DFB-Pokal: Bayer Leverkusen – SV Elversberg

29.10.2024
2. Runde DFB-Pokal
Bayer Leverkusen - SV Elversberg
BayArena
Endergebnis: 3:0 (3:0)
Zuschauer: 29.787 (1.900 Gäste)
Ticket: 17,60€
Fotoalbum

Zweite Pokalrunden sind in den vergangenen Jahren jetzt nichts allzu außergewöhnliches für die SVE, zumal sich die Saarländer eigentlich immer wacker im DFB-Pokal schlugen. Ein Auswärtsspiel in der zweiten Runde stellt allerdings schon eine Besonderheit dar, die so seit 1979 nicht mehr vorkam. Entsprechend fixiert waren wir auch auf einen Kick in der Fremde, während die Auslosung an einem Sonntagabend die Paarung offenbarte: Es ging zum deutschen Meister und Pokalsieger! Wer hätte allerdings noch vor einiger Zeit gedacht, dass man dafür das „n“ aus dem südlichen Bundesland abschneiden muss? Leverkusen lautete also das Ziel der Reise, während die frühe Anstoßzeit an einem Dienstagabend nur mit einem halben Urlaubstag schaffbar war.

Das hielt dennoch die um sich greifende Motivation in der Heimat nicht auf, denn die Karten für den Gästeblock gingen in der gleichen Geschwindigkeit über die Theke wie Fleischkäsweck vom Globus. Da wurden die kühnsten Hoffnungen, zumindest 4-500 Anhänger auf den Traversen zu versammeln, noch im Mitglieder-VVK um das Dreifache übertroffen. 1.900 Elversberger sollten es am Ende sein – neuer Auswärts-Rekord! Und das auf einen Dienstagabend… Wahnsinn! Somit stieg die Vorfreude bei der unspektakulären und einigermaßen staufreien Anreise ins Rheinland, die aus der Frankfurter Ecke in knapp zwei Stunden abgerissen wurde.

Abgeparkt am Küppersteg und ein gut zwanzigminütiger Fußweg später erreichten wir auch schon die BayArena, die wir zuletzt 2017 von Innen in Augenschein nehmen durften. Hertha war damals in der Bundesliga bei Bayer zu Gast, wobei der Anhang der Hauptstädter ein absolutes Heimspiel genoss, da sich die Nordkurve im Boykott befand. Wurmte damals ein wenig, allerdings gaben wir uns Leverkusen auswärts in der Zwischenzeit auch so einige Male, wobei ich die Szene absolut nicht so schlecht finde, wie sie oftmals gemacht wird. Vor allem die Auftritte in Hoffenheim, Frankfurt und eben auch in Elversberg kommen mir spontan in den Sinn. Konnten sich alle sehen lassen!

Zum Stadion dürfte derweilen alles gesagt sein. Ganz ok, wenn man diese eklige Wand im Süden einfach außer Acht lässt. Auch der Gästeblock konnte auch von Innen überzeugen und bot beste Sichtbedingungen auf Rasen und Ränge. Da gibt’s definitiv schlechtere Ecken, in die der Anhang der Gastmannschaft kriechen muss. Allerdings werde ich mich im Leben nicht mit diesen Safe-Standing-Stehblöcken anfreunden können. Entweder ganz oder gar nicht. Da sich die Bude erst recht spät füllte, testeten wir bei noch geringem Andrang auch gleich das Verpflegungsangebot, wobei die gegrillte Krakauer sowohl im Brötchen als auch als Currywurst gut zu munden wusste. Vor allem die Currysoße verdient beide Daumen nach oben und erhält somit unsere uneingeschränkte Empfehlung!

Mittlerweile füllten sich die Ränge und auch der Gästeblock erstrahlte immer mehr in den schwarz-weißen Farben. Ein unfassbar geiles Gefühl, so einen Block annähernd voll zu bekommen. Da wäre die Anhängerschaft noch vor wenigen Jahren meilenweit von entfernt gewesen, diese Masse auch nur zu einem gewöhnlichen Heimspiel auf die Beine zu stellen. Doch auch wenn etliche der Mitfahrer eher in Richtung Rosinenpicker oder Eventies einzuordnen sein dürfte, stellte auch die Kurve der SVE einen bockstarken Haufen, dessen Kern sich an vorderster Front ausbreitete. Neben den üblichen Fetzen am Zaun sorgten etliche große Schwenker in diesem Bereich für eine starke Optik, die nicht nur zu Beginn den Block in ein richtig ansehnliches Fahnenmeer verwandelten. Konnte sich sowas von sehen lassen, für so einen besonderen Tag!

Übrigens nicht nur für Verein und Fanszene, sondern auch für Trainer Horst Steffen, der auf den Tag genau seit 6 Jahren das Amt des Cheftrainers sein Eigen nennt und wie kaum ein anderer für den Aufschwung des gesamten Vereins steht. Entsprechend zierte zu Beginn ein kleines Banner mit der Aufschrift „6 Jahre ein Teil von uns!“ den Zaun, ehe sich die Kurve dem Spielsupport widmete. Geprägt von frühen, sportlichen Dämpfern brauchte der Anhang so seine Zeit, um Lautstärke und Gesänge Stück um Stück vom Spielgeschehen zu lösen und für einige richtig starke Momente zu sorgen.

Insbesondere die Gassenhauer, Klatscheinlagen und Wechselgesänge erreichten teils bockstarke Höhen, während sich der Kern auch häufig mit seinem komplexeren Liedgut beschäftigte. Spätestens die letzten fünfzehn Minuten waren allerdings richtig grandios. Die Schalparade, das inbrünstig vorgetragene „“2022“, das laut schallende „In einem kleinen Dorf…“ – Momente, die einen fasst vergessen ließen, noch vor paar Jahren auf solchen Distanzen mit einer Handvoll immer gleicher Leuten durch die Provinz zu ballern. Nun reckten fast 2.000 Leute ihre Schals in die Höhe und huldigten ihren Farben. Gänsehaut. In vielen Momenten.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Stimmung der Leverkusener Nordkurve, die sich vor allem durch Schalparaden zu den Hymnen früh bemerkbar machte. Optisch machte die Szene aus den widrigen Baubedingungen das Beste und ließ einige Schwenker über die komplette Breite des Blocks kreisen, während vor allem die sportlichen Erfolge zu einigen lauten Momenten führten. Klar, die ganz große Ernsthaftigkeit dürfte gefehlt haben, sodass es in vielen Phasen auch mal leise wurde. Aber die Aktivität des restlichen Publikums in Sachen Häufigkeit des Einstiegs in die Kurvengesänge hat uns dann doch überrascht. Nicht schlecht, was der Anhang des Werksvereins da ablieferte!

Auf dem Rasen war die Geschichte wie erwartet früh durch, die erste Bude fiel bereits in der zweiten Minute. Da war das 3:0 zur Pause fast schon ein Achtungserfolg, ehe Bayer in Durchgang Zwei einige Gänge raus nahm und Elversberg gewähren ließ. Torchancen blieben für die Saarländer aber trotzdem Mangelware, doch das Eckballtraining nahm man anscheinend auf beiden Seiten gerne mit. Schließlich endete die Geschichte nach weiteren 45 Minuten auf Augenhöhe mit einem niemals gefährdeten 3:0 für Leverkusen, die damit der Verteidigung des Titels einen Schritt näher kamen. Für Elversberg endete hingegen das Kapitel DFB-Pokal auch im sechsten von sechs Zweitrunden-Begegnungen mit einer verdienten Niederlage. Kein Grund für Trübsal im Gästeblock, der die eigenen Mannen als auch Meistertrainer Steffen minutenlang feierte und diesen Auftritt bis zur letzten Sekunde genoss.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Was bleibt also von so einem Abend? Erstmal keine Verletzten, mit das Wichtigste. Zudem konnten sich die Jungs mal mit den besten Kickern messen, die derzeit im und für das eigene Land die Fußballschuhe schnüren. Und auch mal Selbstvertrauen tanken, wenn ein Zweikampf zu unserem Gunsten entschieden wurde. Hoffentlich genug, um mit breiter Brust nach Regensburg zu reisen und auch dort an die zuletzt starken Leistungen anzuknüpfen, um fleißig weiter Punkte für das große Ziel des erneuten Klassenverbleibs zu sammeln. Und sonst? 1.900 Elversberger in Leverkusen auf einen Dienstagabend, 18.00 Uhr. Das bleibt im Kopf. Für eine lange Zeit!

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