EM-Qualifikation: Luxembourg – Liechtenstein

17.06.2023
3. Spieltag EM-Qualifikation
Luxembourg - Liechtenstein
Stade de Luxembourg
Endergebnis: 2:0 (0:0)
Zuschauer: ca. 7.000 (50 Gäste)
Ticket: 20€
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Irgendwie war ich gar nicht so unglücklich über den Beginn der Sommerpause, war doch insbesondere die Zeit zwischen März und Mai gesät mit etlichen Touren und emotionalen Partien des eigenen Vereins. Nun einfach mal die Füße hochlegen und die geringe Auswahlmöglichkeit an der Fußballfront zum Abhaken eben solcher Buden nutzen, die in Sachen Priorität nicht unbedingt einen Platz während der Hochphase bekommen. Da kam die Länderspielpause wie gerufen, denn das 2021 eröffnete, neue Nationalstadion Luxembourgs steht seit jenem Jahr auf der Liste. Aber das einst nahe Nachbarland ist eben nun in etwas weitere Ferne gerückt und Spiele in der neuen Bude rar gesät, weshalb nun ganze zwei Jahre ins Land zogen, ehe der Leckerbissen gegen Liechtenstein in Angriff genommen wurde.

Allerdings nicht ohne unerwartete Ticketprobleme, denn der luxemburger Verband meldete in den Vorwochen überraschend ausverkauft. Geht’s noch? Früher vor keinen 3.000 Nasen im Josy Barthel gegen Bulgarien, Bosnien und sonst wen gekickt, jetzt aber voll gegen Liechtenstein? Des Rätsels Lösung waren Dauerkarten für die gesamte EM-Quali, die aufgrund des inbegriffenen Heimspiels gegen Portugal reisenden Absatz fanden. Somit mussten wir auf die Rückläufer aus Liechtenstein warten, von denen es aber zu Genüge geben sollte. Also für 20€ in den Block A des eigentlichen Gästeblocks gebucht und trotzdem zugeschaut, wie auch die restlichen Karten binnen wenigen Tagen vergriffen wurden. Es geht aber auch generell eine kleine Euphoriewelle durchs Großherzogtum, nicht zuletzt aufgrund der vermeintlich schaffbaren Gruppe und der Aussicht, Teil des vergrößerten EM-Teilnehmerfelds zu werden. Hätte auch was, so ein kleines, fussballverrücktes Land mal beim großen Turnier zu sehen.

Wir machten uns am Samstagvormittag mit dem Auto auf den Weg in Richtung Luxembourg, erfreuten uns an den lange nicht mehr gesehenen Landschaften des Hunsrück und stellten das Gefährt schließlich auf den kostenlosen P+R Süd. Von dort sind es nur ein paar Minuten zu Fuß zur Bude, wobei wir noch einen kleinen Schwenk durch die Shopping Mall Cloche d’Or einlegten und die Mägen mit einer ordentlichen Portion Pasta füllten. Weiter ging’s nun zum Stade, das wohl zeitnah auf die Eröffnung der kostenlosen Tram hoffen darf. Ein Großteil der Gleise liegt zumindest bereits. Bis es dazu kommt brennt beim Fußweg die Sonne auf den Schädel, während die stauverseuchte Autobahn überquert und das Stadion von Weitem erblickt werden konnte.

Von Außen sehr modern und ganz in Weiß gehalten, was sich, nach kurzer Kontrolle, auch im Innenraum fortsetzte. Der Wind pfiff angenehm durch die membranartige Außenhülle und machte die 30 Grad ansatzweise erträglich, während sich die Ränge des 9.386 Plätze fassenden Runds zusehends füllten. Schick die All-Seater Bestuhlung der durchgängigen 15 Reihen in Landesfarben, während die Flutlichter etwas an Regensburg erinnern. Modern und zweckdienlich kommt das Achteck daher, allerdings ist der Neubau insgesamt recht schön geworden. Man musste ja, nicht zuletzt aufgrund der ständig am Josy Barthel nörgelnden UEFA. Einzig der Fußweg zum nun an der Autobahn liegenden Stade ist lange nicht mehr so kultig wie der Anstieg der Route d’Arlon samt Anblick der Flutlichter.

Die Ticketpreise blieben unterdessen gleich und liegen zwischen 20 und 40€, wobei unser Eckblock für gewöhnlich den Gästen in Länderspielen sowie internationalen Spielen der luxemburger Vereine vorbehalten ist. Schicker Blickwinkel auf die verschiedenen Bereiche der Bude, die letztendlich ausverkauft vermeldete. Voll wurde es allerdings, fast schon wie erwartet, nicht ganz, allerdings sind auch gut 7.000 Schaulustige für solch einen Kick aller Ehren Wert. Dieses Sahneduell wollte sich auch ein ganzer Haufen anderer Hopper nicht entgehen lassen, was sich bei Betrachtung der ominösen App herausstellte. Über 250 Logs – heftig!

Auch der Mob um die M-Blick Fanatics 95 zeigte sich quantitativ mit gut 200 Leuten sehr stark aufgestellt. Deutlich mehr als ich in der alten Bude jemals sehen durfte. Neben der neuen „Letzebuerg“- sowie der Gruppenfahne brachten zwei weitere Schwenker Farbe in den Haufen, während eine Schalparade zur Hymne dicht gehalten wurde. Spätere Klatsch- und Hüpfeinlagen waren ebenso geschlossen, während das repetitive Liedgut mit ordentlicher Lautstärke stets auf der anderen Seite ankam. Der Effekt eines Neubaus mit Dach. Auch das restliche Publikum zeigte sich zumindest durch Klatschen ein ums andere Mal aktiv, während ein paar Wechselgesänge auch beantwortet wurden. Insgesamt weit ab von brachialer Lautstärke oder ähnlichem, allerdings unterm Strich der beste der erlebten Auftritte der luxemburger Ultras. Darauf lässt sich weiter aufbauen! Gäste waren unterdessen gut 50 anwesend, die man als solche ausmachen konnte. Mehr als ein paar Rufe gegen Ende des Spiels kamen dabei jedoch nicht rum.

Sportlich ging es am frühen, dritten Spieltag der EM-Quali zwischen dem Vorletzten und Letzten der 6er Gruppe um den jeweils ersten Dreier, wobei sich Luxembourg über die volle Distanz aktiver und qualitativ um mindestens eine Klasse besser zeigte. Wenn man mittlerweile mal schaut, bei welchen Vereinen die Auswahl des Großherzogtums ihre Schuhe hauptberuflich schürt, stellt die Nationaldivision lange keine Mehrheit mehr. Vor allem Deutschlands erste bis dritte Liga bildet eine gute Ausbildungsmöglichkeit, was die Jungs auch auf dem Rasen zeigten. Übersicht und Passspiel liefen sehr ordentlich, doch bis auf einen Abseitstreffer ging es torlos in die Pause. Somit musste es der zweite Durchgang richten, in dem die Hausherren schließlich nach einer Stunde trafen und den Sack durch das zweite Tor kurz vor Schluss zumachten. Verdiente drei Punkte somit fürs Großherzogtum, dem ich persönlich weiterhin die Daumen drücke. Ist immerhin mein fußballerisch meistbesuchtes Land mit entsprechend vielen Berührungspunkten.

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Wir machten uns nach Abpfiff auf den Rückweg zur Shopping-Mall, in der nun allerhand französischer Backwaren sowie feine Biere in die gerade noch tragfähige Tasche wanderten, ehe es mit dem Auto zum Tankstopp in Wasserbillig ging. Der Ersparnis wegen tourten wir noch eine kurze Runde durch die alte Heimat im Trierer Umland, ehe die schönen Landstraßen des Hunsrück bis ins Rhein-Main-Gebiet den Abschluss des entspannten Tages voller melancholischer Gedanken an die Studienzeit veredelten.