18.02.2023
23. Spieltag 3. Liga
FSV Zwickau - SV Elversberg
Stadion Zwickau
Endergebnis: 0:2 (0:0)
Zuschauer: 3.396 (50 Gäste)
Ticket: 15€
Fotoalbum
Mit Zwickau verbindet ein jeder Elversberger einer der bittersten Stunden der jüngeren Historie der Schwarz-Weißen. Am 29. Mai 2016 kam es zum Rückspiel gegen die Schwäne, das letztere trotz Überlegenheit der Gäste für sich entscheiden konnten und seitdem einen festen Bestandteil der dritten Liga stellen. Nun, sieben Jahre später, scheint sich das Blatt zu wenden. Elversberg packte den Aufstieg und demontiert Woche für Woche die halbe Liga, während Zwigge den Blick fest gen unten richtet. Bereits im Hinspiel setzte sich die SVE mit einem satten 5:0 durch – und steht derzeit fester den je an der Tabellenspitze.
Trotz der immer bestehenden Unsicherheit ob der richtigen Einstellung der eigenen Kicker bei Spielen gegen Kellerkinder war die Vorfreude auf das Auswärtsspiel immens, nicht zuletzt aufgrund des für uns neuen Stadions. Selbiges war für das damalige Relegationsspiel noch nicht fertiggestellt und das Sojus für den Andrang nicht ausgelegt, weshalb das Vogtlandstadion in Plauen als Austragungsort herhielt. Entsprechend gut gelaunt ging es am frühen Samstagmorgen von Frankfurt gen Osten, doch aus den eingeplanten dreieinhalb Stunden Fahrt wurde aufgrund einer Vollsperrung direkt vor uns leider nichts. Zum Glück hielt sich die Warterei in Grenzen, doch den Puls beim Blick auf die immer weiter steigende Ankunftszeit auf dem Navi brauchte ich so früh am Tag nicht wirklich.
Am Ende waren es etwas mehr als vier Stunden und weniger Pausen als geplant, ehe wir die holprigen Pisten auf dem Weg zum Stadion in Westsachsen erreichten. Drei Taler für den Parkplatz mussten entlohnt werden, ehe ganze 15(!) für ein Stehplatz aufgerufen wurden. Zum Glück waren die Preise bei der Verpflegung mit vier Euro für einen halben Liter der angebotenen Hopfengetränke (u.a. feines Landbier) vollkommen in Ordnung. Dazu gab’s wahlweise Wurst, Schnitzelbrötchen oder auch Fischbrötchen, wobei ich spontan bei letzterem zulangte. Nicht verkehrt!
Das Stadion an sich machte zwar einen modernen, aber gleichzeitig praktikablen Eindruck. Vier frei stehende Tribünen mit begrünten Ecken bieten etwas über 10.000 Zuschauern Platz und erfüllen sämtliche Bedingungen für die derzeitige Liga. Natürlich modular erweiterbar, falls es mal höher geht, für den vorhandenen Zuschauerzuspruch allerdings absolut ausreichend. Nur dem Wind der Eckersbacher Höhe war man leider schutzlos ausgesetzt. Mistwetter, ganz ehrlich. Dadurch hielt es wohl ebenfalls den ein oder anderen Zuschauer daheim, sodass am Ende knapp 3.400 Zuschauer die roten Ränge säumten.
Das Gleiche muss man sich leider auch auf Elversberger Seite ankreiden lassen. Klar blieben viele aufgrund von Fasching oder auch der generellen Distanz im Saarland, doch 50 Leute im Gästeblock spiegeln mitnichten die derzeitige, sportliche Situation wieder. Von diesen beteiligte sich zumindest die Hälfte am Support, der durchweg von einigen Schwenkern begleitet wurde. Positiv war immerhin, dass nach den bombastischen Blöcken in Wiesbaden und Saarbrücken an diesem Tag die Gruppen nochmal sich selbst feiern konnten, was sich auch in der Liedauswahl bemerkbar machte. Neben einigen Gesängen, die gerade daheim nicht die großen Massen ziehen, waren es vielleicht 5-6 Melodien, mit denen die neunzig Minuten durchgesungen wurden.
Mit dabei ein neuer Chant auf Tom Odells „Another Love“, der vor allem im zweiten Durchgang schön einschlug. „Auch wenn wir einmal im Regen stehn – wir lieben dich oh SVE – ob mit zehn oder mit tausend Mann – feuern wir dich immer wieder an – wir haben’s geschworen unser Leben lang – Schwarz und Weiß du ziehst uns in dein’ Bann – und irgendwann an einem sonnigen Tag – spielen wir dann international“. Melodisch, melancholisch, geil! Das bei solchen Dingern der ganze Block mitzieht bleibt utopisch bis unmöglich, aber vielleicht findet man auch deshalb an solchen Fahrten hin und wieder gefallen. Erinnert ein bisschen an früher, als man mit zehn bis zwanzig Leuten durch das Land jagte und überall sein Ding durchzog. Heute könnten es zwar ein paar mehr sein, aber die Mentalität bleibt die gleiche. Erwähnenswert war noch das plötzliche Auftauchen von Ex-Elversberger Mike Eglseder im Gästeblock, der derzeit für Lok die Schuhe schnürt. Ein paar Anekdoten über die Zeit von 2018 – 2020 begleiteten somit den Nachmittag in Westsachsen.
Die Gegenseite im E5 war selbstverständlich ebenfalls Bestandteil meiner Vorfreude auf den Trip. Ganz ehrlich: ich finde die Szene rund um das Red Kaos einfach klasse. Selten hört man in Deutschland solch eine kreative Kurve, die gleichzeitig den ganzen Block mitnehmen kann. Zwar hat man auch hier das Thema Ultra’ nicht erfunden, hebt es aber auf ein im Osten nahezu unbekanntes Level. Nach schicker Schalparade und einigen Schwenkern zu Beginn war es vor allem die Lautstärke der Gesänge, auf der der Fokus lag. Dazu wurden gar für Haupttribüne und Gegengerade zusätzliche Capos abgestellt, die den Anhang dort animierten und einen neuen Wechselgesang einstudierten. Machte gut was her, ebenso wie die markante Zaunfahne des RK. Ein Lappen, auf den selbst Christo stolz wäre. Sonst gab’s die aus Zwickau typischen Gesänge, die mir einfach gut abgingen.
Auf dem Rasen zeigte sich das fast schon erwartete Bild eines wacker kämpfenden FSV, der durch Konter zu einigen hochkarätigen Chancen kam. Die Elversberger Abwehr hielt jedoch stand, während vorne zwar Passspiel und Ballbesitz funktionierten, die Abschlüsse aber nur selten gefährlich wurden. Somit brauchte es frische Gedanken von der Bank, die in Form von Valdrin Mustafa schließlich einschlugen. Per Doppelpack schnürte er die drei Punkte für die SVE fest zusammen und ließ den eigenen Anhang weiter träumen.
Da nahezu die gesamte Konkurrenz patzte, ein umso wichtigeres Ergebnis. Somit hallten am Ende einzig die Elversberger Gesänge durch das sich schnell leerende Stadion, ehe die lange Rückfahrt gen Hessen anstand. Fest dabei die Gedanken an die restliche Rückrunde, an die Freude über das Erreichte, an die Zweifel den Vorsprung über die Ziellinie zu tragen… Doch die Träume blühen immer mehr und werden realer denn je. „Und irgendwann, an einem sonnigen Tag…“