19.10.2024
9. Spieltag 2. Bundesliga
SC Preußen Münster - SV Elversberg
Preußen-Stadion
Endergebnis: 1:1 (1:0)
Zuschauer: 11.507 (330 Gäste)
Ticket: 19,50€
Fotoalbum
Länderspielpause überstanden, endlich wieder auswärts! Ziel des Wochenendes war diesmal Münster in Westfalen, wobei uns der Aufstieg von Preußen im Vorfeld nicht ungelegen kam. Denn wir hatten richtig Lust auf den Besuch der dortigen Altstadt, während das letzte Stelldichein im Preußenstadion auch schon über zehn Jahre her war. Kalter Februar, Niederlage nach eigener Führung – nicht wirklich rosige Erinnerungen. Entsprechend ging es mit neuer Vorfreude bewaffnet dem Morgengrauen entgegen gen Nordwesten, wobei wir selbst Lüdenscheid überraschend fix hinter uns ließen und keine Sekunde des minutiös ausgerechneten Puffers benötigten. Eher im Gegenteil, denn bei Ankunft auf dem Gästeparkplatz, für den vier Taler gelohnt werden mussten, waren die Tore des Stadions noch nicht mal offen. Irgendwie läufts dieses Jahr nur auf die absoluten Extreme hinaus…
An der Stadionkasse wanderte ein blauer Schein für ein hässliches Eventim-Ticket über den Tresen, ehe der noch verwaiste Gästeblock betreten wurde. Eine gute Dekade ist der letzte Besuch hier her, verändert hat sich, bis auf den vorschnellen Abriss der Westkurve, herzlich wenig. Noch immer ein richtig gammeliges Rund, dass das Nagen des Zahns der Zeit an keiner Ecke verstecken kann. Selbst nicht in den aufgebauten Toiletten im Gästeblock, deren Boden plötzlich unter einem Gästefan nachgab… Aber auch mit so viel Charme versehen, dass der Neubau in diesem Aspekt nur scheitern kann. Erfreulich in der ganzen Situation ist zumindest der nun auf der Nordseite befindliche Gästeblock, was gerade mit Blick auf den Nieselregen den Nebeneffekt einer Überdachung mit sich bringt. Kennt man ja auch noch aus Elversberg vor einigen Jahren: Die Gäste unterm Dach, während der Heimanhang durchgeweicht wird. Vorteil dieses Mal für uns, somit ließ es sich im engen Block eigentlich gut aushalten.
Die Zeit bis zum Anpfiff wurde standesgemäß für einen ausgiebigen Test des reichhaltigen Verpflegungsangebots genutzt, wobei ich ja immer gerne das ungewöhnliche probiere. War in diesem Fall die „Chilli-Cheese-Wurst“, sprich eine geschnittene Bratwurst, ertränkt mit dieser von Nachos bekannten, gelben Soße und garniert mit einigen Jalapeños. Die ersten paar Bisse waren noch gut, ab dann wurde die Geschichte etwas langweilig. Außergewöhnlich ja, aber nicht wirklich gut. Stark stattdessen der sich stetig füllende Gästeblock, der am Ende von 330 Anhänger der SVE bevölkert wurde. Top Zahl und bei weitem nicht erwartet!
Ordentlich angeflaggt sorgte der aktive Haufen durch einige Schwenker auch für ein optisch starkes Bild, während Beteiligung und Lautstärke vor allem zu Beginn absolut überzeugten. Zurückgegriffen wurde dabei vornehmlich auf das neuere, melodischere Liedgut, was insbesondere vom Stimmungskern während der neunzig Minuten zelebriert wurde. Zusammen mit dem tiefen Dach und dem motivierten Haufen ein überraschendes Saison-Highlight, das, bedingt durch den Spielverlauf, mit einem bockstarken Finish gekrönt wurde!
Was so ein Dach alles ausmacht, merkten wir vor allem mit Blick auf die Kurve der Preußen. Denn war die Optik in Form von Schwenkern und dichter Schalparade rund um die Fede Nerblo noch eine absolute Augenweide, kamen die Lieder in lediglich ganz wenigen Momenten mal im Gästeblock an. Weite Distanz, Laufbahn, komischer Winkel… und eben kein Dach. Dabei mangelt es der Münsteraner Szene absolut nicht an der notwendigen Masse, denn gerade nach dem eigenen Treffer ging die Kurve richtig steil. So blieb lediglich der Blick auf die teils massive Mitmachquote, eine Kurve mit sämtlichen Armen in der Höhe, eine Kurve mit viel Bewegung. Schade drum, denn das melodische und sicherlich langsamste Liedgut Deutschlands gefiel in den bisher gesehenen Partien der Adlerträger jedes Mal. Auch wenn man es in Westfalen vielleicht ungern hören mag: Wenn hier der Neubau steht, wird auch diese Kurve zu einer absoluten Größe in Sachen Lautstärke. Bis dahin bleiben wenigstens die schönen Bilder.
Gedanken über solche Dinge entwickeln konnten wir unterdessen einige, denn auf dem Rasen ging nicht allzu viel. Elversberg, mit zwei Siegen im Rücken angereist, dominierte über weite Strecken gegen ein Münster, dass sich nach dem ersten Heimsieg sehnte. Auf ein Abseitstor der SVE folgte wenig später die etwas überraschende Führung der Hausherren, die auch für geraume Zeit bestehen sollte. Doch spätestens im zweiten Durchgang kickte nahezu nur noch Elversberg, wobei sich die Offensivszenen beinahe mit einem Handballspiel vergleichen ließen. Kurzpass um Kurzpass an der Kannte des Sechzehners, doch jedes Mal schien ein Fuß oder Schienbein eines Münsteraners im Weg. Bis zur 84. Minute, als Fellhauer die Kugel aus 25 Metern exakt in den Winkel zimmerte. Was für ein geiles Brett! Ekstase im Gästeblock, der die Mannschaft fortan zum Dreier tragen wollte. Knapp waren noch ein paar Chancen, doch das 1:1 blieb bis zum Abpfiff bestehen.
Für mich eher ein gewonnener als zwei verlorene Punkte, denn Preußen stand das gesamte Spiel über tief, womit unsere Jungs in der Regel absolut nicht klarkommen. Zudem spielte auch das Wetter eine Rolle, denn bei Niesel und Dauerregen spielt Elversberg traditionell absolute Grütze. Beschreibend, dass erst mit Aufblitzen der Sonne der Ausgleich erfolgte! Somit auch Heiterkeit im Gästeblock, der die eigenen Akteure feierte, während die Stimmung in der Fiffi-Gerritzen-Kurve deutlich niedergeschlagener ausfiel. Doch auch dort wurde der Kampfgeist beschworen, ehe sich das Stadion unter aufgeheitertem Himmel allmählich leerte.
Wir machten uns anschließend auf in die Innenstadt, wo zunächst die Unterkunft am Rande der Altstadt bezogen wurde. Nach fixem Sammeln der Kräfte schlenderten wir ein wenig durch die Innenstadt, schauten uns die kleinen Gassen, den Dom sowie einige der unzähligen Kirchen und Kathedralen an und erfreuten uns am tollen Eindruck, den die Stadt auf uns machte. Hier ließ es sich gut aushalten! Gleiches galt auch für das Etablissement des abends namens Dock Bar, wo nebst hausgemachten Pierogi auch einige schmackhafte Brauerzeugnisse vernichtet wurden. Süffig! Der Besuch des Münsteraner Schlosses folgte, nach ausgiebigem Frühstück, am nächsten Morgen, ehe die Reise nach getanem Sonntagsspaziergang in östliche Richtung weiter ging.