08.11.2022
16. Spieltag 3. Liga
SpVgg Bayreuth - SV Elversberg
Hans-Walter-Wild-Stadion
Endergebnis: 0:1 (0:1)
Zuschauer: 3.864 (40 Gäste)
Fotoalbum
Drei Mal muss die SVE in dieser Drittligasaison in einer englischen Woche ran, drei Mal tritt sie auswärts an. Neben solch kurzen Fahrten wie Oldenburg oder München traf es auch die Partie bei Mitaufsteiger Bayreuth, die uns somit zwei halbe Urlaubstage kostete. Danke an den Verband für die einsichtige Planung! Zumindest geschichtsträchtig sollte die Partie werden, markierte die Partie doch das erste Flutlichtspiel für die Spielvereinigung Bayreuth zur Rückkehr in den Profifußball seit mehr als 32 Jahren. Entsprechend rechnete man mit einer guten Kulisse und startete um die Mittagszeit auf die gut dreistündige Fahrt, von Frankfurt aus immer dem Main entlang bis nach Oberfranken.
Im Parkhaus nahe der Spielstätte fand das Gefährt nach staufreier Anreise einen kostengünstigen Stellplatz, ehe wir uns per Pedes auf eine kleine Runde durch die Wagnerstadt begaben. Mit Einzug der Dunkelheit an einem kalten Dienstagabend war selbstredend nicht viel los in den engen Gassen, doch die gesehenen Ecken ließen uns positiv auf eine Rückkehr in der Zukunft blicken. Gerade die vielen kleinen Brauhäuser sind genau mein Ding! Zeit zum Verkosten hatten wir heut allerdings keine, hätte dank der geforderten Fahreignung am späten Abend sowieso nur für ein Gläschen gereicht. Somit ging’s endlich in Richtung der hellen Leuchtkegeln am Himmel, vorbei am Parkhaus und ebenso vorbei am geschlossenen Gästeblock. Unmöglich, sowas sollte in der dritten Liga einfach Standard sein, egal wie viele kommen! Entsprechend vom Ordner durch ein Tor und über ein Privatgrundstück geschickt worden, standen wir kurze Zeit später am Kassenhäuschen hinter der Haupttribüne und schoben 14€ pro Nase durch die Luke.
Dann durften wir in den kleinen Bereich neben der großen Tribüne, der heute als Gästesektor ausgewiesen wurde. Die Verpflegungsstätte wurde hingegen von beiden Fanlagern frequentiert und war entsprechend gut besucht, weshalb wir den für die Halbzeitpause geplanten Besuch vorverlegten. War in Anbetracht der trägen Arbeitsweise des Grillmeisters, der sich um jedes paar Würstchen wie um ein zartes Pflänzchen kümmerte, auch die bessere Idee. Die Wurst war fränkischer Standard, also gut salzig und nicht wirklich mein Fall. Kam allerdings im Paar ins knusprige Brötchen und war somit in Sachen Portionsgröße angemessen. Gefallen hatte man dagegen am saftigen Fischbrötchen, was schon eher mundete. War das preislich noch angemessen, empfand man den aufgerufene Einheitspreis von 3,50 für die dünn belegten Käsebrötchen schon etwas happig. Am Stand gegenüber gab’s für den gleichen Preis einen halben Liter frisch gezapftes Helles, was man sich im „gleißenden“ Flutlicht genüsslich zu Gemüte führte.
So zumindest die Werbebotschaft des Vereins, der zum ersten Flutlichtspiel im Hans-Walter-Wild-Stadion Sonnenbrillen verteilte und nicht müde wurde, über eben jene strahlenden, neuen Masten zu berichten. Aber auch das restliche Rund bot alles, was das Herz eines Stadionfanatikers so bewegt. Pure Zweitliga-Architektur aus den siebziger Jahren mit großer Haupttribüne und weiten Kurven. Bausubstanz entsprechend, wobei gerade im heutigen Gästeblock gar die Stahlstäbe aus den aufgebrochenen Betonstufen ragten. Der TÜV bekäme mit Sicherheit ‘nen Anfall. Vor einiger Zeit bekam der einstige 21.500er Bau eine überdachte Gegengerade spendiert, was die derzeit zugelassene Kapazität auf etwa 10.000 reduzierte. Wobei diese Zahl dann doch recht hybride ist, spielten die Bayreuther alleine diese Saison bereits vor 12.000 Schaulustigen gegen 1860 und vor 14.700 im Pokal gegen den HSV.
Die aktive Szene um das „Wagnerstadt Kollektiv“, „Collettivo Giallo Nero“ und „Szene 1921“ sammelt sich auf eben jener neuen Gegengerade und bezieht im dortigen mittleren Block hinter schöner Zaunbeflaggung Stellung. Optisch war der volle Block am heutigen Abend gut aufgelegt, insbesondere der pausenlose Fahneneinsatz sowie die dichte Schalparade machten einen guten Eindruck. Auch Akustisch hinterließ der Haufen einen besseren Eindruck als zunächst gedacht, da vor allem der aktive Mob stets gut mitzog, ab und an andere Bereiche mitnahm und seine Gesänge pausenlos gen Haupttribüne schmetterte. Aber in Sachen Kreativität dürfte Bayreuth eine der einfallslosesten Szenen sein, die ich bisher besuchte. Die Melodien waren schon absolute Standard, doch die Texte bestanden gefühlt einzig und allein aus drei Worten: „Oldschdod“, „Bayreuth“ und „SpVgg“ – ja, die sangen hier wirklich dieses Buchstabenungetüm von Vereinsnamen. Allerdings war es das auch mit Kritikpunkten auf meiner Liste, denn der restliche Auftritt konnte sich trotz Rückstand und Tabellensituation wie auch die gesamte Kulisse im Stadion sehen lassen!
Eher still war es dagegen im mit 40 Saarländern bestückten Gästeblock, die sich eher am sporadischen Support versuchten. Ab und an kamen einige Schlachtrufe gut rüber und der ein oder andere Gesang wurde länger gehalten, allerdings war unter den Gegebenheiten auf einen Dienstag auch einfach nicht mehr zu erwarten. Besser lief es da auf dem Rasen für Elversberg, auch wenn ich mir gerade von der Ausgangslage nicht die größten Hoffnungen machte. Schlechtester Sturm der Liga trifft auf den Besten, riecht also nach hohem Sieg für den Außenseiter. Doch die SVE ging durch Woltemade, der endlich sein erstes Profitor schoss, recht früh im Spiel in Führung und behielt die Oberhand. Koffi traf zum zweiten Tor, was aus mir nicht ersichtlichen Gründen jedoch nicht zählte.
Sonst war die Formel das Abends simpel: Elversberg lief an und hatte seine Chance, dann bekam Bayreuth den Ball und blieb irgendwo im Halbfeld hängen. Zweiter Durchgang gleiches Spiel, auch wenn die Schwarz-Gelben den Druck um einiges erhöhten und mehr nach Vorne warfen. Wirklich gefährlich sollte es nie werden, die torgefährlichen Abschlüsse lagen allesamt auf Seiten der Gäste. Dennoch zitterte man dem Ende entgegen und war mit Schlusspfiff mehr als erleichtert über die erkämpften drei Punkte.
Somit schnürte diese Mannschaft, die sich vom Gästeblock feiern ließ, die wunderschöne Schleife „auswärts ungeschlagen“ um das Jahr 2022. Einfach unfassbar! Lange hielt es uns bei fortgeschrittener Stunde aber nicht mehr im Stadion, sodass kurze Zeit später aufgesattelt wurde. Knappe drei Stunden unspektakuläre Autobahnkilometer später erreichten wir wieder die andere Seite des Mains und beendeten die Auswärtsfahrt kurz nach Mitternacht in der Kiste. Vorfreude auf den nahenden Arbeitstag eher semi, aber so ist Fussball…