Hessenliga: SV Darmstadt II – Hünfelder SV

28.07.2024
1. Spieltag Hessenliga
SV Darmstadt II - Hünfelder SV
Sportplatz am Hinkelstein Alsbach
Endergebnis: 1:1 (0:1)
Zuschauer: 250
Ticket: 7€
Fotoalbum

Erfreulicherweise startete die lokale Hessenliga eine Woche vor den allermeisten sonstigen Amateurligen im Rhein-Main-Gebiet, was die Suche nach irgendeinem Testkick vor Saisonstart des Unterhauses erübrigte. Am freien Sonntag war die Auswahl am ersten Spieltag allerdings auf zwei Partien begrenzt: Entweder zur Zweiten aus Steinbach oder zur Zweiten aus Darmstadt. Hurra. Darmstadt sollte es schließlich werden, das mit seiner U21 gleich ein ganz neues Team an den Start brachte und somit auf den Zug der Reaktivierung der zweiten Mannschaften aufsprang. Allerdings hatte man keine Lust auf einen wirklichen Neuanfang in der untersten Liga, sondern entschied sich für die Kommunikation mit dem Verband und der letztendlichen Schaffung eines 19. Startplatzes in der höchsten, hessischen Spielklasse. Das wiedermal leidige Thema der Bevorzugung großer Clubs, oder?

Im Grunde entspricht dies erstmal der gängigen wie auch meiner Meinung, denn einen Verein einfach in der gewünschten Spielklasse antreten zu lassen hebelt das Prinzip der sportlichen Qualifikation vollkommen aus. Es läuft schlecht und es geht eine Klasse tiefer? Im Extremfall einfach abmelden und neu gründen, dann passt das schon. Aber was wäre im Fall des SVD, der das klare Ziel verfolgt, mit einer U21 junge Talente langfristig zu fördern, die bessere Alternative? Ganz unten anfangen wäre die fairste Lösung, allerdings dennoch wenig sinnvoll. Sowohl für die eigene Mannschaft, die wahrscheinlich ein Schützenfest gegen Feierabendfußballer nach dem anderen fabrizieren würde, als auch für alle anderen Clubs, die sich während des nicht zu verhindernden, jahrelangen Durchmarschs der kleinen Lilien in der jeweiligen Saison kaum Hoffnungen auf den Platz an der Sonne machen brauchen, falls sie überhaupt in den Partien antreten würden.

Beide Szenarien hätten oder haben entsprechend ein Geschmäckle. Und auf das beste aller Szenarien, für zweite Mannschaften der Profivereine nach englischem Vorbild (oder auch nach dem Eigenen, denn das hatten wir in der Vergangenheit ja alles schonmal) eine Amateurliga zu gründen, können wir wahrscheinlich lange warten. Aber ja, genug gemeckert, denn sich den ganzen Bums mal geben gehört ja auch zur gewünschten Komplettierung der Hessenliga. Und gegen Zweitvertretungen per se hab ich ja auch erstmal nix, zumal das Thema vor allem in der Breite des Amateurfußballs ein durchaus sinnvolles Konzept darstellt.

Entsprechend fix die A5 bis Alsbach-Hähnlein gedüst und im Vorzeigewohngebiet einen der letzten Stellplätze erhascht. Viel los auch an der Anlage des heimischen FC Alsbach, wo am Kassenhäuschen für 7€ ein schickes Zweitligaticket samt heutiger Spielpaarung erstanden wurde. Passte genauso gut ins Bild wie die phantastische Organisation insgesamt, sei es die mit breitem Angebot glänzende Grillbude, die überall hängenden Vereinsbanner oder auch die Musikboxen, die bis zum Anpfiff einige der stimmigen Vereinsgesänge der Lilien (wie „Allez les Bleus“ und „Die Sonne scheint“) zum Besten gaben. Man bot hier doch recht viel für die gut 250 Schaulustigen, die sich am Rand des Rasenplatzes samt Laufbahn einfanden. Der verfügt übrigens, bis auf die Graswälle, über keinerlei Ausbau. Unter den schattigen Bäumen und mit Blick auf die Endhaltestelle der Darmstädter Tram ließ es sich aber gut aushalten, während das schmackhafte Pfungstädter in Händen für die notwendige Abkühlung sorgte.

Gespannt war ich natürlich aufs Sportliche, denn noch sind die Ambitionen der kleinen Lilien nicht wirklich klar. Soll es hinauf in die Regio Südwest gehen, wo mit Mainz und Frankfurt bereits zwei Zweitvertretungen der Lokalrivalen hantieren? Wird es am Ende gar ein niemals gefährdeter Durchmarsch? Will überhaupt sonst wer aus der Hessenliga rauf? Die Saison wird die Antworten liefern, doch die ansehnlichen Spielzüge sowie das Laufpensum waren schonmal vielversprechend. Dennoch gelang den Gästen aus Hünfeld nach einer Ecke die Halbzeitführung, die durch Darmstadt erst in der Schlussphase mit viel Mühe ausgeglichen werden konnte. Unterhaltsam war das Pflichtspieldebüt der U21 allemal, auch wenn es Vorne noch nicht so recht klappen wollte. Mit Blick auf den benachbarten Kunstrasen, der vom lokalen Verein in der Gruppenliga bespielt und somit sicherlich zukünftig mal angesteuert wird, ging es schließlich wieder zurück gen Norden.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Als Fazit lässt sich festhalten: Zweitvertretungen von Proficlubs sind doch besser in einer eigenen, vergleichbaren Liga aufgehoben, ähnlich wie es die U19 Bundesligen heute schon vormachen. Denn dann verwässern die Regional- und Oberligen der Republik nicht, sondern sind für die besten Vereine der jeweiligen Bundesländer bestimmt – so, wie es sein sollte!