14.05.2022
38. Spieltag Regionalliga Südwest
SV Elversberg - FC Homburg
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 2:0 (1:0)
Zuschauer: 4.533 (ca. 100 Gäste)
Fotoalbum
Die Erfolge der SVE in den letzten 15 Jahren waren durchweg mit Zittern verbunden. Ein schmaler Grad zwischen Erfolg und Niederlage in Pokalspielen, Endspielen um die Meisterschaft oder eben Relegationsspielen ließen im Vorfeld zwar eine Menge Freude, aber mindestens die zehnfache Portion Stress aufkommen. Die entscheidenden Momente waren dabei jedoch umso emotionaler, im Positiven wie im Negativen. Sei es der Aufstieg 2013, als im Rückspiel Abedin Krasniqi die Kugel in der 84. Minute gefühlvoll zum entscheidenden Treffer in die Ecke bugsierte und die Meute beim Public Viewing durchdrehen ließ.
Waren es die vielen Pokalspiele, in denen ein dünner Vorsprung über die Zeit gezittert wurde oder die Entscheidung gar im Elfmeterschießen gefällt werden musste. Oder waren es auch die unkonzentrierten 10 Minuten in Unterhaching, die eine eigentlich goldene Saison zunichte machte. Die Spiele lebten immer vom gleichen Kern: Unglaubliche Spannung und Stress, die dem eigenen Körper marathonartige Belastungen zufügte. Nicht so aber in diesem Jahr. Zum allerersten Mal machte die SVE die Geschichte schon am vorletzten Spieltag klar und ersparte Unmengen grauer Haare. Die Vorzeichen waren entsprechend deutlich: Heute wird in ganz Elversberg ein Feiertag!
Die Sonne strahlte den ganzen Tag auf Ränge und Rasen, was letztlich zu einer richtig starken Kulisse führte. Ein Duft irgendwo zwischen Bier und Sonnencreme umhüllte die Nase, gute Laune an allen Ecken ersichtlich. Was für ein geiles Gefühl! Die Euphorie durchdrang natürlich auch den Block C, der mit einem dichten Doppelhalter-Intro und Unmengen Konfetti-Shooter den wiedermal akustischen Sahneauftritt eröffnete. Laute Gesänge, viele Leute und allgemein gut Zug bei den altbekannten sowie in dieser Spielzeit etablierten Melodien verdrängte all die Jahre, in denen man mit einer Hand voll Leute den Block bevölkerte und den wenigen anwesenden Rentnern mit der Trommel auf den Sack ging. Es erfüllt mich einfach mit Stolz, dass man nicht mehr jeden Blockgänger mit Vor- und Nachnamen kennt, dass teilweise Lieder von der Tribüne angestimmt und ungefragt von zahlreichen Stadiongängern weit abseits des Kerns mitgetragen werden. Das hier haben wir uns nach all den Spielzeiten redlich verdient!
Eine Gegenseite suchte man zum Nachbarschaftsduell gegen den FC Homburg allerdings vergeblich. Etwa 100 Leute, davon noch nicht mal alle im Gästeblock, reisten ohne Fahnen im Gepäck zur Partie und hüllten sich vornehmlich in Schweigen. Da hatte man wohl Wichtigeres zu tun als mit seinem Verein zum Fussball zu fahren. Oder der Schmerz, die SVE aufsteigen zu sehen, war einfach nicht ertragbar. Per Spruchband wurde noch der Derbysieg in der nächsten Woche gefordert, ehe in der 87. Minute Heimreise angesagt war. Mentalitätsmonster bei der Arbeit! Aber genug über die Freunde der Hoppelheimer gesprochen, denn an diesem Mittag ging es schließlich einzig um die schwarz-weißen Farben!
Und die Vertreter in Form der Mannschaft auf dem Rasen trug wiederum ihren Teil dazu bei, dass dieser Tag allumfassend zum bis dato Besten seit vielen Jahre wurde. Nico Karger und Luca Schnellbacher netzten zum 2:0 Endstand, der bei all den Chancen und Abseitstoren deutlich höher hätte ausfallen können. Doch auch so sollte es reichen. Mit Schlusspfiff brachen alle Dämme und der Rasen füllte sich mit dem freudetrunkenen Anhang der SV Elversberg. „Nie mehr vierte Liga“ schallte es aus allen Ecken und die Aufstiegshelden ließen sich über die nächsten feuchtfröhlichen Stunden feiern. Selten hatte es eine Einheit, die die Jungs dort auf dem Podest bildeten, so sehr verdient wie in diesem Jahr. Die letzten 17 Spiele blieb man ungeschlagen, lediglich eine Partie in der Rückrunde wurde ohne Punkteausbeute beendet. Lange war man Teil eines engen Kampfes um die Tabellenspitze, bis es letztlich in einem Zweikampf mit Ulm mündete. Mir fehlten und fehlen die Worte um den ganzen Respekt auszudrücken, den dieser Kader verdient. Ihr seid Helden – und werdet es auch bleiben!
Und die Vorfreude auf die neue Spielzeit, die zweite in der dritten Liga überhaupt, kennt natürlich schon jetzt kein Halten mehr. Endlich nicht mehr in die bekannten Buden von Bahlingen, Balingen oder Hoffenheim II, sondern die eigenen Farben nach Duisburg, München und Aue tragen. Es werden genauso unvergessliche Touren wie in der ersten Saison, da bin ich mir sicher.
Nächste Woche gilt es noch ein Mal den Fokus wieder hochzufahren, denn mit dem Saarlandpokal könnte man sich das Double holen. Es wäre wohl die Kirsche auf der Spitze einer Traumsaison!