3. Liga: FC Ingolstadt – SV Elversberg

27.05.2023
38. Spieltag 3. Liga
FC Ingolstadt - SV Elversberg
Audi Sportpark
Endergebnis: 1:2 (0:1)
Zuschauer: 4.991 (ca. 300 Gäste)
Ticket: 14€
Fotoalbum

ELVERSBERG IST MEISTER DER DRITTEN LIGA! Eine Schlagzeile, die ich außerhalb von FIFA oder irgendwelchen tollkühnen Träumen niemals im Leben für möglich hielt. Doch es ist wahr – unser kleines Dorf, mein Herzensverein spielt im nächsten Jahr in der zweiten Bundesliga. Noch immer ein schwer begreifliches Gefühl, noch immer schwankt man in Trance von Gedanke zu Gedanke. Gerade ein Jahr ist es her, als es nach Steinbach, Gießen oder Bahlingen ging. Nächstes Jahr geht’s auf Schalke, nach Hamburg und nach Berlin. Wie unfassbar großartig ist das?

Da freute man sich vor einem Jahr alleine über die erst zweite Saison in der dritten Liga und auf große Namen wie Essen, Dresden und 1860 München, nur um exakt zwölf Monate später wieder freudetrunken einen Pokal in die Höhe zu strecken. Diese Mannschaft, das Trainerteam und die Einheit mit dem Anhang ist nicht von dieser Welt. Pipi in den Augen ist noch untertrieben, was da an Gefühlschaos gerade in mir und bestimmt jedem anderen, der es mit den schwarz-weißen Farben hält, abgeht. Und selbst wenn es wirklich nur ein kurzer Ausflug ins Unterhaus werden sollte, kann uns auch diesen niemand mehr abnehmen. Und es wird phänomenal werden! Für mindestens zwei weitere Jahre tourt die SVE durch ganz Deutschland und hält die saarländische Fahne in die Höhe. Einfach nur Wahnsinn von der im Vorfeld als sicheren Absteiger gehandelten SVE.

Da fällt es fast noch schwerer, das gestrige Spiel in Ingolstadt einigermaßen sachlich und objektiv abzuhandeln, aber das brauch es auch nicht. Denn die Vorfreude im gesamten Umfeld war schlichtweg greifbar, die großartige Saison final mit einem Titel zu belohnen. Über 300 Anhänger nahmen die weite Reise auf sich, begleitet von einem weiteren Bus des FC Reutern, dem Ausbildungsverein von Manu Feil. Wir machten uns dagegen mit dem Auto auf den Weg aus dem Frankfurter Umland und wunderten uns am Ingolstädter Sportpark stark über den nicht vorhanden Gästeparkplatz. Daher für fünf Taler auf den gemischten P1 gestellt und wenig später 14€ für den Steher des Gästeblocks gezahlt, ehe es hinein in die moderne Bude ging. Ein typisches Stadion nach Baukasten-Prinzip, zweckmäßig und sogar für die Bundesliga ausgerichtet. Auf den rot bestuhlten Rängen sowie den sich genau gegenüberliegenden Heim- und Gästekurven, die jedoch nicht die gesamten Hintertortribünen umfassen, finden exakt 15.729 Zuschauer Platz. Wahrlich keine Schönheit, allerdings von 2009 bis 2010 in einem knappen Jahr für etwa 20 Millionen hochgezogen. Da werkeln andere Städte in Deutschland viel länger und für deutlich mehr Kohle an ihren Buden.

Eindruck für ein modernes Stadion somit ganz ordentlich, während das Verpflegungsangebot, fast schon typisch bayrisch, absolut nicht gut wegkam. Bei der Auswahl zwischen labbrigem Fleischkäse, einer uninspiriert dreinschauenden Roten sowie trockenen Brezen verging der Hunger schnell wieder. Ersterer wurde schließlich verköstigt und schlug in die gleiche Kerbe wie das Produkt von der Grünwalder Straße. Kategorie geht so, gerne nicht wieder. Die Heimtribüne werkelte derweil am Aufbau der schicken Zaunbeflaggung, die durch die großen Fahne der Südtribüne Ingolstadt sowie der beiden Blockfahnen an den Rändern ein schickes Bild abgaben. Die Gruppenfahnen der Supporters Ingolstadt und Konsorten waren dagegen recht klein gehalten und als Überhänger über die, in Gedenken an das 2018 verstorbene Gruppenmitglied, „Mofo für immer bei uns“-Fahne befestigt.

Zu Spielbeginn machte der sehr kompakt zwischen zwei Aufgängen positionierte Haufen mit einer Schalparade und einige Schwenkfahnen einen soliden Eindruck, der auch über das gesamte Spiel hinweg anhielt. Bewegung und Einsatz waren stets erkennbar, auch wenn die Gesänge nur selten bis nie auf der Gegenseite ankamen. Recht verwunderlich für einen jüngst so erfolgreichen Verein, dass der Haufen so isoliert in der Kurve steht und nur in Ausnahmefällen die restlichen Zuschauer mitziehen kann. Gerade durch das Dach hätte ich da deutlich mehr erwartet, allerdings dürfte die Saison auch nicht unbedingt für Wohlwollen bei den Schanzern gesorgt haben.

Im Gästeblock war dagegen ab Minute eins Partystimmung angesagt. Ein paar Schwenkfahnen waren am Start, auch da Doppelhalter aus Gründen, die sich niemandem erschließen dürften, im Vorfeld verboten wurden. Dazu das dichte Einklatschen zu Beginn und eine tolle Mischung aus altbekannten und neuen Liedern machten den Auftritt verhältnismäßig gut. Die Beteiligung gerade im mittleren Teil des Spiels hätte gerne höher ausfallen können und irgendwie ging die Saison auch so schnell vorbei, dass für das Umtexten mancher Lieder zu Aufstieg und Meisterschaft keine Zeit blieb, aber hej – vor einem Jahr mit 50 Mann in Gießen, immer vor Augen halten!

Die Grundlage für die Feier lieferte sowieso erstmal die Mannschaft, die durch ein Traumtor von Rochelt den perfekten Start hinlegte, dann aber zu viel Tempo rausnahm. So kam Ingolstadt besser ins Spiel und knapp nach Wiederanpfiff zum verdienten Ausgleich, ehe Nick Woltemade nur Minuten später den alten Abstand wiederherstellte. Wichtig, denn der Druck aus Freiburg blieb vorhanden. Doch nun stand Elversberg hinten dicht und ließ keine wirklichen Möglichkeiten mehr zu. Der letzte Pfiff der diesjährigen Drittligasaison erklang vom Unparteiischen – und es war genau der Pfiff, der die SVE zum Meister machte! Nun brachen alle Dämme, alle lagen sich in den Armen oder jubelten Lautstark der eigenen Mannschaft entgegen. Gefühlschaos ohne Ende, vor allem beim Blick auf die anderen Resultate des Nachmittags. Heftig, was für eine Spannung dieser geliebte Sport bereit hält!

Es folgte die Auszeichnung für den zweimaligen Meistertrainer Horst Steffen als auch für den Spieler der Saison Nick Woltemade, ehe die Mannschaft den viel umjubelten Pokal in die Höhe strecken durfte. Es war geschafft, die SVE ist am größten Tag der Vereinsgeschichte angelangt! Einzig die anwesenden Ordner schafften es mit prolligem Gehabe die Feier etwas zu schmälern, hielt man doch aktiv die Spieler weg vom Zaun. Dann auch noch wild gestikulierend im feinen Polo-Shirt den Gästeblock gegen sich aufzubringen ist wahrscheinlich auch das Größte, was diese Versager jemals in ihrem Leben erreichen werden. Auch die letzten verbliebenen dreißig Mann der Heimkurve witterten nun ihre Chance und pöbelten halbherzig gegen die Gäste, ehe sich das Stadion einzig mit den Gesängen des Elversberger Anhangs füllte. Der Himmel strahlte mit den Saarländern um die Wette, ehe sich Spieler als auch Anhang auf den Rückweg ins Saarland machten.

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Wir nutzten den anschließenden Nachmittag für einen kurzen Abstecher in die Stadt, wo im kleinen Kreis in einem schön gelegenen Biergarten an der Schutter auf Aufstieg und Meisterschaft angestoßen wurde. Denn wann würde man schon sonst nach Ingolstadt kommen? Die folgende Altstadtrunde hätte man sich aber auch sparen können, denn bis auf ein, zwei Sträßchen mit ein paar Bars hat die Donaustadt nicht viel zu bieten. Im Vergleich zu anderen besuchten Städten der Region wie Regensburg oder Amberg überraschend charmlos. Immerhin das Volksfest im Norden brachte etwas Stimmung und Farbe in die Straßen und wurde somit am Abend kurz angesteuert. Stichwort Farbe, denn da fällt auf, dass der Sticker-Krieg in den Straßen von den Blau-Weißen vom Eishockey-Club ERC Ingolstadt dominiert wird. Nach einer letzte Runde ging’s schließlich zurück zum Parkplatz und wenig später mit dem Meistertitel im Gepäck gen Heimat.