14.12.2024
21. Spieltag EFL Championship
Oxford United FC - Sheffield Wednesday FC
Kassam Stadium
Endergebnis: 1:3 (1:1)
Zuschauer: 11.567 (1.492 Gäste)
Ticket: 31£ (~37,50€)
Fotoalbum
Samstags stand auch schon der letzte Trip unseres Aufenthalts in England an, der uns in eine für uns neue Stadt führen sollte. Oxford war das Ziel und auf vier Rädern in nahezu exakt einer Stunde aus dem südlichen Southampton erreicht, allerdings stellte uns der allgemeine Besucherandrang doch recht schnell vor Probleme. Samstag, gutes Wetter und kurz vor Weihnachten waren alles Faktoren, die die Verantwortlichen bereits an der Autobahnausfahrt gen Innenstadt Schilder aufstellen ließen, die auf überfüllte Parkplätze im Bereich rund ums Zentrum hinwiesen. Na klasse. Probiert haben wir es dennoch, standen uns am Parkhaus der zentralen Mall Westgate allerdings den ein oder anderen Reifen platt, ehe das Gefährt einen der begehrten grauen Plätze beziehen durfte. Das ganze knabberte somit auch einiges von der geplanten Runde durch die Altstadt vom Polster, das mit der verbleibenden Stunde aber dennoch ausreichen sollte.
Vom Tom Tower ging’s über die High Street bis zur großen Uni-Kirche, in deren „Hinterhof“ die weltbekannte Bodleian Library samt Radcliffe Camera spektakulär in die Höhe ragten. Wahrlich beeindruckende Gebäude, die die älteste Universität der englischsprachigen Welt (und eine der ältesten überhaupt) prägen. Zudem Drehort etlicher Streifen wie u.a. viele der Harry Potter Filme, weshalb viele Ecken der Stadt nicht mit Referenzen auf die bekannte Filmreihe geizen. Wer allerdings die Gebäude, Räume und Türme besichtigten möchte, bringt am besten den ganz dicken Geldbeutel mit. Denn die meisten Eintrittsgebühren rangierten jenseits der 20 Pfund pro Nase, sodass man hier an einem Tag fix 100-150€ rein an Ticketgebühren ausgeben kann.
Sparten wir uns und schlenderten im Anschluss lieber durch den Covered Market, der, im Gegensatz zum enttäuschenden Pendant in Swansea, direkt zum Verweilen einlud. Wäre das Wetter nicht so toll gewesen, wären wir gut und gerne hier versackt, doch die Körper lechzten nahezu nach den ersten Sonnenstrahlen seit gut zwei Wochen. Am Gloucester Town Square wurde daher der Wochenmarkt ausgelotet, der mit einer Vielzahl an Futterständen aus Nah und Fern aufwartete. Hier und da durchgesnackt und somit gut gestärkt ging es anschließend zurück zur Westgate Mall und rein in die Buslinie 3A, die uns für jeweils zwei Pfund in südliche Richtung zum Spielort kutschierte.
Denn gut gelegen ist das Kassam Stadium, Austragungsort der mittäglichen Partie, mitnichten, mit den typischen Doppelstockbussen aber in etwa 30 Minuten zu erreichen. Und so spuckte uns das Gefährt direkt hinter der Haupttribüne hinaus, an der wir zunächst erfolglos den Clubshop suchten. Ein Andenken in Form eines Schals muss es ja eigentlich immer sein, doch aufzufinden war der Verkaufsstand nicht. Lag aber auch daran, dass es sich um nicht viel mehr als zwei aufgebaute Holztische handelt, die wir anfangs als Kuchenverkauf abstempelten. Dort schienen die drei älteren Damen nicht nur komplett überfordert, sondern auch nicht ganz willens, Geschäfte zu machen. Dauerte dann auch gut zehn Minuten bis das einzig verfügbare Motiv erstanden werden konnte. Immerhin das bisher billigste Exemplar der wachsenden 92er Sammlung.
Wenig später ging es schließlich auf unsere Plätze im Oberrang der Haupttribüne, die uns beste Sicht auf einen der neueren Grounds des englischen Profifußballs bescherten. Sagen wir mal so: Augenweide ist anders. Drei separate Tribünen mit 12.500 Plätzen wurden hier im Jahr 2001 eröffnet, wovon lediglich die Haupttribüne über zwei Ränge verfügt. Die Hälfte der Gegengeraden dient als Gästeblock, während die westliche Seite schlicht nicht errichtet wurde. Grund: Der damalige Eigentümer von Oxford United, Firoz Kassam (also ganz bescheidener Stadionname), übernahm 1999 den finanziell gebeutelten Club und ebenso dessen Baustelle des neuen Stadions. Allerdings ging es in den folgenden Jahren für die U’s bis in die Fünftklassigkeit, weshalb die vierte Tribüne schlicht nicht benötigt und entsprechend nie errichtet wurde.
Die Ära Kassam endete bei den Yellows nach einigen Jahren wieder, doch das Stadion gehört weiterhin dem ehemaligen Investor, der in der Zwischenzeit die alte Spielstätte, den Manor Ground, verkaufte und abreisen ließ. Zu Ende ist die Fehde in Sachen Stadion damit noch nicht, denn Oxford United baut derzeit ein neues Stadion im Norden der Stadt und plant dieses bereits in zwei Jahren zu eröffnen. Wäre wohl das Ende des halben Rohbaus hier im Süden. Definitiv nicht schade drum. Mindestens so bewegt wie die Stadionhistorie ist auch die des Clubs selbst, der zwischen 1893 und 1960 noch als Headington FC (benachbarter Stadtteil) und später als Headington United an den Start ging, ehe schließlich die Umbenennung in den heutigen Namen erfolgte. 1949 erfolgte die Professionalisierung, kurz bevor ein Jahr später mit der Installation des ersten Flutlichts Geschichte geschrieben wurde.
Erst 1962 gelang der erste Aufstieg in die Viertklassigkeit, der den Startschuss für die erfolgreichen Jahre bildete. 1985 folgte der erstmalige Aufstieg in die erste Liga, ein Jahr später der Gewinn des League Cups – der bisher einzig national erreichte Titel der U’s. Danach folgten turbulente Zeiten, eingeläutet durch den Abstieg aus dem Oberhaus 1988, in das Oxford nie mehr zurückkehren sollte. Zwischen 2006 und 2010 war die fünfte Liga Heimat von United, ehe seitdem die langsame Rückkehr in höhere Klassen erfolgte. Frisch zur Saison 2024/25 feierten die Gelben den Aufstieg in die Championship, aus der der Club 1999 zuletzt abstieg. Und somit die ersten Zweitligaspiele im derzeitigen Stadion, das ursprünglich für diese Liga errichtet wurde.
Begleitet wurde der sportliche Erfolg durch eine echte Euphoriewelle, die durch die sonst zaghaft besuchten Heimspiele von United fuhren. Da waren wir fast schon froh, dass die Partien zuletzt in den Sand gesetzt wurden, hätten wir zu Saisonbeginn keinerlei Chance gehabt, überhaupt an Tickets zu kommen. Doch auch heute füllten sich die Ränge mehr als ansehnlich, während aus den Lautsprechern Perkele’s „Yellow & Blue“ tönte. Wenn man keine Hymne hat, tut es eben auch eine für Schweden.
Bunt ging es derweilen auf der einzigen Hintertortribüne zu, in deren oberen etwa 10 Reihen sich so etwas wie der aktive Haufen versammelte. Zwar ohne Trommel oder sonstigen der Koordination dienlichen Utensilien ausgestattet, dafür mit, für hiesige Verhältnisse, schönem Fahnenmeer über die gesamte Tribüne. Wirkte zwar alles vom Club organisiert, allerdings hielten die Schwenker eine ganze Weile durch, ehe die großen und kleinen Fetzen wieder auf den oberen Stufen abgestellt wurden. Machte einen ganz netten Eindruck, der auch von der erneut hohen Dichte an Gesängen bestätigt wurde. Wie schon am Mittwoch an der Loftus Road eine durchaus konstante Unterstützung, die sich aber nahezu ausschließlich aus wenigen Schlachtrufen („Come on you Yellows“ oder schlicht ein lang gezogenes „Yeeellooows!“) bei Standards zusammensetzte. Der stehende Haufen neben dem Gästeblock stieg deutlich seltener in die Lieder ein, Pöbeleien konnten wir aber auch nicht ausmachen. Bisschen kleinere Geschichte also, hier in Oxford.
Ein Schwergewicht der englischen Anhängerschaft stand dagegen heute im Gästeblock: Sheffield Wednesday, die Eulen aus der „Steel City“. Das Kontingent war im VVK fix vergriffen und die Traversen bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit wuchtiger Lautstärke hallten die ersten beiden Lieder kurz nach Anpfiff über den Rasen und zeugten vom riesigen Potenzial. Und dann war wieder Ebbe. Nix, aber auch gar nix wurde angestimmt und die Bringschuld zunächst der Mannschaft vor die Füße geworfen. Das zwischenzeitliche 1:0 für United begrub die restlichen Hoffnungen auf einen tollen Gästeblock, ehe Sheffield nach einer krummen Ecke den Ausgleich erzielte. Heute mal ein qualitativ ordentlicher Kick, sieht man in England ja auch leider selten.
Nach dem Pausentee drehte Wednesday nun vollends auf, traf weitere zwei Male und ließ die stimmgewaltigen Gäste nun zu unserer vollen Zufriedenheit abdrehen. Das war teils richtig laut, was aus den knapp 1.500 Kehlen zu uns rüber schepperte, alle Achtung. Auffällig waren die vielen aus Kontinentaleuropa adaptierten Lieder, während selbstverständlich auch einige britische Chants sowie ein paar Weihnachtsgesänge ihre Runden drehten. Oft nur ein Mal, selten zwei Mal. Dennoch ein umfassendes Repertoire, das in Teilen gut ins Ohr ging. Nach neunzig Minuten setzte sich somit der sportliche Favorit mit 3:1 durch, was tatsächlich unseren Torrekord auf der Insel bedeutete. Ich sag’s gerne wieder: So technisch gut das Spiel hier sein mag, so wenig unterhaltsam ist es für die Zuschauer.
In der Dunkelheit ging es für uns anschließend wieder nach Draußen und auf einen kurzen Fußmarsch, ehe uns unsere Mitfahrgelegenheit einsammelte und erneut in einer knappen Stunde zurück gen Süden bugsierte. Am folgenden Sonntag endete unser Trip auch schon wieder mit der Rückfahrt gen Heathrow, wo der Mietwagen der Marke Vauxhall zunächst unkompliziert abgegeben werden konnte, ehe uns ein Shuttle zum Terminal brachte. Dicht am Ohr stets der Ticker aus Braunschweig, konnte es die SVE doch nicht lassen und tatsächlich drei Punkte von einem der Kellerkinder entführen. Echt nicht mit gerechnet! Da der Sieg sogar den Platz an der Sonne bedeutete, musste diese Tatsache selbstredend auch zu erhöhten Bierpreisen am Flughafen fürstlich gefeiert werden, ehe uns der Kranich zum allerersten Mal in knapp einem dutzend Versuchen überpünktlich zurück nach Frankfurt brachte.