10.11.2024
12. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Hannover 96
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 3:1 (2:0)
Zuschauer: 9.337 (1.437 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum
Der erste Blick aus dem Fenster am Sonntagmorgen verhieß schonmal nichts gutes und auch der spätere Marsch gen Stadion ließ Erinnerungen an die Partien gegen Bochum und Freiburg aufkommen – was für eine dichte Nebelsuppe, die da ganz Elversberg in ein zwielichtiges Weiß eintrübte. November, wie er im Buche steht. Ist ja mittlerweile fast Standard, in einem Heimspiel pro Jahr kaum das gegenüberliegende Tornetz zu sehen, allerdings verströmten die Sichtbedienungen gute zwei Stunden vor Anpfiff wahrlich keine gute Laune. Ob hier und heute ein Spiel stattfinden wird? Glücklicherweise klarte es Stück für Stück auf, sodass aus dem Block C heraus zunächst der Gästeblock in Höhe der Mittellinie und später sogar die neue Hintertortribüne nicht mehr nur schemenhaft, sondern mit einigermaßen klaren Konturen wahrgenommen werden konnten.
Die Linde war also so langsam bereit für das Duell mit dem Tabellenführer aus Hannover, der von einer ganzen Menge Roter begleitet wurde. Etwas überraschend war der Gästeblock nicht ganz ausverkauft, doch auch die gut 1.400 füllten die grauen Stufen mit ihren Farben. Und sie sorgten kurz vor Anpfiff durch ihre Choreo für Robert Enke, dessen Todestag sich an diesem Sonntag zum fünfzehnten Mal jährte, für einen Gänsehautmoment. „15 Jahren unvergessen“ umrahmte sein Abbild, während sich der Hintergrund durch Papptafeln in ein dichtes Schwarz färbte. Einzig die Ränder des Blocks, durch Folienbahnen in Weiß und Grün gehalten, hoben sich etwas ab und ergänzten somit die Vereinsfarben. Im Block wehte dabei lediglich eine große Schwenkfahne mit der Nummer 1, während die Kurve zunächst schweigend ihrem Torhüter gedachte. Ein schönes Bild, das die Erinnerung an Enke weiterleben lässt.
Die große Nummer 1 wehte daraufhin weiter in der Luft, während sich fortan auch das restliche Tifo-Material so langsam in Richtung des grauen Himmels erhob. Immer wieder trug der Wind neue Nebelschwaden durch die Kurve, deren Zaun nun in die Farben der Gruppen und des Vereins erstrahlte. Dichtes Bild, keine erkennbaren Lücken, dazu die große „Hannoverscher Sportverein“-Fahne am unteren Ende – top Anblick! Und auch der aufflammende Support kam an einigen Ecken bis in die Heimkurve rüber, wobei vielmehr der seitliche Anblick Aufschluss über die wahrscheinlich starke Lautstärke des Anhangs aus Niedersachsen offenbarte. Starke Quote im Steher, der in großen Teilen beständig mitgenommen wurde, zudem dichte Klatscheinlagen und Schals, die im Takt in die Höhe gestreckt wurden. Dazu ein vom Spielverlauf losgelöstes Durchdrehen des Kerns, der keinerlei Interpretation über das Spielergebnis zuließ, würde man nur diesen betrachten. Tolle Mentalität und ein insgesamt sehr guter Auftritt!
Und auch Block C präsentierte sich einmal mehr von seiner Sahneseite. Neben der tollen Optik, insbesondere durch die zahlreichen Schwenker sowie durch die dichte Schalparade zur Hymne, passte heute tatsächlich die Quote und Lautstärke nahezu durch die Bank weg. Da schnellten in vielen Momenten echt viele Hände zu den Klatscheinlagen nach Oben, während der Kern in vielen Phasen nahe am viel zitierten Optimum agierte. Geprägt von Klassikern und Gassenhauern war die Geschichte in vielen Momenten utopisch, während auch Haupttribüne und Block B häufiger als üblich in die Gesänge einstiegen. Leidenschaftlicher Auftritt von Block C, der mit Sicherheit zu den besten des Jahres zählen wird!
Aber auch fast nicht anders zu erwarten, bei solch einem Spiel. Lange haderten wir mit der wirklich unnötigen Niederlage beim Letzten in Regensburg, doch der Robin Hood der Liga schlug dann einfach mal gegen den Tabellenführer erneut zu. Von Beginn an war das Elversberger Spiel einfach fulminant, offensiv, schnell und zielgerichtet. Dass eine halbe Startelf verletzungsbedingt fehlte? In keiner Sekunde spürbar. Und die SVE belohnte sich dieses Mal erfreulich früh für die dargebotene Leistung durch einen wahren Hammer von Elias Baum, ehe Asllani kurz vor der Pause auf das verdiente 2:0 stellte. Und auch nach Wiederanpfiff sahen die Hannoveraner kein Land, dafür aber eine dicke Drei nach Damars Abstauber auf der Anzeigetafel. Was ging denn hier ab?
Vom Tabellenführer absolut nichts zu sehen, denn erst in der 76.(!) Minute gelang 96 der erste Abschluss. Bis dahin waren die Roten gefühlt die schlechteste Mannschaft, die seit Ewigkeiten an der Linde gastierte. Ebenso ein gebrauchter Tag für Rückkehrer Rochelt, der bereits nach einer guten halben Stunde sichtlich bedient vom Platz genommen wurde. Der Anschlusstreffer in der Nachspielzeit entsprechend nur noch Makulatur, der niemals gefährdete Heimsieg in trockenen Tüchern. Was für eine Hammerleistung der Jungs im schwarz-weißen Dress! Wiedermal, möchte und muss man einfach sagen. Was hier für ein Kampfgeist in jedem der Jungs steckt, ist bald nicht mehr in Worte zu fassen. Keine großen Stars, deren Fehlen nur schwer zu verkraften wäre, nein – eine Einheit, in der jeder seinen Platz hat, egal ob Stammspieler oder nicht.
Oder eben angeschlagen und daher nicht im Kader, wie Luca Schnellbacher, der die Partie nicht von der Haupttribüne, sondern aus dem Herzen des Block C heraus verfolgte, ganz zur Überraschung seiner Mannschaftskollegen, die ihn erst beim finalen Gang zur Kurve erspähten. Bei der anschließenden Feier gab Schnelly auch gleich seinen Einstand als Capo und intonierte mit „2022“ eines der Lieder, das wie kein anderes für die aktuelle Gefühlslage des Elversberger Anhangs steht – ein ewig währender Tagtraum, aus dem man niemals mehr erwachen möchte!