2. Bundesliga: SV Elversberg – 1.FC Kaiserslautern

04.02.2024
20. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - 1.FC Kaiserslautern
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 2:1 (1:1)
Zuschauer: 11.150 (ca. 4.000 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum

Große Spiele sehen wir in dieser Saison beinahe jedes zweite Wochenende an der Kaiserlinde. Doch ein Duell gegen den 1.FC Kaiserslautern ist dann doch noch einmal etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil es sich, gemessen an der durchschnittlichen Zuschauerzahl, um den mit großem Abstand größten Club der Region handelt, sondern auch weil es ein solches Pflichtspielduell mit der SVE bis zu dieser Spielzeit noch nie gab. 30 Mal gegen die zweite Mannschaft, dazu gefühlt die gleiche Zahl an Testspielen gegen die Erste. Doch um Punkte oder Pokale ging es zwischen Elversberg und Kaiserslautern bis in den August noch nie.

Nun also das Rückspiel, das für die SVE erneut einen Rekord bereithalten sollte. Denn die Ausbauarbeiten an der Kaiserlinde gehen weiter und der nun vergrößerte, temporäre B-Block erhielt drei Tage vor dem Nachbarschaftsduell seine Freigabe. Somit sollte es nun zur vorerst einzigen Partie mit vier begehbaren Tribünen in diesem Jahr kommen, ehe die das Provisorium namens Gästeblock dem zeitnah startenden Vollausbau weichen wird. Das spülte nicht nur 3.000 weitere Karten kurzfristig auf den Markt, die binnen 20(!) Minuten im reinen DK- und Mitglieder-VVK abgesetzt wurden, sondern sorgte gleichzeitig für eine neue Rekordkulisse. 11.150 Schaulustige strömten an die Linde – bald passt also die gesamte Gemeinde in die Bude!

Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch die große Zahl Lautrer, die in der gesamten Region beheimatet sind und sich ordentlich mit Karten eindeckten. 4.000 Gäste dürften es am Ende gewesen sein. Aber auch kein Wunder, denn für lange Jahre war der Betze Spielort des Ober- und Unterhauses, während in Elversberg und Saarbrücken lediglich in der Regionalliga gegen den Ball getreten wurde. Da wuchs entsprechend eine ordentliche Basis, die zum heutigen Auswärtsspiel teils eine kürzere Anreise als zu den Heimspielen hatte. Doch anders als mit Saarbrücken ist von erbitterter Feindschaft mit Elversberg keine Spur. Warum auch, zu gering die Berührungspunkte, während viele der Lautern-Normalos aus der Nähe in anderen Wochen eben auch an der Linde Zweitligafußball verfolgen.

Trotzdem zeigte man sich recht überrascht, dass der relative Anteil an Schaulustigen, die es am heutigen Sonntag mit den Schwarz-Weißen Farben hielten, dann doch die Mehrheit stellte. Der Block C schien sogar gänzlich frei von Gästen, während der Großteil der Haupttribüne sowie etwa die Hälfte der neuen B-Tribüne ebenso den Saarländern die Daumen drückte. Ungeahnter Zuspruch, der sich auch an den Schlangen zum Einlass bemerkbar machte. Muss ich mich noch immer dran gewöhnen… Die B-Tribüne machte übrigens durchaus eine gute Figur und schaut für ein Provisorium gar nicht mal so schlecht aus. Auch der Gästeblock, der gut die Hälfte der verfügbaren Plätze einnehmen wird, rückt dann nochmal eine halbe Spielfeldlänge näher an die Heimkurve ran. Mal schauen, ob es die Stimmung weiter fördert.

Denn die Formkurve des Block C in Sachen Sangeskraft und Mitmachquote zeigt weiterhin nach oben! Nach schöner Schalparade im Mittelblock gefiel vor allem die Geschlossenheit im ersten Durchgang, mit der pausenlos eine ordentliche Basislautstärke hergestellt werden konnte. Die üblichen Schwankungen gipfelten abermals in richtig guten Momenten, in denen sogar die anderen Tribünen mitgenommen wurden, während der optische Tifo ein wenig hinten runter fiel. Vielleicht wird auch das der Elversberger Weg: Sangeskraft, aber keine Fahnen während des Spiels. Kennt man aus dem Osten und klappt dort bekanntlich ordentlich. Einzig die tiefen, rauen Stimmen vermisst man im Saarland ein wenig. Erwähnenswert ist noch die Zaunfahne des „Jugend Kollektiv“, die zu diesem Heimspiel das erste Mal über der Hauptfahne der Horda Fanatica ihren Platz bezog.

Und die Gegenseite? Leider mit einer persönlichen Erwartungshaltung verknüpft, an der sie in einem solchen Duell eigentlich nur scheitern konnte. Denn die letzten Erlebnisse mit Lautern stammen allesamt vom Betze und waren, mehr oder weniger, durchweg Derbys oder ganz große Spiele für den FCK. Duelle gegen Karlsruhe und Mannheim, Saarbrücken oder Dresden. Oftmals schwankend wie gegen Saarbrücken, oftmals aber auch grandios wie gegen Dynamo, das zu den lautesten jemals erlebten Spielen meines Lebens zählt. Dann das Hinspiel gegen Elversberg im letzten Jahr mit vielen starken Momenten, an denen die heutige Gästekurve auch anfangs anknüpfte. Geschlossenes Einklatschen, an dem sich auch viele Gäste auf anderen Tribünen beteiligten. Dann die dichte Fahnenchoreo unter dem Motto „Gemeinsam zum Klassenerhalt – Gemeinsam unzerstörbar!“, das die rot-weißen Farben eindrucksvoll zur Schau stellte.

Dann natürlich der kreative Protest gegen die DFL: „DFL-Investoren machen uns sauer!“ prangte am Zaun, während es die Kurve Zitronen regnen ließ. Starke Aktion, die das Spiel um einige Minuten unterbrechen sollte. Doch der fortlaufende Support konnte an die anfänglichen, starken Phasen kaum anknüpfen. Oftmals schien lediglich der Kern aktiv, während sich die Ränder des Gäste-Stehers kaum in Bewegung zeigten, von den Rot-Weißen auf den Sitzen ganz zu schweigen. Nur noch selten zogen alle mit und insbesondere im zweiten Durchgang schien die sportliche Lethargie Spuren zu hinterlassen. Aber vielleicht ist es auch schlichtweg meine große Erwartungshaltung, die mich letztlich etwas enttäuscht auf den Gästeauftritt blicken ließ. Denn erwartet hatte ich hier schlichtweg die lauteste Kurve der gesamten Saison an der Kaiserlinde. Einordnen muss ich den Auftritt nur leider im Mittelmaß der Reihe hochklassiger Gegner.

Doch wie erwähnt läuft es sportlich nicht unbedingt rund, und das bei beiden Clubs. Bei Elversberg noch einigermaßen erwartet, trudelt Lautern doch eher überraschend gen Abstiegszone und kann seinem zahlreichen Anhang lediglich im Pokal Erfolge schenken. So auch die Ausgangslage vor dem Spiel: Lautern müde, aber mit einem Sieg im Viertelfinale im Rücken, Elversberg ausgeruht doch mit erneuter Niederlage aus Rostock und nur einem Punkt aus fünf Spielen im Gepäck. Entsprechend konnte ich die Favoritenrolle im Vorfeld so gar nicht einordnen. Nur am Schiri konnte es heute nicht liegen, denn mit Deniz Aytekin stand heute ausnahmsweise geballte Kompetenz auf dem Feld.

So startete Lautern etwas besser in die Partie, doch es schepperte plötzlich im anderen Tor. Anfänglich durch Neuzugang Le Joncour noch aus dem Abseits, netzte Wanner in der 19. sehenswert zur Führung für die SVE. Doch Kaiserslautern nutzte die durch die Unterbrechung lange Nachspielzeit und netzte mit dem Pausenpfiff ebenfalls sehenswert zum Ausgleich. Der zweite Durchgang startete unter umgekehrten Vorzeichen, denn nun hatte Elversberg mehr vom Spiel und machte ordentlich Druck – und wurde nach gut zehn Minuten belohnt! Aus einem Handelfmeter erzielte Jacobsen das 2:1 und ließ die Linde beben. Auf dem Rasen blieb es durch den Offensivdruck der Gäste sowie der Konter der Schwarz-Weißen unfassbar spannend, während sich die Stimmung im Block C immer mehr in Richtung geisteskrank entwickelte. Was hier abging ist für mich nur schwer in Worte zu fassen. Elversberg hat anscheinend richtig Bock auf zweite Liga und zeigt es auf den Tribünen immer mehr!

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Und das Zittern sollte sich, entgegen der Vorwochen, auch endlich lohnen. Die Führung hielt über die restliche Distanz genauso wie die Abwehr stand und zementierte unter einem letzten Jubelschrei die drei Punkte für die SVE. Unfassbar wichtig als Reaktion auf die wirklich unglücklichen Niederlagen gegen Nürnberg, Karlsruhe und insbesondere Rostock. Die Erleichterung sowohl bei den Spielern als auch beim Anhang war förmlich greifbar. Entsprechend lautstark wurde gefeiert und die eigenen Farben besungen, ehe auch hinter diesen Sonntag einen Haken gemacht werden konnte. Einen historischen Haken wohlgemerkt, war es doch der erste Pflichtspiel-Sieg gegen den FCK in der Historie der Schwarz-Weißen. Doch viel wichtiger sind die drei Punkte im Abstiegskampf, die das Polster gen Keller etwas angenehmer gestalten. So kann es etwas befreiter nach Düsseldorf gehen, wo sicherlich jeder Punktgewinn ein absoluter Bonus wäre!