14.03.2023
27. Spieltag 3. Liga
TSV 1860 München - SV Elversberg
Stadion an der Grünwalder Straße
Endergebnis: 1:1 (1:1)
Zuschauer: 15.000 (250 Gäste)
Ticket: 17,50€
Fotoalbum
Während man sich über die generellen Ansetzungen der Heim- und Auswärtsspiele der SVE nicht wirklich beklagen kann, meinte es der Verband mit den englischen Wochen weniger gut mit den Saarländern. Drei Mal musste man in der Liga unter der Woche ran – drei Mal dabei auf fremdem Platz. Und die Destinationen Oldenburg, Bayreuth und München liegen auch nicht wirklich um die Ecke. Vor allem das Spiel bei den 60ern schmerzte schon, denn am Wochenende wäre das sicherlich eine Knallertour mit etlichen Anhängern geworden. Doch auch so staunte man nicht schlecht, als kurz vor Beendigung des Vorverkaufs über 200 Tickets für den Gästeblock über den Tresen wanderten. Dienstagabends bei der Distanz ein utopischer Wert!
Natürlich verbanden viele damit einen längeren Aufenthalt in der bayrischen Landeshauptstadt, weshalb sich lediglich ein Bus am Spieltag auf den Weg machte. Und auch wir entschieden uns gegen eine Übernachtung und versuchten, den Trip mit zwei halben Urlaubstagen zu stemmen. Entsprechend Mittags um 12 den Laptop zugeklappt und per Auto gut fünf Stunden durch lange LKW-Kolonnen gen Süden gedüst, ehe das Gefährt am günstigen P+R Studentenstadt einen Parkplatz fand. Mit 1,50€ pro Tag absolut keinen Raum für Beschwerden, vor allem im Vergleich zum jüngsten Aufenthalt in Luzern. Mit der U-Bahn ging es folglich übers Sendlinger Tor bis zum Wettersteinplatz nach Giesing. Keine zwei Minuten Fußweg später machten wir bereits die hell leuchtenden Flutlichter der Giesinger Höhe aus, auch bekannt als Stadion an der Grünwalder Straße.
Tatsächlich mein erster Besuch an dieser Stelle, wobei meine Münchner Landkarte generell mit vielen Lücken glänzt. Trotz unzähliger Aufenthalte verband ich die Stadt nie so wirklich mit Fussball, wie es bspw. in Berlin der Fall ist. Außerdem kann ich ehrlich gesagt auch mit den beiden großen Vereinen hier sympathiemäßig wenig anfangen. Somit stehen bis dato lediglich zwei Besuche in Haching zu Buche, während Olympiastadion und das Planschbecken an der Autobahn dank des damals abgesagten Relegationsrückspiels auch heute noch auf meinen Besuch warten müssen. Zumindest die Grünwalder Straße, ehrlich gesagt auch eines der schönsten Stadien der Gegend, konnte nun endlich begutachtet werden. Allerdings nicht aus dem gewohnten Gästeblock, sondern aus Block Q an der Seite, der für den Andrang aus dem Saarland sogar noch optimaler ausreichte und einen schön kompakten Block formte.
Nachdem die sauteuren Tickets für 17,50€ entwertet und eine ganz ordentliche Leberkäsesemmel (im Saarland noch immer Fleischkäse) verdrückt wurde, erblickte man mit Genugtuung die ersten Sonnenstrahlen des stark verregneten Tages. Diese hüllten die wunderschönen Traversen der Westkurve und der Stehhalle in ein warmes Licht und formten mit pinken Wolken einen wahrlich malerischen Hintergrund. Schön, diese Bude in ihrem größtenteils ursprünglichen Zustand noch vor den geplanten Umbauarbeiten in X Jahren begutachten zu dürfen. Mittlerweile ja leider eine echte Seltenheit, so ein Stadion inmitten der Stadt sowie eine offene Kurve, die vielmehr an südliche Gefilden wie Bergamo erinnert als an den üblichen, deutschen Einheitsbrei irgendwo außerhalb der Stadt.
Somit auch ein tolles Bild, als der aktive Haufen mit starker Zaunbeflaggung vorne als auch hinter dem Mob sein Tifo in die Höhe streckte und die ersten Gesänge durch die ausverkaufte Bude schallten. Klar kam dabei das Fehlen des Daches rüber, doch auch so konnte die Kurve ein ums andere Mal das sonst erschreckend passive Publikum zum Mitsingen animieren. Aber alleine der Blick auf eine solche Kurve ist im deutschen Profifußball leider zur absoluten Rarität verkommen.
Auch im Gästeblock war während der neunzig Minuten ordentlich Bewegung angesagt, wobei man mit etwas zu vielen Stadttouristen zu kämpfen hatte. Dennoch blieben die Fahnen verhältnismäßig lange oben und auch das abwechslungsreiche Liedgut wurde beständig von einem guten Viertel des Anhangs getragen. Mehr geht immer, aber wie gesagt – vor zwei Jahren wäre man froh gewesen, mit 200 Leuten samstags nach Pirmasens zu fahren. Ein Lob abschließend noch an die Organisation im Gästeblock, die mit zwei Verkaufsständen und sauberen, warmen(!) Toilettenanlagen eine willkommene Abwechslung zu den sonst vorzufindenden Gegebenheiten stellte.
Auf dem Rasen startete die SVE wie gewohnt bärenstark, erspielte sich unzählige Chancen und kam schließlich nach knapp 20 Minuten durch Antonitsch in Führung, der damit seinen ersten Treffer für die SVE erzielte. Doch wiedermal hielt die Euphorie nicht lange und 60 glich sehenswert nach einer Ecke aus. Die Löwen wurden in der Folge immer stärker, sodass die Pause zum genau richtigen Zeitpunkt kam. Doch der Start der zweiten Hälfte wurde leider durch einen Rettungseinsatz im Herzen der Westkurve überschattet, was diese sowie den Gästeblock zunächst zum schweigen brachte. Nur die Normalos in der Stehhalle sowie auf der Ost witterten nun ihre große Stunde und zollten der Situation keinerlei Respekt. Zum Glück konnte wenig später Entwarnung gegeben werden und der Support beider Seiten flammte schnell wieder auf.
Auf dem Feld kam Elversberg besser aus der Kabine, offensiv aber wiedermal nicht zum Torerfolg. Viel Ballbesitz um den gegnerischen Strafraum, aber keine zwingenden Abschlüsse. Chancen erspielte man sich zwar zu genüge, und da waren einige Hochkaräter dabei, doch wollte man viel eher die Kugel in den Kasten tragen. Entsprechend viele Ballverluste, die in gefährliche Konter mündeten. Dass der Distanzschuss der Münchner ans Lattenkreuz irgendwie reingeht, wäre da fast die logische Konsequenz gewesen. Die Mannschaft kämpfte zwar über die volle Distanz, doch am Ende stand eine erneute Punkteteilung auf der manuellen Anzeigetafel.
Etwas frustrierend bei Betrachtung des Spiels, doch irgendwie geht das Ergebnis auch in Ordnung. Einen Punkt an der Grünwalder Straße mitzunehmen hätte ich vor der Saison locker unterschrieben. Klar, dass sich jetzt die Ansprüche etwas geändert haben, doch noch hat man alles in der eigenen Hand. Elf weitere Spiele stehen noch an und somit genug Möglichkeiten, weitere Punkte einzufahren!
Mit dieser Erkenntnis ging es relativ fix wieder zur U-Bahn, die uns nach kurzem Umstieg zurück zum Auto brachte. Zeit wollte man keine verlieren, denn die Rückfahrt sollte ihre gut vier Stunden in Anspruch nehmen. Klappte zum Glück alles ohne Verzögerungen, sodass die Stecke in einem Rutsch runter geschrubbt wurde und um halb drei der lange Tag beendet werden konnte. Auswärtsfahrten sind zwar schön, so aber auch recht anstrengend…