18.08.2023
3. Spieltag 2. Bundesliga
1.FC Kaiserslautern - SV Elversberg
Fritz-Walter-Stadion
Endergebnis: 3:2 (1:0)
Zuschauer: 42.621 (ca. 1.800 Gäste)
Ticket: 17€
Fotoalbum
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielstätten der zweiten Liga ist der Betzenberg definitiv kein Neuland für den Anhang der SVE. Etliche Male stand man bereits auf den Stufen der gigantischen Bude, mal auf der Süd, mal im eigentlichen Gästeblock der Ost, und erfreute sich an den Duellen gegen die zweite Mannschaft der Roten Teufel. Auch damals pilgerten ab und an einige hundert Reiselustige in die Pfalz und ließen die Blicke über die leeren Ränge schweifen. Der letzte Auftritt hier datiert allerdings bereits aus 2016, danach ging’s für die Zweite aus Lautern in die Oberliga. Der Weg der SVE ist dagegen bekannt, sodass das für viele schier unbegreifliche bevorstand: Die SVE spielt wieder auf dem Betze, allerdings gegen die Erste. Anders ausgedrückt: „Im Lewe net!“.
Pflichtspielpremiere somit zwischen den beiden Clubs, was auf beiden Seiten die Anhängerschaft in Bewegung setzte. Kaiserslautern vermeldete mehr als 40.000 Zuschauer, während Elversberg mit 1.800 Gästen einen neuen Vereinsrekord verbuchte und somit den erst im Januar diesen Jahres aufgestellte wieder überbieten konnte. Wahrlich unfassbar, diese Zahl! Freitagabend, Flutlichtspiel, die eigene Vorfreude kannte kaum Grenzen. Während des gesamten Arbeitstages bereits darauf hingefiebert, nachmittags schließlich den Laptop zugeklappt und mit dem Auto hinunter in die Pfalz. Fix am Messeplatz geparkt, den Weg hinauf zum Gästeblock bei brütender Hitze erklommen und schließlich, nach langem Warten am Einlass, den 17.1 inmitten der Masse Schwarz-Weißer betreten. Und es fühlte sich einfach großartig an, auf diese volle Bude zu blicken und einen eigenen, klasse Gästeblock hinter sich zu wissen.
Schnell flammten die ersten Gesänge auf beiden Seiten auf, die Westkurve packte Schals und große Schwenkfahnen aus und ließ seine bekannten Vereinshymnen erklingen. Die ersten Gesänge der Rot-Weißen nach Anpfiff, in die nahezu das gesamte Stadion mit einstimmte, erreichten wahrlich eine brachiale Lautstärke. Beeindruckend waren auch wiedermal die Klatscheinlagen, die sich stets über mindestens die halbe Kurve erstreckten. Im weiteren Verlauf konzentrierte sich der Support auch mal nur auf den Kern, doch diese Schwächephase war mindestens durch die Höhepunkte des zweiten Durchgangs schnell vergessen. Aufgrund des packenden Spielverlaufs höchst emotional sang sich Stadion und Kurve in eine Rausch, der bis tief in den Gästeblock vordrang. Eine wirklich klasse Atmosphäre, die aber, wie zu erwarten, nicht an die zuletzt besuchten Duelle gegen Dresden, Mannheim und Saarbrücken ran kam.
Beim Thema Gästeblock versuche ich mich natürlich in Objektivität, aber Scheiße, war das ein geiler Auftritt! Angespornt von der nicht zu überbietenden Lautstärke des Gegenübers donnerten die Gesänge der Schwarz-Weißen umso lauter in Richtung Rasen. Nahezu alle Arme gingen bei Klatscheinlagen nach oben, während die altbekannten als auch neueren Melodien den Mob eins ums andere Mal komplett freidrehen ließen. Allein diese Quote im Steher hätte man sich noch vor zwei Jahren nicht zu träumen gewagt. Anfangs noch durch schnelle Liedwechsel und somit einige Schwächephasen geprägt, war auch hier der zweite Durchgang einfach phänomenal und mit das Lauteste, was jemals den Namen „Elversberg“ in ein Stadion brüllte. Einfach nur ein bockstarker Auftritt!
Nur sportlich wollte leider wieder kein Brot verdient werden. 60% Ballbesitz, mehr Chancen, mehr Pässe, mehr von Allem. Und doch ging Lautern noch im ersten Durchgang in Führung, wenn auch kurios: Den Treffer zunächst per VAR aberkannt, zeigte der Unparteiische stattdessen auf den Punkt, was aber doch zur nur verzögerten Führung der Gastgeber führte. Nach Wiederanpfiff nahm die Offensivmaschinerie der SVE endlich fahrt auf, drehte durch Feil und Sahin ansehnlich und ließ den Gästeblock explodieren. Doch die Freude hielt nur knappe fünf Minuten, ehe Lautern bereits zum Ausgleich netzen konnte. Und es kam schließlich, wie es kommen musste: Elversberg machte hinten Fehler und lud den FCK ein, etwa 10 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit die Partie erneut zu drehen. Frust und Enttäuschung dominierten ab diesem Zeitpunkt, denn Großchancen auf den Ausgleich blieben teils fahrlässig ungenutzt liegen.
Der letzte Pfiff zementierte letztlich die Niederlage in der Fremde. Eine, die vermeidbar gewesen wäre, auch wenn Lautern nicht wirklich unverdient siegreich zum eigenen Anhang stolzierte. Derzeit kippen die engen Spiele leider noch zu oft in die gegensätzliche Richtung. Es fehlt ein wenig an Abgezocktheit, ab und an Konzentration bei Zuspielen und generell an Erfahrung, wie mit manchen Situationen umgegangen werden soll. Die zweite Liga ist da nochmal eine Ecke schneller und Fehler fliegen dir schneller um die Ohren als eine Klasse tiefer. Doch es mangelt definitiv nicht an Qualität, Kampfgeist und Leistung, denn auch im dritten Spiel zeigte man sich mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar als bessere Mannschaft.
Dieses Team wird seine Punkte sammeln, da bin ich mir absolut sicher. Und hoffentlich finden einige der Anhänger, die den Gästeblock so großartig mit Leben füllten, auch den Weg zu weiter entfernten Spielorten. Denn die Mannschaft als auch der Club braucht in einer solch schweren Saison jede Stimme, die auch abseits des Rasens für neunzig Minuten Vollgas gibt!