18.08.2024
1. Runde DFB-Pokal
VfV Borussia Hildesheim - SV Elversberg
Friedrich-Ebert-Stadion
Endergebnis: 0:7 (0:3)
Zuschauer: 5.186 (200 Gäste)
Ticket: 16€
Fotoalbum
Sommer, Sonne, Kacklos – So das nicht ganz unironische Motto der Elversberger Auswärtsfahrt ins niedersächsische Hildesheim zur ersten Pokalrunde. Und selbstredend eine Anspielung auf die Reaktion der Hausherren, die sich nach 47 jähriger Abstinenz sicherlich eine attraktivere Kugel für den DFB-Pokal gewünscht hätten. Aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert und in Elversberg blickte man eigentlich recht positiv auf das Los – neue Stadt, schickes Stadion und ein wenig Regionalliga-Flair im hektischen Alltag der zweiten Liga. Auch für uns alles Argumente die für gute Laune sorgten, als wir am frühen Sonntagmorgen bei beständigem Nieselregen die A7 gen Norden fuhren.
In der großen Venedig fand das Gefährt schließlich ein gutes Plätzchen, ehe wenig später die Schirme für eine knappe Runde durch die Stadt bemüht wurden. Dabei gefielen die Straßen zwischen Mariendom und Marktplatz, letzterer samt bekanntem Knochenhaueramtshaus, richtig gut, allerdings drückte das Wetter doch ordentlich auf die Stimmung. Entsprechend verwaist waren die komplett in Hannoveraner Farben geschmückten Straßen und Gassen, sodass es dann doch recht fix in Richtung Spielort der heutigen Auswärtspartie der Schwarz-Weißen ging. Übrigens nach 1979 und 1981 erst das dritte Mal in der Ferne (1979 zweite Runde beim SC Verl) sowie das zweite Mal in der ersten Runde (1981 beim TSV Röttenbach), wobei die SVE seit dem aktuellen Auslosungs-Modus zum ersten Mal überhaupt im Profitopf vertreten war. Bekamen manchen Medien wohl auch nicht auf die Kette, bei der schieren Häufigkeit an Artikeln, die vom insgesamt ersten Auswärtsspiel faselten. Aber ja, allein Google zu bemühen ist für manch Redakteur schon zu viel Aufwand.
Fix durch eine Parkanlage gestiefelt, trafen wir auch schon am provisorischen Eingang des Gästeblocks ein, der entlang des Kunstrasenplatzes bis zu einem in die Jahre gekommenen Eingangstor zur Nordkurve führte. Hatte man wohl alles für lange Zeit nicht mehr benötigt, sodass eben jene Nordkurve für die Partie mittels Zäunen überhaupt nochmal fit für die aktuellen Anforderungen gemacht werden musste. Und spätestens beim Besteigen des besseren Matschberges auf dem Weg zu den Rängen war es wieder da: Das altbekannte Gefühl des letzten Jahrzehnts in der Regionalliga. Dazu passte auch das schicke Stadion, das in leichten Zügen an Völklingen erinnerte: Große Gegengerade samt auslaufenden Kurven auf der einen Seite, dazu eine schicke Haupttribüne samt Holzdach als absoluter Hingucker. Früher mal für 10.000 zugelassen, zum heutigen Spiel immerhin für 6.000.
Aber alles kein Vergleich zur erfolgreichsten Zeit des Hildesheimer Fußballs, als bis zu 26.000 Schaulustige ins Friedrich-Ebert-Stadion pilgerten und Duellen auf Augenhöhe gegen Hannover, den HSV oder auch Werder Bremen beiwohnten. Der aktuelle VfV Borussia 06 Hildesheim existiert als Fusionsverein zwar erst seit 2003, kann durch dessen Vorgänger aber dennoch auf eine beeindruckende Historie blicken. Vor allem in den 1920er sowie in den 50ern und 60ern spielten die Vorgängervereine Hildesheim 07 und VfV Hildesheim für mehr als 20 Jahre in der höchsten Spielklasse. Im Pokal wurde zu dieser Zeit sogar das Viertelfinale erreicht, während der VfV in der Saison 1962/63 sogar auf sechs internationale Partien kam. Seit Einführung der Bundesliga, für die sich die Hildesheimer nicht qualifizieren konnte, ging es jedoch beständig in Richtung Amateurbereich des deutschen Fußballs. Zuletzt für einige Jahre in der Regionalliga Nord vertreten, lautet die aktuelle Wahrheit Oberliga Niedersachsen für den traditionsreichen Club.
Entsprechend groß war die Freude, sich seit 47 Jahren, zumindest durch die Qualifikation zur ersten Pokalrunde, mal wieder auf nationalem Parkett präsentieren zu dürfen – und dann kommen wir! So wurde immerhin in Hildesheim selbst gespielt, denn bei größerem Kaliber auf den Rängen hätte der Austragungsort mit Sicherheit nach Hannover verlegt werden müssen. Dennoch war die Kulisse mit über 5.000 Zuschauern absolut in Ordnung für eine Erstrundenpartie, wobei sich die kleine Szene der Hausherren samt schickem Banner in Weinrot auch um akustische Unterstützung bemühte. Ein paar Klatscheinlagen konnten ausgemacht werden, Gehör fanden der Haufen im Gästeblock jedoch nicht. Da passte auch einfach der Winkel aufgrund des Standortes nicht.
Die gut 200 Gäste (ein paar mehr als erwartet, oder wohl eher befürchtet) sorgten indes für eine stimmungsvolle und in Teilen auch lautstarke Untermalung des Nachmittags. Hinter schickem Zaun sorgte der kompakte Mob unter dem eingangs erwähnten Motto zunächst für ein schickes Bild im Beach-Look, wobei die zahlreichen Hawaii-Hemden sowie Adiletten mit Socken durch einige aufblasbare Strandutensilien ergänzt wurden. Zusätzlich erstrahlten auf Kommando die Vereinsfarben durch Wurfrollen-Shooter im Himmel. Klasse Bild zu Beginn! In Sachen optischem Tifo passten ebenso die gute Anzahl Schwenker sowie die Schalparaden, während im Support auch so einige Späße Einzug erhielten. Durchgezogen wurde dennoch mit abwechslungsreichem Liedgut, das mal mehr, mal weniger laut in Richtung Spielfeld schallte. Insgesamt ein richtig guter Auftritt mit Erinnerungsfaktor, der zum generell recht positiv gestimmten Gesamtbild passte.
Denn auch sportlich gab sich die SVE keine Blöße und ging die Partie mit der erhofften Ernsthaftigkeit an. Auf die gute, erste Viertelstunde des VfV fand Elversberg allmählich die richtigen Mittel und netzte drei Mal vor der Pause zur verdienten Führung, die im zweiten Durchgang durch vier weitere Treffer in einen auch in der Höhe verdienten Auswärtssieg mündeten. Hervorzuheben dabei: Sieben verschiedene Torschützen bei sieben Buden, inklusive einem Eigentor – das spricht für die weiterhin vorhandene Breite in Sachen Offensivkraft. Entsprechend groß die Party im Gästeblock, der die Pflichtaufgabe ebenso mit viel Spaß bei der Sache meisterte und nun gespannt auf die Auslosung der historisch sechsten Zweitrunde in den bisherigen elf Pokalteilnahmen blicken darf.