2. Bundesliga: SV Elversberg – Hamburger SV

16.09.2023
6. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Hamburger SV
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 2:1 (1:0)
Zuschauer: 10.150 (ca. 2.500 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum

Der HSV zu Gast an der Linde. Sicherlich eines der Lose, auf das man sich im DFB-Pokal immer gefreut hätte. Dass es sich bei dem Duell nun um ein mehr oder weniger gewöhnliches Ligaspiel handelt, bleibt schlichtweg surreal. Doch noch größer war die Vorfreude, die wir auf dem Weg von Spanien ins Saarland transportierten. Nicht nur aufgrund des Gegners, sondern aufgrund der größten Kulisse, die meine Heimat Elversberg jemals gesehen hat. Zum aller ersten Mal fünfstellig an der Kaiserlinde, ausverkauft im Mitglieder-VVK. Stete Superlative und Vergleiche zwischen David und Goliath im Vorfeld, die auch uns mitrissen und zum frühen Aufbruch in Richtung der altbekannten Heimspielstätte animierten.

Ist auch wirklich nötig, denn an die langen Schlangen am Einlass muss ich mich noch immer gewöhnen. Unfassbar viel los war im Block C, der beinahe aus allen Nähten platze, während die neuen grauen und schwarzen Sitze auf der Haupttribüne gut was hermachten. Passt auch deutlich besser zum Stadion als das Gelb und Rot zuvor. Wenig los dagegen im Gästeblock, der sehr lange mit der Abwesenheit der Hamburger Szene glänzte. Der Buschfunk vermeldete einen kleinen Tanz mit der Dortmunder Borussia am Mannheimer Bahnhof, der für Schwarz-Gelb bitterer endete, da somit das Auswärtsspiel in Freiburg verpasst wurde.

Der Hamburger Anhang vermeldete dagegen keinen Schiffbruch auf der Anreise, sodass der Haufen um Castaways und Clique schließlich zehn Minuten vor Anpfiff den Steher enterte. Schnell war der Zaun in blau-weiß-schwarze Farben gehüllt sowie die großen Lappen der „Nordtribüne Hamburger Sport-Verein“ hinterm Tor befestigt. Zusammen mit einigen Schwenkern und Doppelhaltern ein optisch dichtes Bild, was durch die Choreo zu Beginn des zweiten Durchgangs vervollständigt wurde. Hinter einem gesprühten „Hamburger SV“-Banner gab’s Konfetti und Wurfrollen in Blau und Weiß, die zumindest für einen kurzen Moment die Luft erfüllten.

In Sachen Stimmung konnten die Norddeutschen die gute Akustik des neuen Gästeblocks voll ausnutzen. Mit brachialer Lautstärke schmetterten sie das eher einfach gehaltene Liedgut mit Top-Quote des Stehers über den Rasen. Auch die Klatscheinlagen waren stets geschlossen und somit eine Augenweide, während Wechselgesänge innerhalb des Gästeblocks die jeweiligen Gruppen zu immer neuen Höhepunkten animierte. Per Spruchband wurde zudem Solidarität gegenüber der Freunde aus Lübeck zum Ausdruck gebracht: „Gefahrenzone Lohmühle? – Ultra gebührt Freiheit!“. Ein wirklich sehr guter Auftritt, der wohl zu den Highlights dieser Saison in Elversberg zählen wird.

Doch auch was der Block C an diesem Tag auf die Beine stellte, war mal wieder eine neue Höchstleistung. Angefeuert vom heißen Spielverlauf sang sich die Kurve in einen wahren Rausch und lieferte 90 Minuten Support ohne einzigen Hänger ab. Unfassbare Lautstärke und Geschlossenheit der lange gehaltenen Lieder, während sich bei den Klatscheinlagen gut ein Drittel der Kurve beteiligte. Zahlen, die bei 90% der Zweitligisten wohl für Augenrollen sorgen würden, für Elversberger Verhältnisse allerdings bockstark. Aber an dem Mittag passte einfach alles. Laute Wechselgesänge, perfekte Liedauswahl im richtigen Moment, das nach vorne Peitschen bei Chancen und die Gänsehaut verursachende Stimmung im letzten Drittel. Für mich, mal wieder muss ich fast schon sagen, das Beste, was hier jemals abging.

Ursache dafür war nicht zuletzt der Spielverlauf, der von Anfang bis Ende wenig Luft zum Atmen ließ. Dabei sahen die über 10.000 zunächst einen offensiven HSV, der nach gut drei Minuten bereits die Kugel in den Elversberger Kasten bugsierte. Glück für die SVE, dass schnell auf Abseits entschieden wurde und somit Schwarz-Weiß langsam in die Gänge kam. Viele Chancen waren allerdings nicht nötig, denn die sich im Tiefschlaf befindliche Hamburger Defensive lud Rochelt zum umjubelten 1:0 ein. Danach war es ein offener Schlagabtausch mit brandgefährlichen Chancen auf beiden Seiten, ehe die Gäste nach gut 20 Minuten den Ausgleich bejubelten. Doch wieder griff der VAR ein und erkannte ein Foul an Sickinger während der Entstehung. Nach dem Unfug gegen Rostock somit zum ersten Mal Glück mit dem Kölner Keller für die SVE. Die knappe Führung wurde mit in die Pause genommen, auch da ein weiterer Treffer vor Rochelt knapp vor dem Seitenwechsel aufgrund einer Abseitsposition nicht zählte.

Fast schon überraschend blieb im zweiten Durchgang Elversberg oben auf und erkämpfte sich gar deutlich mehr Spielanteile, vom großen Favoriten aus Hamburg war indes offensiv immer weniger zu sehen. Folgerichtig erhöhte Schnellbacher nach Vorlage von Rochelt auf 2:0 und ließ die Linde förmlich explodieren. Elversberg war danach deutlich näher am Dritten als die Gäste am Anschluss und kam durch einen Fernschuss durch Sahin sowie einen Pfostentreffer von Faghir beinahe zur Entscheidung. Doch es wurde am Ende wieder spannend, Hamburg warf nun alles nach vorne und kam in der 89. zum Anschluss. Doch der bärenstarke Kristof entschärfte bis zum Ende beinahe jede Situation und hielt die Kugel fest in den Händen, während die Offensive aus den Fehlern des Rostock-Spiels lernte und die Uhr runterlaufen ließ. Nach weiteren sechs Minuten des Zitterns ertönte der erlösende Schlusspfiff.

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Es war geschafft, der erste Heimsieg in der zweiten Liga fix und das sicherlich gegen einen Gegner, gegen den man nicht unbedingt die Punkte im Abstiegskampf eingeplant hatte. Doch der Sieg war hart erkämpft, hoch verdient und Lohn für die bitteren Lehrstunden des Saisonbeginns. Endlich, mag man sagen, belohnen sich Horst Steffens Mannen für all den vergossenen Schweiß und für all die Leidenschaft, die Woche für Woche auf dem Rasen Furchen hinterlassen. Diesem Team zuzuschauen macht einfach pure Freude! Am Ende stehen somit drei weitere Punkte auf dem Konto, die den Blick auf die Tabelle zumindest etwas angenehmer gestalten. Darauf gilt es nun weiter aufzubauen!