Haken hinter das Kapitel Córdoba. Klar, das Innere der Kathedrale hätte ich gern noch gesehen, doch auch so gefiel uns die Stadt zumindest für einen Tag sehr.

Die folgenden beiden Tagen verbrachten wir wieder in Sevilla, ehe es schließlich mittwochs auf Heimreise ging. Nochmal fix im nahen Supermarkt sämtliche wichtigen Mitbringsel von der iberischen Halbinsel eingeladen, prügelten wir unseren untermotorisierter Leihwagen erneut über die bergige Strecke bis nach Malaga, wo der gute Puffer noch einen kurzen Stopp am Strand ermöglichte, ehe die Schlüssel beim lokalen Vermieter wieder über die Theke wanderten. Wenig zu tun derweilen am unspektakulären (und sauteuren)Flughafen, ehe uns der Kranich am Abend in gut drei Stunden, langem Sonnenuntergang über Frankreich inklusive, wieder zurück in die kalte Heimat verfrachtete. Spanien im Januar wird auch sicherlich zukünftig wieder als gute Idee durchgehen!