Saarlandpokal: FC Homburg – SV Elversberg

21.05.2022
Finale Saarlandpokal
FC Homburg - SV Elversberg
Ludwigsparkstadion
Endergebnis: 1:2 n.V. (1:1)
Zuschauer: 4.000
Fotoalbum

Nachdem das Meisterstück der SV Elversberg in der Vorwoche den Direktaufstieg in die 3. Liga bedeutete, stand nun mit dem Finale des Saarlandpokals die einmalige Chance zum Gewinn des Doubles an. Eine Geschichte, die man sich wohl auch für ewig einrahmen wird. Wie bereits in der Vorwoche ging es gegen Homburg, dieses Mal jedoch im neuen Saarbrücker Ludwigspark, was tatsächlich mein erster Besuch an dieser Stelle nach dem Komplettumbau bedeutete. Mann, was hab ich das alte Rund gemocht. Da stinkt der Neubau doch deutlich gegen ab.

Per Vehikel ging’s in die Hauptstadt, wo unweit des Hauptbahnhofs geparkt wurde. Etwas Rauch und erste Gesänge aus den angrenzenden Unterführungen verhieß schonmal die Ankunft der Gäste aus Homburg, die es im Gegensatz zur Vorwoche erfreulicherweise an diesem Samstag einrichten konnten. Schön. Für uns ging’s durchs angrenzende Wohngebiet zum Heimeingang des neuen Stadions, wo der Versuch des Ticketerwerbs bei den nach völliger Inkompetenz riechenden Verkäufern mehr als 15 Minuten beanspruchte, um die Schlange von 10 Leuten vor uns abzufrühstücken. Da wurden die Karten wirklich auf A4 aus dem Drucker gezogen. Gib dem Verband eine Aufgabe und er führt sie so kompliziert und ineffizient wie nur möglich aus. Die Karte samt unverschämter „Bearbeitungsgebühr“ in Händen ging’s dann endlich zum ersten Mal auf die neuen Traversen des Parks.

An sich eigentlich eine ganz nette Bude: Schön große Hintertorblöcke mit ungewöhnlichem Dach, dazu eine kleinere Haupt und die Gegentribüne blieb in Form des Oberrangs zumindest in ihrer ehemaligen Form erhalten. Die freien Flächen neben dem Unterrang hätten aber nicht unbedingt sein müssen, zukünftiger Ausbau und so. Würde die Bude woanders stehen, könnte ich eigentlich guten Gefallen dran finden. Aber wer das Glück hatte, das alte Stadion erlebt zu haben, wird hiermit wohl nicht so richtig warm. Heute war vom großen FCS keine Spur und die Traversen nicht ganz so gut gefüllt wie in den vergangenen Jahren. Es sollte generell das erste Pokalfinale in einem Saarbrücker Stadion seit mehr als 20 Jahren sein. Die Verteilung der Blöcke spielte dann eher den heutigen Hausherren aus Homburg in die Karten, die sich über den kompakten Gästeblock freuen durften.

Der füllte sich dann auch recht ordentlich mit großteils in Grün gekleideten Anhängern, während die Szene ganz in Schwarz herausstach. Hier gab’s irgendwelche Differenzen bei der Wahl der Anfahrtsmittel, entsprechend der angekündigte, nicht einheitliche Auftritt. Zumindest optisch zog man an einem Strang und zeigte Mottoschals mit der ersten Zeile eines bekannten, Homburger Liedes („Wir ziehen voran“), was durch die zweite Zeile am Zaun („Als euer 12. Mann“) ergänzt wurde. Kompakte und ganz ansehnliche Aktion, muss man sagen.

Auf Elversberger Seite bekam man leider die gesamte Ostkurve, die für den Schwarz-Weißen Anhang völlig überdimensioniert ausfiel. Da traditionell jeder Elversberger am liebsten an seinem eigenen Wellenbrecher steht war von Kompaktheit wie noch in Frankfurt keine Spur. Zumindest einige folgten dem Aufruf, sich gemeinsam in den Block F zu stellen, was zumindest einen recht ansehnlichen Haufen zur Folge hatte. Auf großartige Tifo-Materialien abseits der Zaunfahnen wurde verzichtet, dafür lag der Fokus gänzlich auf der neu entdeckten Sangeskraft. Und da merkte man mal wieder, was für einen Unterschied so ein Dach macht. Die bekannten als auch neuen Gesänge fetzten gut, die Mitmachquote war außerordentlich und die Melodien wurden lange gehalten. Ich werde in letzter Zeit nicht müde immer neue Superlative zu finden, aber heute war mal wieder bombastisch. Da standest du noch vor 8 Jahren kurz vorm Aufstieg mit ein paar Leuten im eigenen Block, während jetzt gut 2-300 in die angestimmten Gesänge sofort mit einsteigen.

Erwähnenswert an dieser Stelle noch ein Spruchband gegen den Homburger Angriff auf die Normalo-Busse beim letzten Auswärtsspiel („Einen Bus mit Familien attackieren – und im Internet ein 30 vs 30 zelebrieren – Ihr seid ‘ne Schande für’s Saarland!“) sowie einen späteren Dank an die eigene Mannschaft für die geile Saison. Zudem wurde nun auch in Elversberg das allseits bekannte „Allez Allez Allez“ mit passendem Text zur erfolgreichen Spielzeit adaptiert, was insbesondere im zweiten Durchgang und gegen Ende stark zur Geltung kam. Generell konnten die Schwarz-Weißen akustisch Ausrufezeichen setzen, auch wenn die objektive Wahrnehmung aufgrund des Standortes nicht wirklich möglich war. Homburg hörte man vor allem in der zweiten Hälfte besser, der optische Punkt dank ansehnlichem Tifo geht sowieso an die Gastgeber.

Sportlich stellte das Finale für die SVE bekanntes Terrain dar. Zum nunmehr neunten Mal in Folge (!) stand man im Endspiel und wusste als waschechte Pokalmannschaft um die notwendige Herangehensweise. Entsprechend kampfbetont, aber auch ausgeglichen gestaltete sich die Anfangsphase, bevor Carlo Sickinger gegen Ende des ersten Durchgangs die verdiente Führung erzielte und den Elversberger Anhang zum ersten Mal in Ekstase versetzte. Unverständlicherweise ging in Halbzeit Zwei so gut wie gar nichts mehr. Weder Vorne noch Hinten stand die SVE sicher und kassierte folgerichtig den Ausgleich. Die Nerven wurden strapaziert, es ging in die Verlängerung. Ab hier schien das Spiel in beide Richtungen absolut offen, die jeweiligen Fanszenen gaben ebenso ihr Bestes im letzten Saisonspiel. Dann kam ein langer Ball vor die Füße von Valdrin Mustafa, der zog überlegt ab und netzte in der 112. Minute zum 1:2. Absolute Eskalation nun im Elversberger Block, alle lagen sich in den Armen und auf dem Zaun war kein Millimeter mehr Platz. Ab diesem Zeitpunkt ließ Elversberg nichts mehr anbrennen und trug die knappe Führung über die Zeit. Aus! Pokalsieg! JAAAA!

Unter lauten Gesängen durfte sich die SVE mit dem Double zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte krönen. Pure Freude in Schwarz-Weiß war angesagt, während vor allem die Spieler aus dem Grinsen nicht mehr rauskamen. Frenetisch wurden verdiente Akteure wie Sinan Tekerci gefeiert, der angeschlagen und unter Schmerzen aufgrund des erschöpften Wechselkontingents die volle Distanz gehen musste. Helden, an die man sich noch lange in Elversberg erinnern wird. Damit krönt die SVE eine goldene Saison vollends. Nicht nur 3. Liga, sondern ebenso DFB-Pokal bekommt die Kaiserlinde ab Juli zu Gesicht.

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Nun muss und wird sich die Anspruchshaltung allerdings um 180° wenden müssen. Es wird eine Saison ohne grenzenlose Feierstimmung werden, sondern viel mehr ein ständiger Kampf um den Klassenerhalt, mitunter bis zum letzten Spieltag. Im Vergleich zu 2013 bin ich hier jedoch deutlich optimistischer. Verein als auch Umfeld sind deutlich strukturierter und professioneller aufgestellt, der Aufstieg weniger Unfall, sondern das Resultat langjähriger und zielgerichteter Arbeit. Man wird sehen, wohin der Weg gehen wird. Für die nächsten Woche steht aber sowieso nur eine Sache an: Den Moment des Erfolges in vollen Zügen genießen!