3. Liga: SV Waldhof Mannheim – SV Elversberg

06.03.2023
25. Spieltag 3. Liga
SV Waldhof Mannheim - SV Elversberg
Carl-Benz-Stadion
Endergebnis: 2:1 (0:1)
Zuschauer: 11.680 (550 Gäste)
Ticket: 11€
Fotoalbum

Zum Glück ist das Thema Montagsspiele im deutschen Profifußball bald wieder beendet, denn solche Ansetzungen nerven einfach tierisch. Das Wochenende ist vorbei, irgendwie soll man sich Montagmorgens im Mail-Wirrwarr wieder zurecht finden und sitzt gedanklich dann doch bereits hinterm Steuer auf der Autobahn. Glücklicherweise hieß das gezogene Los wenigstens Mannheim auswärts, was trotz Berufsverkehr ohne Gelben oder wertvolle Urlaubstage machbar war. Diese Ansicht teilte man auch im Saarland, denn die fünf vollen Busse und über 500 abgesetzten Tickets im Vorverkauf sprachen für sich. Dabei ist das Carl-Benz-Stadion sicherlich keine der Lieblingsstätten der SVE. Sieben Spiele verfolgte ich hier bereits, davon fünf mit Beteiligung der Schwarz-Weißen. Die Bilanz: Null Punkte, noch nicht mal ein Torschrei ging mir in sämtlichen Partien über die Lippen.

Schöne Vorzeichen also, trotzdem packte man erwartungsvoll am Nachmittag seinen Laptop in die Tasche und tourte die gute Stunde gen Süden nach Nordbaden. Von Stau oder sonstigen Verzögerungen blieben wir größtenteils verschont, sodass zeitig Parkplatz und schließlich Gästeblock erreicht wurden. 11 Taler wurden aufgerufen, warum auch immer sollte es aber keine Tageskasse geben. Unverständlich, aber wenigstens Papier-Eintrittskarten hielt man in Händen. Dank der frühen Ankunft konnte noch vom vollen Angebot am Verpflegungsstand Gebrauch gemacht werden, wobei wir uns (wie immer, wenn die Option besteht) für das Schweinesteak entschieden. Schön auf Kohle gegrillt, angenehm knusprig gebräunt, allerdings leider mit wechselhafter Qualität. Eins war saftig und sogar leicht pink, während das andere Stück gute fünf Minuten zu lange lag und somit in seine trockenen Fasern zerfiel. Insgesamt aber Daumen nach oben für Auswahl und Preis-Leistung!

Gesättigt und mit einem kühlen Blonden in der Hand beobachteten wir das frohe Treiben des sich langsam füllenden Stadions, während im Gästeblock mit der Ankunft der Busse viele bekannte Gesichter eintrafen. In früheren Jahren waren es vielleicht hundert Anhänger, die an guten Tagen den hiesigen Block bevölkerten, da war der Anblick am heutigen Abend doch schon ein ganz anderer. Fühlt sich einfach immer mehr nach richtigem Fussball an, statt Klassenfahrt mit dreißig Leuten in der Regionalliga. Anstehen am Bierstand, dichtes Gedränge im Block und ein ordentlich motivierter Haufen mit Bock auf Fahnen schwenken und mitsingen. Geil!

Den Anfang machte allerdings die gegenüberliegende Otto-Siffling-Tribüne, die mit Doppelhalter-Choreo und schicker Schalparade im dicht gefüllten Block einen starken Eindruck machte. Dann natürlich das absolute Highlight: Aus dem Mittelbereich wurden über die gesamte Länge Leuchtspuren in den Himmel geschossen, die mit einer großen Anzahl weißer Blinker im gesamten Block unterlegt wurden. Heftig geiler Anblick! Und auch lautstärketechnisch lieferten die Mannheimer, die an diesem Abend Unterstützung aus Frankfurt und Worms erhielten, ordentlich ab. Die klassischen Gesänge wurden meist von der kompletten Hintertortribüne getragen, während im späteren Verlauf auch die beiden Seiten mit einstiegen. Schepperte in weiten Teilen ganz schön über den Rasen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde mittels einiger Spruchbänder unter dem Motto „Fussball den Fans, nicht den Bonzen!“ Bezug auf die Stadionpläne des Waldhof-Bosses Bernd Beetz genommen, der sich für einen Neubau ausspricht, hierbei allerdings eine Lösung präsentierte, die weiter von der Realität des Mannheimer Anhangs nicht entfernt sein könnte. So umfasst der Vorschlag lediglich 15.000 Plätze, wovon mindestens 2.000 + Logen auf Business-Kunden abfallen würden. Zum Vergleich: Das Carl-Benz-Stadion fasst gut 25.000 Zuschauer. Zieht man dann noch den Gästeblock ab, blieben den Blau-Schwarzen lediglich 11.000 Plätze – bei einem derzeitigen Schnitt von gut 10.000 in der dritten Liga. Mehr als berechtigte Kritik und klare Stellung im Neu-/Umbau-Poker zwischen Stadt und Verein.

Im Gästeblock versammelte sich ein wirklich starker Haufen im unteren Bereich und zeigte durch einige große Schwenker über die volle Distanz optische Präsenz. Auch akustisch kam einiges rüber, auch wenn ich mir persönlich ein wenig mehr vom Haufen erhofft hätte. Aber im weitläufigen Block verteilt sich dann doch ein Großteil der Anhänger an den Wellenbrechern im hinteren Bereich. Klar, man kann nie alle mitnehmen, aber Wiesbaden mit ungefähr der gleichen Anzahl war da schon eindrucksvoller. Trotzdem zeigte sich der Mob sehr aktiv und haute vor allem im zweiten Durchgang sizilianische Klänge durch einen neuen Chant, entlehnt von der Curva Sud Catanias, einen neuen Gassenhauer raus. Da ging die Meute schon ordentlich drauf ab, was jetzt schon Vorfreude auf sommerliche Kicks bereitete.

Jubeln konnten die Gäste ebenso als erste, denn nach starker Drangphase zu Beginn lag die Kugel nach 12 Minuten im Mannheimer Kasten. Blitzstart, wenn auch Eigentor. Bis zur 30. Minute hielt die SVE den Offensivdrang aufrecht, dann kippte die Partie Stück für Stück in Richtung der Waldhöfer. Pressing teilweise ab dem 16er bei Abstoß waren irgendwann zu viel für die stabile Elversberger Abwehr, die sich schließlich in der 71. den Ausgleich fing. Nun war Mannheim natürlich oben auf, nutzte einen eklatanten Fehlpass direkt nach dem Wiederanstoß und netzte keine Minute später zur Führung. Spiel gedreht, und das absolut verdient. Elversberg lief zwar weiterhin an, doch der SVW schien näher an der Entscheidung als die SVE am Ausgleich. Knapp wurde es zwar noch in der 92., doch der Schuss von Bobzien ging knapp am Pfosten vorbei.

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Der nächste Pfiff besiegelte die vierte Saisonniederlage der Saarländer, die so auch absolut klar ging. Man war unterm Strich schlichtweg nicht das bessere Team und verlor bei wirklich heimstarken Hausherren. Muss auch mal passieren, zumal die Mannschaft definitiv zu einer Reaktion im Stande ist. Und es bringt den ein oder anderen hoffentlich auf den bitter benötigten Boden der Realität zurück, denn ein möglicher Aufstieg ist noch ein gutes Stück entfernt und sollte erst dann gefeiert werden, wenn er wirklich sicher ist. Nächste Woche geht’s nun zu Hause weiter gegen das Kellerteam aus Meppen. Auch das wird ein hartes Stück Arbeit, was mit der notwendigen Ernsthaftigkeit auf und neben dem Platz angegangen werden muss!