Eerste Klasse A: Oud-Heverlee Leuven – KV Mechelen

08.04.2023
32. Spieltag Eerste Klasse A
Oud-Heverlee Leuven - KV Mechelen
Stadion Den Dreef
Endergebnis: 4:1 (2:0)
Zuschauer: 6.287 (ca. 500 Gäste)
Ticket: 25€
Fotoalbum

Nach Bekanntgabe der April-Ansetzungen der dritten Liga rollte man erstmal mit den Augen. Heimspiel am Ostermontag, dann auch noch um 19.00 Uhr. Wer denkt sich sowas aus? Immerhin bedeutete dies ein ungeplantes, freies Wochenende, oder kurz gesagt: Die erste, längere Tour des Jahres! Da der April ohnehin schon bis an die Schmerzgrenze vollgepackt werden sollte, entschieden wir uns allerdings gegen eine weite Anreise und wählten mit Belgien das Land der Fritten und des guten Bieres. Kann man wenig mit falsch machen und die erste Liga ist auch schon halb voll, entsprechend wanderten Tickets für zwei Partien samt zwei Übernachtungen in Antwerpen auf die Ausgabenliste.

Mit ordentlich Vorfreude im Gepäck ging es schließlich am frühen Samstagmorgen in Richtung der ersten Etappe des Wochenendes: Das Städtchen Leuven in Flandern, nur wenige Kilometer östlich von Brüssel gelegen. Geparkt wurde im Parkhaus Philipssite, das für einen Tagespreis von sieben Talern dem Gefährt einen sicheren Stellplatz gewährte, ehe es per Pedes in wenigen Minuten in Richtung Altstadt ging. Selbige hatte so einiges zu bieten und zählt zu den schönsten Beispielen flämischer Baukunst, wie es uns das Internet verriet. Angefangen bei der Universitätsbibliothek, über das Rathaus und der Sint Peterskirche bis hin zum alten Markt erstrecken sich die beeindruckenden Bauten durch die gesamte Innenstadt, die wiederum durch unzählige Bars und Restaurants mit Leben gefüllt wurde. Da könnte man es echt aushalten und sich auch locker einen Tag lang durch die verschiedenen Etablissements der wohlschmeckenden Biere probieren.

Unseren Anlaufpunkt für den Mittag fanden wir im Bavet, einer Art Spaghetti-Bar mit großem Biersortiment. Das Essen schmeckte, auch wenn die mittlere Portion auf unseren beiden Tellern nicht geschafft wurde. Der extra Käse, der die schon volle Schüssel voluminös überdeckte, hätte da trotz der Attraktivität auf der Karte nicht sein müssen. Aber wer sagt da schon nein? Gesättigt und mit einer belgischen Waffel bewaffnet führte uns unser Verdauungsspaziergang durch den Großen Beginenhof, seines Zeichens UNESCO-Weltkulturerbe als eines der ältesten vollständig erhaltenen Wohndörfer der Beginen (eine alte, christliche Laiengemeinschaft, die nahe am Armuts- und Bußideal im Sinne Jesu lebten und vor allem karitative Arbeiten ausführten), ehe wir schließlich am Stadioneingang des mittäglichen Kicks eintrafen.

Dachten wir zumindest, denn das Stadion Den Dreef verfügt über lediglich einen Heimeingang am anderen Ende der Anlage. Also nochmal eine Runde drumherum, ehe wir die vorher gekauften Karten in den Scanner hielten. Schon von Außen fühlte man sich direkt ans Darmstädter Böllenfalltor erinnert, denn im Zuge des schnellen Aufstiegs des Clubs wurden auch hier Stahlrohrtribünen auf die noch immer vorhandenen Kurven hinter den Toren gepflanzt. Die beiden Seiten sind dagegen doppelstöckig ausgebaut, wodurch der All-Seater 10.020 Zuschauern Platz bietet. Wirkt etwas größer, aber die Sitze ziehen bekanntlich einiges an Kapazität wieder ab. Den Ausbau verdankt man selbstredend dem sportlichen Erfolg der letzten Jahre, denn bis 2000 war der Verein lediglich in den unteren Ligen vorzufinden. Mit der Meisterschaft in der vierten Liga und dem damit verbunden Aufstieg setzte ein wahrer Erfolgszug ein, ebenso begünstigt durch die Auflösung der beiden Stadtrivalen Stade Löwen und Koninklijke Daring Club Löwen.

Somit konnte sich OHL, benannt nach dem südlichen Vorort Oud-Heverlee, als einziger Stadtverein positionieren und 2005 zum ersten Mal in die zweite Liga vorstoßen, ehe 2011 der erstmalige Sprung ins Oberhaus gelang. Seitdem spielen die Weiß-Schwarz-Grün-Roten Fahrstuhl zwischen erster und zweiter Liga, können seit Mai 2017 allerdings aus ungeahnten finanziellen Mitteln schöpfen. Seit dem Einstieg der King Power-Gruppe, die maßgeblich am Erfolg von Leicester City beteiligt ist, weht die Fahne Thailands über dem Stadion und Freundschaftsschals mit den Engländern liegen im Fanshop aus. Somit dürfte die Reise auch weiterhin in der ersten Liga fortgesetzt werden.

Unsere Plätze fanden wir derweilen in Vak 322 auf dem Oberrang der Tribüne 3, welche uns einen guten Blick auf Heim- und Gästekurve boten. Dank der steilen Bauweise war man auch vom Spielfeld nicht wirklich weit entfernt, wobei einzig die dicken Streben des Geländers die Sicht aus Reihe eins erheblich störten. Scheint aber wichtig, so wie die Anwesenden neben uns tankten. Richtig voll wurde es, ganz nach dem großen Vorbild aus England, aber sowieso erst kurz vor Anpfiff. Über 6.000 Schaulustige zierten die Ränge, wovon sich ein Großteil auf der Hintertortribüne der Heimseite niederließ.

Zaunfahnen machte man rund ums Capo-Podest zwar keine aus, allerdings waren sowohl zwei Marsch-Trommeln als auch ein Megaphon samt dreier Schwenkfahnen am Werk. Optisch etwas wenig, allerdings kam der einheitliche, weiße Kleidungsstil gut rüber. Die etwa 50 Leute des Mobs waren in der Folge durchgängig aktiv, wirklich viel kam daraus aber auch nicht zu Stande. Erst mit positivem Spielverlauf stiegen bis zu zwei Blöcke in Klatsch- und Hüpfeinlagen mit ein, die aber auch meist nach einer Runde verstummten. Das später auch noch mehrere Laolas angestimmt wurden, bestätigte mein Bild einer Kurve voller Normalos.

Im Gästeblock war dagegen deutlich mehr geboten, alleine angefangen bei den Fahnen an der vorderen Balustrade. Gut zwei Drittel der Plätze wurden belegt, während die aktive Szene der Gäste direkt hinter dem Tor Stellung bezog und optisch mit einigen Schwenkfahnen und Doppelhaltern aufwartete. So richtig Farbe in die Bude wurde mit Einlaufen der Mannschaften gebracht, als eine gute Menge gelber und roter Rauch sowie einige Blinker den gesamten Block einhüllten. Schicke Aktion, die vom starken Wind recht fix davon geweht wurde. Akustisch lieferten die Jungs aus Mechelen einen typischen Mix aus deutschem und englischem Liedgut, wie z.B. Culture Club’s Karma Chameleon, das beständig von einer ganzen Menge des Anhangs, auch nach dem hohen Rückstand, getragen wurde. Ein ums andere Mal wurde es auch richtig Laut, teils wirkte der Support aber auch mit angezogener Handbremse vorgetragen. In Anbetracht der bescheidenen Leistung in der Saison als auch im Spiel ziehe ich trotzdem meinen Hut vor neunzig Minuten Dauersupport!

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Denn sportlich zog der KVM gegen OHL, trotz optischer Chancenüberlegenheit, keinen Stich. Dem sehr frühen 1:0 folgte die Erhöhung vor der Pause, während alleine drei Pfostentreffer im ersten Durchgang den sportlichen Unterhaltungswert für den neutralen Zuschauer unterstrichen. Doch Mechelen blieb weiter unglücklich, sodass im zweiten Durchgang „Sweet Caroline“ zwei weitere Male erklang. Der Anschluss kurz vor Schluss war nur noch Formsache und sollte die Party auf der Heimseite nicht mehr schmälern. Unterhaltsame neunzig Minuten gingen nun zu Ende, an die sich noch ein fixer Besuch des Fanshops anschloss, ehe es zu Fuß zurück zum Auto ging. Unkompliziert selbiges ausgelöst, fanden wir uns wenig später auf der Autobahn gen Norden wieder.