Championship: Queens Park Rangers FC – Oxford United FC

11.12.2024
20. Spieltag EFL Championship
Queens Park Rangers FC - Oxford United FC
Loftus Road Stadium
Endergebnis: 2:0 (0:0)
Zuschauer: 14.440 (1.749 Gäste)
Ticket: 36£ (~43,50€)
Fotoalbum

Für den zweiten Kick der Tour am folgenden Mittwoch erwies sich London als bekannt stabile Bank, kursieren doch eine ganze Menge Clubs in und um die Hauptstadt in den ersten vier Ligen des Landes. QPR gegen Oxford hörte sich dabei am besten an, nicht zuletzt aufgrund des erwartet vollen Gästeblocks als auch der legendären Loftus Road, die sicherlich bei vielen Fußballinteressenten als eine der ersten Anlaufstellen auf der Insel gekreuzt wird. Mit dem Mietwagen ging es für uns ab Southampton somit streng der M3 nach gen Nordosten, wo mit dem Old Deer P+R eine einigermaßen erschwingliche Abstellmöglichkeit für die vier Räder gefunden wurde. Kostete zwar 18,50£ für den Tag, dafür erblickten wir zumindest das gigantische Twickenham Stadium aus dem Fenster. Ein Traum, würde darin mal wieder gegen einen runden Ball getreten werden…

Anschließend ging es für unsere fünfköpfige Reisegruppe via District Line ein wenig in die Stadt, wo wir zunächst eine Runde um den Covent Garden drehten, um anschließend in der taiwanesischen Kette Din Tai Fung die eigenen Geschmacksknospen mal wieder so richtig zu verwöhnen. Bester Laden, ob in HK, Taipeh oder auch in London! Anschließend stapften wir in Richtung Leicester Square, schauten durch die engen Gassen Chinatowns und betrachteten die tolle Weihnachtsbeleuchtung von Soho bis zum Oxford Circus. Menschenmassen ohne Ende, aber ist dank der Touristen nun mal einfach so. Zählten wir ja schließlich auch zu.

Nach Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns vorerst vom Rest der Verwandtschaft und kämpften uns zu zweit durch die hoffnungslos überfüllte Station am Oxford Circus, nur um wenig später auch im Dezember in die Sauna namens Central Line einzusteigen. Was bin ich in den Mini-Zügen ohne Luft mal im August auf dem Weg nach Leyton eingegangen… Doch auch ohne 30°+ unter Sonne oder Mond fährt in der Linie immer ein kleines Stückchen Tropen zwischen den dreckigen Sitzen und miefenden Gestalten mit. Ganz schön eklig. An der Station White City war das Leiden zum Glück beendet und die frische, aber eisige Luft schlug uns am Ausgang direkt vor die Nase. Ein kurzer Weg entlang der South Africa Road war noch von Nöten, ehe wir bereits die Flutlichter als auch die erneut stark nach Lagerhalle anmutende Rückseite der Haupttribüne der Loftus Road in Augenschein nehmen durften.

Lage des Stadions mal wieder genial, richtig eingequetscht zwischen Straßen und den typischen, engen Wohnvierteln. Entsprechend befinden sich beinahe alle Eingänge zur Spielstätte zwischen Häusern, lediglich die Haupttribüne lässt sich als Sportstätte so einigermaßen erkennen. An deren Fuße wurde auch zunächst der übersichtliche Fanshop beehrt, ehe wir unsere Plätze auf Block B des Oberrangs samt typischem Chicken Balti Pie einnahmen. Für mich noch immer das schmackhafteste Stadionessen in diesen Breitengraden.

Da lag sie nun zu unseren Füßen, die sagenumwobene Loftus Road – und begeisterte tatsächlich vom Fleck weg. Aufgrund der räumlichen Enge schrauben sich vor allem die doppelstöckigen Hintertortribünen unfassbar steil nach oben und überlappen sich dabei nahezu vollständig. Ein einmaliger Baustil, den wir so noch nie zu Gesicht bekamen. Und auch unsere Haupttribüne diente nicht unbedingt mit gigantischem Platzangebot, sodass die eigenen Knie doch ein gutes Stück in den Sitzbereich des Vordermannes ragten. Gemeinsam mit der etwas flacheren Gegengeraden, als einzige nur einstöckig errichtet, bietet die 1904 erstmals eröffnete und seit 1917 von QPR bespielte Bude exakt 18.439 fest installierte Sitzplätze. Schicke, typisch englische Bude, ohne Frage! Etliche Jahre kickten die „Hoops“, die aufgrund ihrer traditionell quer gestreiften Trikots den Spitznamen erhielten, darin in der Premier League, insbesondere in den 70ern, 80ern und 90ern, gefolgt von weniger erfolgreichen Spielzeiten in den frühen 2010ern.

Große Erfolge blieb dem, 1886 durch eine Fusion zweier kirchlicher Jugendclubs gegründeten Verein aus dem Stadtteil Queen’s Park, bisher jedoch verwehrt. 1976 wurden die Hoops englischer Vizemeister, 1967 League Cup Sieger sowie einige, wenige Male Meister der zweiten und dritten Liga, wobei die Blau-Weißen niemals tiefer als drittklassig kickten. Somit einer der echten Traditionsclubs aus dem Westen Londons, dem allerdings nicht die ganz große Anhängerschaft wie bei anderen Stadtteilvereinen der Großstadt die Treue hält. Und auch am heutigen Mittwochabend waren die Ränge zwar gut, aber nicht ganz gefüllt. Liegt vielleicht aber auch an der Preisgestaltung, die für die zweite Liga einfach Wahnsinn ist.

Fast 45€ für ‘nen Platz mit Dachstütze vor der Nase, die sogar ein Tor(!) verdeckte sind nicht nur frech, sondern auch einer der Gründe, warum sich kaum ein Mensch hier mehr regelmäßigen Fußball leisten kann. Dazu passte auch ein aufgeschnapptes Gespräch wenige Tage später von zwei Typen hinter uns, bekennende Fans von Fulham, die sich nur noch daheim oder im Pub die Spiele geben. Einer hätte eine Rückrunden-Dauerkarte für die Gegengerade angeboten bekommen und überlege stark, zuzuschlagen. Denn die sei mit 1.000 Pfund ja absolut preiswert. Acht Heimspiele, umgerechnet über 1.200€. Wahnsinn.

Aber auch an der Loftus Road merkt man einfach das Fehlen der jüngeren Generation, die den Stadionbesuch für unsere Zunft erlebenswert macht. Denn der Haufen Heimfans, der sich rund um die Eckfahne im Safe-Standing-Bereich hinterm Tor versammelte und zunächst mit einer gespannten Blockfahne auf sich aufmerksam machte, glänzte mit einer Stille, wie ich sie in meiner Uni-Bibliothek in Trier nur zu gerne einmal erlebt hätte. Denn nach einigen zärtlich aufkeimenden Gesängen in der ersten Minute war hier gänzlich Stille angesagt. Und auch der Haufen neben dem Gästeblock hatte weder Bock auf Pöbeln noch auf sonstige Aktivitäten. Richtig mieses Heimpublikum und das mit großem Abstand Schlechteste, was ich jemals in ganz Großbritannien sehen durfte/musste. Da war selbst in Swansea oder Burton unter der Woche mehr los, und zwar bei Weitem.

Wie es besser ging zeigten die Gäste auf dem Oberrang der westlichen Hintertortribüne, die zahlreich den zugegeben nicht allzu weiten Weg auf sich nahmen und ihr Away End bis zum letzten Platz füllten. Zwar unkoordiniert, sprich ohne die fast schon obligatorische Trommel, aber äußerst konstant schwappten die eingängigen Gesänge durch die Massen und über den Rasen, teils sogar länger als eine oder zwei Runden. Insbesondere das „Come on you Yellows!“ zog sich schön in die Länge und schepperte gerne mal lautstark. Mehr als ordentlich für hiesige Verhältnisse und definitiv unsere gerne angenommene Rettung des Abends.

Denn auch sportlich war das Duell zweier Kellerteams Grütze. Fußball zum Abgewöhnen, vor allem im ersten Durchgang. Nach dem Pausentee ging etwas mehr auf dem Rasen, allerdings hauptsächlich bei den Rangers, die binnen weniger Minuten auf den 2:0-Endstand stellten. Nun bequemten sich auch die Heimfans zu ein paar Liedern, während aus dem Gästeblock bereits nach dem ersten Gegentor kaum noch Laute zu vernehmen waren. „You only sing when you’re winning“ – der berühmte Chant trifft hier halt leider auf fast alle Clubs zu. So wie es anfing, sprich leise, endete auch die Veranstaltung nach 90 Minuten wieder und ließ uns mit gemischtem Fazit zurück. Vom Hocker riss uns weder Spiel noch Heimfans, die Bude ist jedoch den Besuch definitiv Wert. Wer jedoch mehr Auswahl hat, sollte lieber woanders vorbeischauen, denn so schlecht wie an der Loftus Road ist die Stimmung in England mitnichten.

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Mit diesen Schlussworten ging es für uns wieder zurück zur Tube, die uns erneut gen Richmond brachte, wo nach einem schmierigen Abendessen die gut einstündige Rückfahrt nach Southampton bevorstand. Gut zwölf Stunden London reichten dann auch mal wieder, weshalb es Donnerstag und Freitag nochmal ruhiger zuging. Familien-Zeit eben. Ein paar Weihnachtsmärkte in den Innenstädten von Southampton, Winchester und Portsmouth wurden dabei auch abgelaufen, wobei das Preislevel von 12€(!) für Glühwein oder Currywurst dafür sorgte, dass die Auswahl der angebotenen Speisen und Getränke unprobiert bleiben sollte. Und am Rande: So viele Deutschlandfahnen, wie auf den Märkten wehen, sieht man in der Heimat noch nicht mal während der EM. Selbst die Schilder waren allesamt auf Deutsch gehalten: Glühwein hieß Glühwein, die Wurst Krakauer oder Käsekrainer (ohne Umlaut) und überall leuchtete in fetten Lettern „Frohe Weihnachten“. Da meinte man zeitweise echt, man wäre irgendwo im Pott unterwegs statt in englischen Hafenstädten…