2. Bundesliga: SV Elversberg – Karlsruher SC

19.05.2024
34. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Karlsruher SC
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 0:3 (0:0)
Zuschauer: 9.502 (1.800 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum

Mit einem Gefühl von Bleifuß auf der linken Spur raste die Saison an uns vorbei, hinterließ zugleich aber nicht in Worte zu fassende Erlebnisse. Überwältigende Heimspiele wechselten sich mit unfassbaren Auswärtsfahrten ab, die die kleine SVE in die größten Stadien des Landes führten. Gigantische Kurven, kreative Choreos und leuchtende Pyroshows schmückten beinahe wöchentlich die Bühne für König Fußball, der es ebenso in vielen Partien mit den Akteuren der SVE hielt. Unfassbare Sieg, schmerzhafte Niederlagen… alles Teil des großen Traumes, der für Elversberg endlich wahr wurde. Ein Jahr in der Zweitklassigkeit, auf das noch mindestens ein weiteres folgen wird.

Und so nahm es sich die Elversberger Szene zu Herzen, diese phantastische Saison mit einem großen Knall zu beenden. Trotz der späten Anstoßzeit, die ein klein wenig das Gefühl von Bundesliga vermittelte, trafen sich mehrere hundert Motivierte bereits um zehn Uhr am alten Markt und stimmten sich für den Nachmittag ein. Auch wir mischten uns ein wenig unter die bekannten Gesichter, hoben ein paar Kaltgetränke und freuten uns bereits auf den angekündigten Marsch zum Stadion, an dem sich beinahe Tausend Anhänger der Schwarz-Weißen beteiligten. Laute Gesänge hallten durch die Fichtenstraße, während die Schwenkfahnen wehten und aus der Masse dichte Schwaden weißer und schwarzer Rauch empor stiegen. Ständig erfüllte das bekannte klacken und zischen die Straßen, die wenig später in ein leuchtendes Rot getaucht wurden.

Immer wieder stoppte der Haufen, stimmte seine Lieder an und schmetterte den Stolz in der Brust für die eigenen Farben durch den Ort. Stets quollen eigene Erinnerungen an die jungen Jahre in mir auf, als genau diese kleine Straße den allmorgendlichen Schulweg markierte. Oder auch die spätere Zeit, als man sich mit einer kleinen Truppe in den hiesigen Kneipen traf und sich Videos großer Corteos aus aller Welt reinzog. Und nun standen wir mitten drin. Gänsehaut, und zwar über die volle Dauer! Der insgesamt nicht allzu lange Weg wurde dennoch zelebriert, das Ortspanorama samt Marsch von unseren Kameras beständig eingefangen.

Dann waren wir da, am Waldstadion, am Wohnzimmer, dem Ort, der derzeit Träume wahr werden lässt. Direkt mit Toröffnung strömten die Massen in den Fanblock und belagerten binnen Minuten die Mitte, machten befreit ihre Späße und fachsimpelten bereits über mögliche Zu- und Abgänge. Die zwei Stunden bis zum Anpfiff verflogen in einer Art und Weiße, wie man es sich im Alltagstrott nur zu gerne wünscht, ehe auf dem Rasen einige verdiente Spieler in offizieller Runde verabschiedet wurden. Die Leihspieler Paul Wanner, Hugo Vandermersch und Wahid Faghir, die derzeit nicht immer glücklichen Sebastian Saftig, Marcel Correia und Thore Jacobsen sowie die beiden altgedienten Legenden Kevin Conrad und Kevin Koffi, denen die Kurve nach Spielende eine kleine optische Aktion widmete.

Währenddessen knallte es ein wenig am Gästeeingang, da die gerade eintreffende Szene versuchte, die Ordner zu überlaufen. Ob es nun am Regen lag oder schlicht an der Tatsache, dass viele Leute wohl ohne Ticket oder lediglich mit Karten für den Heimbereich ausgestattet waren, bleibt wohl ein Geheimnis der Badenser. Denn während im B-Block ungewöhnlich große Lücken klafften, schienen sich die Karlsruher im Gästeblock zu stapeln, sodass selbst die Werbebanden außerhalb der Tribüne weichen musste, damit jeder etwas sehen konnte. Der proppenvolle Block wurde dicht in Blau und Weiß beflaggt, ehe die Szene eine optische Aktion basierend auf einer Liedzeile zelebrierte.

„Wir sind immer da – Ultras aus KA“ prangte nun am Zaun, ehe sich das dichte und optisch äußerst ansprechende Tifo erhob. Die ersten Lieder erreichten beinahe brachiale Lautstärke und schepperten so laut wie noch nie zuvor an dieser Stelle, während die Meute auch sonst permanent in Bewegung war und voller Leidenschaft seine Melodien gen Himmel schmetterten. Gerade für einen Kick, bei dem es sportlich um nichts mehr ging, war das Dargebotene wirklich beeindruckend. Ich gehe sogar soweit, den Karlsruhern einen der besten Auftritte in Elversberg in dieser Saison zu attestieren. Wirklich starkes Ding!

Im Direktvergleich ging es im Block C, der zu Beginn zunächst den Helfern in den Hochwassereinsätzen dankte, etwas gemächlicher zu. Die Lautstärke eher Standard, die Mitmachquote weit unter den bisherigen Sahneauftritten. Da merkte man einfach, dass die Luft raus war und die Szene noch nicht auf dem Level ist, einen solchen Kick einfach losgelöst vom Geschehen zu feiern. Dennoch ein unterm Strich ordentlicher Nachmittag, der auf den eigenen Rängen jedoch nicht dermaßen in Erinnerungen bleiben wird wie der Weg zum Stadion. Gleiches für den Kick, denn auch da schien sich keiner mehr großartig vorm Urlaub verletzen zu wollen. Folgerichtig netzte der KSC drei Mal, wobei Lars Stindl in seinem letzten Karrierespiel den Schlusspunkt setzte.

Highlights im Elversberger Spiel waren lediglich die beiden Spaliere der Mannschaft für Conrad und Koffi, die während ihrer Auswechslung nochmal gefeiert wurden. Somit endeten die letzten Minuten der Saison recht unspektakulär, ehe die Kurve noch einmal zu einem emotionalen Höhepunkt ansetzte. Nicht nur wurde die Mannschaft für ihre starke Saisonleistung gefeiert, sondern ebenso jeder Spieler, der den Verein verlassen wird. Laute Gesänge für jeden der Jungs, der sich jeweils von der Kurve verabschiedete, ehe Kapitän Luca Schnellbacher vom Capo-Podest zum letzten „2022“ dieser Spielzeit ansetzte. Ein schöner Schlusspunkt einer Saison, für deren Beschreibung mir irgendwann die Worte ausgehen werden.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Die letzten Lieder verstummten wenig später und Leere kehrte ein. Müde, fertig, geschafft. Aber auch stolz, glücklich und erwartungsvoll blickend auf eine weitere Saison 2. Bundesliga mit erneut großen Namen, die uns kreuz und quer durch die Republik führen wird. Dazu spielt die SVE zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte als Profi-Team im DFB-Pokal, was uns schon heute gespannt auf die Auslosung blicken lässt. Zudem bleibt es auf dem Transfermarkt spannend wie noch nie – geht noch wer? Wenn ja, für welche Summen? Und wer verstärkt das Team in der neuen Saison? Also immerhin etwas zu tun in der viel zu langen Sommerpause, deren ellenlange zweieinhalb Monate nicht schnell genug vorbei sein können. Denn das beste Gefühl bleibt einfach jenes, das bei den ersten Liedern der Kurve erklingt. „Du bist mein Verein, wirst es immer sein, nur die SVE!“…