Eredivisie: Fortuna Sittard – RKC Waalwijk

15.10.2022
10. Spieltag Eredivisie
Fortuna Sittard - RKC Waalwijk
Fortuna Sittard Stadion
Endergebnis: 0:0
Zuschauer: 11.043 (ca. 300 Gäste)
Fotoalbum

Kaum die bekannten Nasen in Köln verabschiedet und uns der Invasion einiger Käfer gebeugt (von denen mir einer in die Ritze meines Lenkrads krabbelte!) ging’s auch schon zum zweiten Tagespunkt: Die eigene Großbaustelle namens Niederlande angehen. Mittlerweile die halbe belgische Liga voll und noch nicht einmal im Nachbarland aufgetischt – fast schon peinlich. Ergab sich eben irgendwie noch nie. Somit stand heute tatsächlich ein neuer Länderpunkt an, wofür man sich den wahren Leckerbissen Sittard – Waalwijk heraussuchte. Oder eben drüber stolperte, da dies der einzige Kick an diesem Samstag sein sollte. Gibt sicherlich besseres im küstennahen Flachland zu schauen, aber ja, nun düsten wir erstmal die gute Stunde hinüber in die Provinz Limburg.

Sittard selbst schenkten wir uns im Vorfeld, viel hat die 37.000 Einwohner Stadt auch nicht zu bieten. Daher direkt zum Stadionumfeld, wo für günstige drei Euro recht nah am Eingang geparkt werden konnte. Trostlose und graue Gegend hier, zwischen kleinen Büros und geschlossenen Werkstätten waren lediglich die zahlreichen Ordner bunte Punkte in der Tristesse. Also ab zum Stadion, das von Außen zumindest zur Hälfte mit einer himmelblauen Verkleidung ausgestattet ist. Passt farblich selbstredend super zum gelb-grünen Club und nicht etwa zum direkt am Stadion eröffneten Aldi… Aus reiner Orientierungslosigkeit drehten wir noch eine Runde um die Bude (den eigenen Eingang direkt vor der Nase ließen wir links liegen) und stolperten dabei über das clubeigene Oktoberfest, was so wirklich gar nicht in die hiesigen Breitengraden zu passen schien. Bis auf zwei Bedienungen blieb man zum Glück vom Anblick von Trachten verschont.

Den richtigen Eingang fanden wir erst beim Erblicken der ewig langen Schlange am Einlass, wo wir gut zwanzig Minuten zähneknirschend ausharren mussten. Normaler Preis für den dummen Fehler, sprichwörtlich die Karte falsch herum zu lesen. Dann durften wir endlich die gewählten Plätze in Block D3 auf Höhe der Mittellinie der Gegengeraden einnehmen. Gute Sicht, preislich mit 27,50€ nicht ganz ohne. Vor uns tat sich mit dem Fortuna Sittard Stadion – die Kreativität kannte hier wohl auch keine Grenzen – ein eher Standard-Kasten auf. Vier voneinander abgetrennte Tribünen ohne ausgebaute, dafür mit Wänden abgetrennte Ecken, dazu Treppenaufgänge samt Umlauf am vorderen Ende der Blöcke. Exakt 12.500 Zuschauer finden im 1999 eröffneten All-Seater platz, der sein Alter nicht mehr gänzlich verstecken kann. Gebrochene Sitze waren da nur ein kleines Detail im alternden Bau, der sonst mit zahlreichen durch die Anhänger bemalten Wände auch seine schöne Seiten hat. Für die hiesigen Gegebenheiten reicht die Bude allemal, wirkt fast schon ideal für die Größe des Clubs.

Überrascht war man dann doch vom Zuschaueraufkommen am Samstag. Sittard, als Verein einer Kleinstadt mit langer Historie im Unterhaus, spielt erst seit 2018 wieder erste Liga und seitdem pausenlos gegen den Abstieg. Dennoch kamen zum Spiel gegen das Mittelfeld-Team Waalwijk über 11.000 Zuschauer. Die feierten mit typischem Holland-Techno die Zeit bis zum Anpfiff, ehe mehr dem Fussball zugehörige Töne das Rund fluteten. Allen voran die nach den Vereinsfarben Fortunas benannte Gruppe „Tifosi Giallo Verde“ bemühte sich ab Beginn um eine gute Atmosphäre. Trotz eher seltsamen Standort an der Seite der Hintertortribüne nahm der dortige Capo nicht nur seinen Haufen, sondern oftmals die gesamte Tribüne mit und intonierte die aus Flandern oder typischen Ajax-YouTube-Videos bekannte Melodien.

Machte anfangs einen wirklich starken Eindruck, allerdings verringerte sich die Mitmachquote nach nur wenigen Momenten auf den kleinen Kern, der zu Beginn ein Fahnenintro zeigte. Von weit über tausend Kehlen auf unter Hundert, die wirklich neunzig Minuten aktiv waren. Nach Chancen wurde es zwar gleich viel lauter, doch wirklich überzeugend war die Vorstellung hier nicht. Daran änderte auch der Anhang der Gäste wenig, die hinter der „Hoekie-E“ maximal nach Chancen einen Schlachtruf zum Besten gaben und sonst sehr unauffällig blieben. Wobei, Becher werfen können sie.

Da auch der Kick maximal die Wangenmuskulatur aufgrund des vielen Gähnens beanspruchte, genoss man zumindest den schönen Sonnenuntergang hinter den Flutlichtern. Schöne Szenerie, die zum Räumen einlud. Mal wieder ans Meer hätte doch was, so am Strand liegen, Cocktail schlürfen… Oder eben diesem Anti-Fußball beiwohnen. Kein Team wagte großartig was nach vorne und als die Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte de Führung erzielten, wurde diese gleich vom Unparteiischen wieder einkassiert. Somit bliebs bei der Doppel-Null auf der Anzeigetafel, als wir mit gemachtem Haken das Stadion verließen. Oder es zumindest versuchten, waren doch die Kontrollen beim rausgehen aufwendiger als beim Einlass. Warum muss ich beim Verlassen durch enge Drehkreuze und vorher nicht?

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Am Auto suchten wir zunächst das Mistvieh von Käfer im Lenkrad, wurden selbstredend immer noch nicht fündig und reihten uns schließlich in den Abfahrtsstau ein. Ein Besuch im Supermarkt sowie beim goldenen M durfte es auch noch sein, dann tourten wir die drei Stunden zurück ins Frankfurter Umland. Länderpunkt Niederlande somit nicht gerade perfekt gemacht, aber wenigstens schieb ichs nicht mehr vor mir her. Und zu sehen gibt’s hier in der Zukunft ja auch noch genug, ehe ein Urteil über den Fussball im gesamten Land überhaupt gefällt werden kann.