2. Bundesliga: Eintracht Braunschweig – SV Elversberg

30.03.2024
27. Spieltag 2. Bundesliga
Eintracht Braunschweig - SV Elversberg
Stadion an der Hamburger Straße
Endergebnis: 5:0 (2:0)
Zuschauer: 20.110 (ca. 200 Gäste)
Ticket: 19,30€
Fotoalbum

Es ist Ostersonntag, die Sonne scheint und durchs geöffnete Fenster strömt der Lärm von einigen Kiddies, die im nahen Park nach Eiern suchen. Eine Harmonie, mit der ich mit Blick auf das gestrige Auswärtsspiel bei der Braunschweiger Eintracht nur bedingt etwas anfangen kann. Noch immer brummt der Schädel vom unfassbaren Puls, der sich unterm durch den Sandsturm in ein dichtes Braun gefärbten Himmel ansammelte. Mehr als ironisch, dass ich das Duell nach der Länderspielpause als richtungsweisend bezeichnet habe und auf Punkte zur frühen Vorentscheidung in Sachen Klassenerhalt hoffte. Aber die SVE kann nur Drama, zumindest durchgehend seit 2013. Mal eine Saison in den letzten 4-5 Partien in ruhigem Fahrwasser beenden? Fehlanzeige. Aber der Reihe nach.

Mit der Ansetzung am Karsamstag konnten wir im Vorfeld gut leben und planten eigentlich eine Bahnfahrt, die aufgrund von Bauarbeiten an der Schnellfahrtstrecke ab Frankfurt aber früh ins Wasser fiel. Daher wurde am frühen Samstagmorgen das Auto bemüht und die gut dreieinhalb Stunden bis nach Braunschweig ohne jegliche Verzögerungen abgerissen. Auf der Anfahrt über die Stadtautobahn konnten derweilen zahlreiche Malereien der Blau-Gelben bestaunt werden, die insbesondere in Qualität und Häufigkeit beeindruckten. Kassierte auch direkt die im Frühjahr 2020 getroffene Feststellung, das die Farben in der Innenstadt an sich nicht so omnipräsent auftreten wie in anderen Städten, in denen lediglich ein Verein dir Fahne in die Höhe hält. Schick schick!

Wenig später erreichten wir den kostenlosen und direkt am Gästeeingang situierten Parkplatz und enterten wenig später bei angenehmen Temperaturen das Stadion an der Hamburger Straße. Endlich 20 Grad, endlich T-Shirt-Wetter! Nur die Sonne schaffte es nicht durch den sandigen Himmel, allerdings hätte man davon im Gästeblock auch nicht viel abbekommen. Geöffnet war für die knapp 200 Gäste dabei nur der Sitzer. Eine Begründung dafür würde mich bis Heute noch interessieren, zumal Verpflegung und Umlauf sicherlich keine Einflussfaktoren darstellen sollten, denn die waren für beide Blöcke gleich.

Was solls, dann eben das kulinarische Angebot getestet und wie schon beim letzten Besuch hier als äußerst schmackhaft empfunden. Vor allem die Curry als auch die etwas schärfere „Spezialwurst“ mit Röstzwiebeln mundeten, während der halbe Liter für den derzeitigen Standardpreis von 5€ ausgeschenkt wurde. Kaum Grund für Beschwerden, lediglich die Ticketpreise sind arg gesalzen. Da kratzt man dann doch am oberen Niveau mit fast 20€ für eine Stehplatzkarte. Im Stadion änderte sich im Vergleich zum Frühjahr 2020, als wir den BTSV bei einem Heimspiel gegen Kaiserslautern zum ersten Mal besuchten, wenig. Lediglich der Platz der Braunschweiger Kurve im Süden wechselte von Block 9 in Block 7 und befindet sich nun im Herzen der Süd.

Entsprechend gespannt waren wir sowohl auf den Auftritt der Hausherren als auch der Gäste, während durch die viel zu laut eingestellten Lautsprecher „You’ll never walk alone“ krächzten. Sicherlich Grundlage von Diskussionen, allerdings finde ich es doch arg befremdlich, wie viele Vereine diese Hymne kopieren, die ein jeder Fußballfan mit Liverpool verbindet. Zwar nicht direkt für die Rot-Weißen geschrieben, aber doch waren eben sie es, die den Song in den 60ern ins Stadion brachten. Da gefielen die fetzigen Hymnen, die den Braunschweiger Löwen huldigten, doch um einiges mehr und passten besser zum Verein.

Die dichte Schalparade zu Beginn war es auch, die das optische Highlight des Nachmittags markierte. Beteiligung fast im kompletten Stadion, dazu äußerst dich in der Südkurve. Deren Zaunbild gehört meiner Meinung nach nicht unbedingt zu den Schönsten der Liga, auch wenn der gigantische „Ultras“-Fetzen des Zusammenschlusses fast aller aktiver Gruppen dann wiederum eine Strahlkraft hat, die seines Gleichen sucht. Sonst sticht lediglich der „Psycho-Clan“ mit einem noch größeren Lappen ins Auge, während der Rest äußerst lückenhaft beflaggt wurde.

Dafür überzeugte die Kurve zu Beginn mit dichten Klatscheinlagen und einigen Gassenhauern, die nahezu die gesamte Süd mitnahmen. Besonders in den Gehörgang ging die Interpretation von Peter Maffays „Ich wollte nie erwachsen sein“ – eine schlichtweg schön, melancholische Melodie, die mir hier genauso gut gefiel wie in Jena. Aber auch sonst war das Liedgut etwas abwechslungsreicher als in anderen Stadien der Liga, wenngleich darunter die Mitmachquote spürbar litt. Denn außerhalb des Block 7 ging in der meisten Zeit wenig und auch Schwenkfahnen wehten lediglich in der Mitte. Getragen vom Spielverlauf änderte sich das Bild ab Minute 67, der traditionellen Huldigung des Meistertitels, deutlich, sodass gegen Ende nahezu das gesamte Stadion beständig die eigenen Farben besang. Starker Auftritt hinten raus, der einen top Eindruck hinterließ!

Im Gästeblock versammelten sich dagegen knapp 200 Saarländer und bezogen im Bereich oberhalb des Mundlochs Stellung, was für ein überraschend dichtes Bild sorgte. Ein paar Schwenker wurden ab und an bemüht, während das Hauptaugenmerk auf dem akustischen Support für die eigenen Mannen lag. Klappte über den Großteil des Spiels auch ganz gut, wobei die aus etwa der Hälfte der anwesenden Kehlen getragenen Lieder durch die Positionierung direkt unterhalb des Daches gut schepperten. „Bad Moon Rising“ trällerte ebenfalls wieder in Dauerschleife und ist auf dem Besten Weg, sich zum aktuellen Dauerbrenner zu entwickeln, während auch sonst das derzeit vorhandene Liedgut durchweg genutzt wurde. Unterm Strich ein ganz guter Auftritt, der leider auf dem Rasen nicht belohnt wurde.

Denn da ging auf Seiten der Elversberger Auswahl überhaupt nichts zusammen. Kein Kampfgeist, kein Siegeswille, immer ein Schritt zu spät und eine derart lückenhafte Abwehr, dass es gegen einen Gegner, der alle Situationen frei vorm Tor auch nutzen würde, ohne Probleme noch im ersten Durchgang sieben bis acht Mal hätte scheppern können. Dazu diese eklatante Schwäche bei Standards. Vorne ungefährlich, Hinten dadurch vier der fünf Gegentore gefangen. Positiv fiel niemand auf, dafür war die kollektive Leistung viel zu unterirdisch, hart an der Grenze zur Frechheit. Klar, niemand hat gesagt, dass die zweite Liga einfach wird. Aber sichtlich ohne eine Art von Einstellung in eine Partie gegen einen direkten Konkurrenten gegen den Abstieg zu gehen, ist einfach inakzeptabel.

Und dieses sich schlicht Ergeben in solchen Situationen nervt. Natürlich kann man mal verlieren, auch in einem solchen Spiel. Aber warum nun zum dritten Mal in der laufenden Saison fünf Gegentore? Da fehlt mir irgendwo das Verständnis für. Hoffentlich ein Weckruf für die nächsten Partien, denn man hat weiterhin noch alles in der eigenen Hand. Sechs Zähler Vorsprung bei noch sieben Spielen ist da beinahe komfortabel. Dennoch müssen Punkte her, und die möglichst zeitnah. Sonst wird’s am Ende definitiv wild.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Die Worte kamen auch hoffentlich bei den Jungs am Zaun an, ehe sich der Gästeblock noch vor der Feier der Heimkurve leerte. Die Emotionen waren danach irgendwann aufgebraucht und die Rückfahrt am Stück runtergerockt. Gibt so Tage, die man ganz schnell aus dem Gedächtnis streichen möchte…