29.10.2022
14. Spieltag 3. Liga
FC Erzgebirge Aue - SV Elversberg
Erzgebirgsstadion
Endergebnis: 1:1 (0:0)
Zuschauer: 6.733 (50 Gäste)
Fotoalbum
Schaut man sich die eigene Historie besuchter Ost-Vereine an, sticht insbesondere der FC Erzgebirge, oder auch die BSG Wismut Aue, besonders hervor. Mit vier besuchten Partien prangen die Veilchen auf dem ersten Platz aller für uns fernen Ostvereine. In Aue selbst schlugen wir jedoch noch nicht auf, was nun mit dem allerersten Aufeinandertreffen des FCE mit Elversberg nachgeholt werden sollte. Aufgrund der Entfernung gleich ein Wochenende im nahen Tschechien geschnürt und ab ging die Fahrt über leere Autobahnen am frühen Samstagmorgen. Etwas früher als erwartet erreichten wir den direkt vor den Eingangstoren gelegenen Gästeparkplatz, Premium-Stellplatz in der ersten Reihe inklusive. Hat eben auch einige Vorteile, die SVE auswärts zu begleiten. Für happige 15€ wurden die Tickets für den Stehblock gelöst und jener zeitnah betreten.
Viel los war gut neunzig Minuten vor Anpfiff natürlich noch nicht, doch immerhin der Verpflegungsstand konnte so ausgiebig getestet werden. Besonders mundete dabei der Nudeltopf mit Wurstgulasch, der hier absolute Berühmtheit erfährt. Für fünf Euro eine ganze Mahlzeit, die gut und gerne bis spät abends vorhielt. Daumen nach oben, auch für den feinen Geschmack! Das angebotene Wernesgrüner sorgte dagegen nicht unbedingt für Begeisterung, kalt war es zudem auch nicht. Somit etwas in der Sonne gebadet und im netten, neuen Stadion umgeschaut, was den für uns leider nur aus TV-Bildern bekannten Altbau ersetzte. Eröffnet im Sommer 2018 nach drei Jahren Bauzeit, Kosten von 19,8 Mio. Euro und Platz für 16.485 Zuschauer (Funfact: Nahezu alle Einwohner von Aue-Bad Schlema finden hier einen Platz), so die Zahlen aus dem Netz. Insbesondere Geschwindigkeit und Kosten im Verhältnis zum Endergebnis sind Faktoren, die man bei Possen wie in Saarbrücken eigentlich nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt. Warum klappt es nicht anderswo genauso?
Wirklich viel Charme hat die Bude zwar nicht, erfüllt mit hohem Stehplatzanteil im Heim- und Gästeblock sowie farblich passenden Sitzen (und schön bemalten Wänden) an den beiden Seiten ihren Zweck. Ungewöhnlich allerdings die sich mittig hinter den Toren befindlichen Mundlöchern, die gerade die Heimkurve in zwei Bereiche teilt. So auch noch nicht gesehen. Das stellt natürlich auch die heimische Szene vor die Herausforderung der Standortwahl, wobei man hier den Weg des geschlossenen Auftritts auf einer Seite der Tribüne wählte. Somit insbesondere auf der vom Gästeblock aus gesehenen rechten Seite ein schönes Zaunfahnenbild der aktiven Gruppen sowie das einzige Zentrum der koordinierten Stimmung.
Zahlenmäßig war der Haufen gut aufgestellt, auch wenn deutliche Lücken auf den restlichen Rängen erkennbar waren. Liegt allerdings mitunter auch an der sportlichen Situation des dreimaligen DDR-Meisters, der derzeit am unteren Tabellenende der Regionalliga entgegen taumelt. Dennoch sehr ordentlicher Support, der von großen Teilen der Tribüne getragen wurde. Insbesondere die eigenen Lieder des Schachts wussten zu gefallen und erinnerten an die erlebten top Auftritte in Dresden und Magdeburg. Viele Schlachtrufe und extrem viele Gesänge, bei denen die Meute zunächst in die Hocke ging, nur um wenige Momente später zu explodieren. Auch beim nunmehr fünften Besuch hinterließ die Anhängerschaft der Veilchen einen guten Eindruck bei uns.
Im Gästeblock fanden sich mehr oder weniger die üblichen Gesichter der Busladung ein, garniert von einigen Wochenendtouristen. Exakt 50 Anhänger der SVE machten sich im entsprechend überdimensionierten Block breit, gaben hinter den Zaunfahnen allerdings einen recht kompakten Haufen. Der sporadische Support war geprägt von einigen guten Momenten, wusste aber nicht über die volle Distanz zu gefallen. Dafür herrschte viel zu oft einfach Stille im Block. Dennoch Respekt an jeden der Fahrer für die lange Strecke!
Auf dem Rasen traf die auf dem Papier an der Tabellenspitze stehende SVE zwar lediglich auf den Vorletzten, doch Aue dominierte die Partie ab Minute eins. Hoher Offensivdrang und ein zugestelltes Mittelfeld waren wirksame Instrumente, um Elversberg absolut aus dem Konzept zu bringen. Da kamen selbst im Aufbauspiel nur zwei von drei Pässe überhaupt an ihr Ziel. Nur dank Schlussmann Kristof stand zum Pausentee die Doppel-Null auf der Anzeigetafel. Im zweiten Durchgang ging zwar etwas mehr bei der SVE, dennoch kam das 0:1 durch Schnellbacher nach der ersten Ecke der Saarländer absolut überraschend. Viel Zeit zum Jubeln blieb dabei aber auch wieder nicht, denn Aue stocherte die Kugel zwei Minuten später nach wirklich desolatem Abwehrverhalten zum Ausgleich über die Linie. Verdient für wirklich besser spielende Hausherren, die zudem mit Männel im Tor die wenigen Offensivbemühungen der Saarländer glänzend entschärfte. Somit blieb es am Ende beim Unentschieden, das eher als Punktgewinn statt Punktverlust für Elversberg angesehen werden muss. Aue zudem mit einer anständigen Leistung, die trotz des Abrutschens ans Ende der Tabelle keinen Eindruck eines Absteigers erweckt.
Im Gästeblock war man mit der dargebotenen Leistung und vor allem dem fehlenden Willen auf zweite Bälle zu gehen nicht wirklich zufrieden, doch den Punkt nahm man auch mitsamt der Mannschaft gerne mit. Ein weiterer Schritt in Richtung Klassenerhalt, der rechnerisch nur noch 13 Punkte entfernt ist. Und die Träumer aus der Heimat merkten bereits an, dass mit Wehen, Ingolstadt und 1860 alle drei Verfolger ihre Partien verloren haben und man sich somit gar einen Punkt absetzen konnte. Sachen gibt’s…
Wir verabschiedeten uns in der Folge vom Rest der Schwarz-Weißen und düsten via Dresden nach Ústí nad Labem. Dort wurde unser Domizil für die Nacht bezogen und sich wenig später an köstlichem Svíčková und einigen Pivo gelabt, eher der dichte Nebel die Stadt einnahm und uns ins Reich der Träume entließ.