Championship: Swansea City AFC – Stoke City FC

10.04.2024
42. Spieltag EFL Championship
Swansea City AFC - Stoke City FC
Swansea Stadium
Endergebnis: 3:0 (1:0)
Zuschauer: 14.692 (600 Gäste)
Ticket: 29£
Fotoalbum

Am Mittwoch stand ein seit längerem geplantes Vorhaben auf der Tagesordnung: Der Länderpunkt Wales. Allerdings nicht mit der walisischen Liga, sondern mittels einem der fünf großen Clubs, die einen Teil der englischen Ligapyramide stellen. Ehrlicherweise für uns deutlich attraktiver als sich an einen Kunstrasen einer Uni zu stellen. Passte entsprechend sehr gut in den Tee, dass Swansea am Abend zu Hause ran durfte. Sicherlich im Vergleich zu Cardiff der deutlich unspektakulärere Club, aber da ließen wir uns einfach mal überraschen.

Los ging es daher bereits am frühen Mittag in Southampton und in gut drei Stunden via Swindon, Bristol, beeindruckender Prince of Wales Brücke, überraschend sauberem und kostenfreiem Rastplatz, Newport und Cardiff an die südwalisische Küste, wo wir schließlich das stark verregnete Swansea erreichten. Dort zentral die Karre für ein Pfund pro Stunde in ein Parkhaus einer Mall gestellt, ging es fix in eben jene um sich einigermaßen trocken die Füße zu vertreten. Da wir hier jedoch nach gut zehn Minuten alles gesehen haben und sich auch der benachbarte „Indoor Market“ weniger als schnuckelige Verkaufshalle wie in Spanien, sondern eher als Floh-/Ramschmarkt präsentierte, ging’s dann doch der steifen Brise trotzend in die Straßen der verschlafenen Stadt.

Knapp 180.000 Einwohner, eine für ihre Strandlage bekannte Uni und ein kleiner Hafen für Sportboote bietet Swansea dem geneigten Touristen. Sicherlich toll bei gutem Wetter und vor allem im kurzen Sommer steppt hier der Bär, doch bei dem Mistwetter waren wir fast die einzigen, die hier ihre Runden drehten. Somit beließen wir es nach kurzem Blick auf das Swansea Castle mit dem Thema Sightseeing und stapften schleunigst in die heute namentlich absolut zutreffende Wind Street, die mit etlichen Bars, Pubs und Restaurants aufwartete. Bei der Wahl zwischen Wetherspoons und Nando’s gewann derweilen das zuletzt genannte Etablissement. Macht man wenig mit falsch, so auch heute nicht.

Entsprechend gesättigt lösten wir den Mietwagen aus dem recht engen Parkverlies, nur um nach kurzer Fahrt einem freundlichen Ordner in Sichtweise des Spielortes erneut die Karte auf sein mobiles Lesegerät zu legen. Zu den sieben uns abgeknöpften Pfund wurde uns aber auch ein nettes Gespräch gedrückt, da der junggebliebene Kerl erstmal wissen musste, wo wir denn überhaupt herkommen. Frankfurt? Konnte er wenig mit anfangen, aber Düsseldorf kenne er aus einer britischen Serie aus den 80ern, daher müsse er dort dringend mal hin. Erst als sich die Schlange hinter uns etwas lauter echauffierte, entließ er uns ruhig und in in aller Freundlichkeit auf die Schotterpiste namens Parkplatz.

Wiedermal ergoss sich die gefühlte Regenmenge eines gesamten Monats über unseren Köpfen, was die Laune beim Erblicken der nicht vorhandenen Unterstellmöglichkeiten in Stadionnähe nicht unbedingt besänftigte. Also erstmal ins benachbarte Costa und gut eine Stunde an einem Kaffee genippt, während sich die wetterfesten Heimfans vor der Tür mit mitgebrachten Getränken einstimmten. Gibt hier scheinbar nicht einen Pub in Stadionnähe, was bei der Lage inmitten eines Einkaufs-Distrikts auch nicht sonderlich verwunderte. Hat eben nicht nur Vorteile, die Standorte von Neubauten. Wenn es sie denn überhaupt gibt, außer, dass man schnell wieder nach Hause kommt.

Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zum Clubshop zwecks Schalkauf, holten unsere hinterlegten Tickets ab und enterten schließlich das Swansea Stadium im Westen. West Upper 9 war unser Block, auf Bildern und im Ticketshop scheinbar im Oberrang. Am Ende stellte sich die Bude aber als gewöhnliche Schüssel mit einem Rang heraus, der baulich lediglich durch den Umlauf eben im Mittelteil der Ränge getrennt wird. Sonst wirkt auch dieses im Jahr 2005 eröffnete Stadion wie aus einem Guss und bietet 21.088 schwarze und weiße Sitze, die hinter den Toren eine Wellenform darstellen. Froh waren wir dennoch über den guten Blick, der sich von unserem Bereich aus bot, als auch meiner Eingebung beim Ticketkauf, nicht wie sonst üblich die erste Reihe zu buchen. Denn beim heutigen, stürmischen Regen half selbst das große Dach wenig, sodass gut zwei Drittel des Blocks unter Wasser standen.

Ulkig waren im weiten Rund lediglich die zahlreichen Hinweisschilder und einige Zaunfahnen auf walisisch. Wer das mal gesehen hat, wird sich erstmal wenig an die englische Sprache erinnert fühlen, sondern sich irgendwo in Island oder Nordeuropa wähnen. So auch bei sämtlichen Autobahnschilder, die allesamt zweisprachig verfasst werden. Dabei sprechen lediglich gut 500.000 der über 3.000.000 Einwohner walisisch als Erst- oder Zweitsprache, während der Rest, insbesondere im bevölkerungsreichen Süden, lediglich dem Englischen mächtig ist. Man ist quasi Minderheit im eigenen Land, hält diese Untergruppe der keltischen Sprachen aber weiterhin lebendig. Allerdings eher weniger in Swansea, zumindest lauschten unsere Ohren am gesamten Tag als auch im Stadion lediglich dem so schon fast unverständlichen, britischen Akzent.

Dennoch spielte der Swansea City Association Football Club, so der vollständige Name, zunächst für den damals sehr regionalen walisischen Verband, wenn auch nur acht Jahre nach seiner Gründung 1912, ehe die Swans 1920 bereits in die Football League aufgenommen wurden. Der Grund, wie auch für die anderen Teams: Keine sportlich relevante Alternative zur damaligen Zeit, im Gegensatz z.B. zu Schottland. So wurde die erste Liga in Wales überhaupt erst in 1992 gegründet, allerdings weigern sich bis heute Cardiff City, Swansea City, Newport County, Wrexham und Merthyr Town an der Teilnahme. Irgendwie auch logisch, winkt doch im englischen Ligabetrieb deutlich mehr Schotter als in der halbprofessionellen, eigenen Landesliga. Im Gegenzug wurde diesen Vereinen ab 1996 der Zugang zum walisischen Pokalwettbewerb verweht, sodass sich diese nun über League Cup, FA Cup oder die Premier League qualifizieren müssen.

Entsprechend liegt die beständige, europäische Vergangenheit der Swans, oder auch Jacks genannt, schon ein paar Jahrzehnte zurück. Aus dieser Zeit datiert auch das erste europäische Pflichtspiel eines Clubs aus Wales überhaupt, als die Schwarz-Weißen 1961 in der ersten Runde an Motor Jena (dem heutigen FCC) scheiterten. Sonst besteht der Trophäenschrank aus zehn nationalen Pokalerfolgen aus jener Zeit, ehe die Swans zwischen Premier League und Viertklassigkeit Fahrstuhl spielten. Die erfolgreichste Zeit anhand der Ligaplatzierungen datiert aus dem vergangenen Jahrzehnt, als man zwischen 2011 und 2018 Dauergast im Oberhaus war und währenddessen gar den League Cup gewann. Seit 2018 sind die Swans wieder in der Championship, mussten in dieser Saison aber lange nach unten schauen.

Entsprechend strahlte auch der übersichtliche Anhang im zu etwa zwei Dritteln gefüllten Rund (offiziell, gefühlt war die Bude deutlich leerer) nicht unbedingt Euphorie aus. Die Kurve im Nordosten zeigte sich zwar zu Beginn von ihrer sangesfreudigen Seite, die nach etwa fünf Minuten aber komplett versandete. Da auch im spärlich gefüllten Gästeblock im Norden (Stoke stand noch tiefer im Tabellenkeller) quasi überhaupt nichts ging, war das prasselnde Geräusch des Regens auf dem Stadiondach der treuste Begleiter des Abends. Trauerveranstaltung hier, insbesondere im Vergleich zum Vortag.

Somit lag der einzige Unterhaltungswert auf dem Beobachten einiger vereinzelter Gestalten in unserem Nebenblock, die grundlos nach einer Spielszene in Richtung der Gäste gestikulierten, nur um wenig später von Polizei und Ordner nach Draußen eskortiert zu werden. Bei einer Nase kann ichs ja noch verstehen, spätestens jedoch beim dritten Vorfall der gleichen Art zweifelte ich wahrlich an der Intelligenz der Leute hier. Wenn der Vordermann deswegen rausfliegt, warum zieht man die gleiche Show fünf Minuten später nochmal durch? Generell war die Polizeipräsenz aber auch wirklich abnormal hoch, und zwar durchweg auf allen Tribünen. Im Netz las man dazu was von jüngsten Rassismus-Vorfällen und ausgesprochenen Stadionverboten auf Lebenszeit. Schmähgesänge gegen wen? Gegen Engländer. Joa, auch alles zu gesagt. Man stelle sich vor, das SEK stürmt in die Stuttgarter Kurve, weil hier jemand was gegen Bayern sagt. Da ticken die Uhren wohl in die ganz falsche Richtung…

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Sportlich zerlegten die Swans absolut ungefährliche Gäste mit einem klaren 3:0 und sicherten sich damit den Klassenerhalt, während Stoke noch tiefer in den roten Bereich rückt. Wir hatten mit Schlusspfiff genug gesehen und liefen schnell zurück zum Gefährt, dass uns in weiteren, unspektakulären drei Autobahnstunden zurück nach Southampton brachte. Länderpunkt Wales Check, wenn auch auf stimmungstechnischer Sparflamme. Die Länderpunktrunde folgte dazu erst am entspannten Donnerstag, ehe es freitags bereits weiter in Richtung Hamburg ging.