07.05.2022
37. Spieltag Regionalliga Südwest
FSV Frankfurt - SV Elversberg
Stadion am Bornheimer Hang
Endergebnis: 1:1 (1:1)
Zuschauer: 1.899 (ca. 450 Gäste)
Fotoalbum
Schon seit dem Auswärtsspiel am Mainzer Bruchweg schwappt eine noch nie dagewesene Euphorie durch das Elversberger Umfeld. Die Saison, die eigentlich so durchschnittlich wie üblich startete, sollte sich plötzlich in eine der besten Spielzeiten der jüngeren Vereinsgeschichte verwandeln. Dennoch hakte es selbst in den Vorwochen hier und da. Gegen die Hinterbänkler keine wirklich guten Auftritte, ständig lag man hinten oder musste bis zum Schlusspfiff um den erlösenden Treffer bangen. Die gleiche Mannschaft deklassierte dann wiederum die direkten Verfolger und setzte sich immer mehr an der Spitze fest. Das direkte Duell mit Ulm wurde es am Ende, punktgleich kämpfte man lange zu Zweit um die Meisterschaft.
In der Vorwoche ließ der SSV zum ersten Mal Punkte liegen, während die SVE einen Rückstand gegen Stuttgarts Zweitvertretung drehen und somit ein Polster von zwei Punkten für den vorletzten Spieltag erarbeiten konnte. Großes Spiel also am Bornheimer Hang, wo man den Aufstieg bei gleichzeitiger Schützenhilfe der Großaspacher klar machen könnte. Die Vorfreude kannte in der Vorwoche nun endgültig kein Halten mehr. Schaffen wir es wirklich? Dürfen wir zum zweiten Mal nach dem Ausflug vor acht Jahren wieder das ganze Land bereisen? Behält die Mannschaft einen kühlen Kopf oder kassiert man gegen den FSV Frankfurt, der ebenfalls im Fernduell gegen Großaspach im Abstiegskampf punkten muss, eine schmerzhafte Niederlage?
Absolutes Entscheidungsspiel also, was beim sonst eher wenig reisefreudigen Elversberger Anhang bemerkenswerte Zahlen auslöste. Bis zum Donnerstag vor dem Spiel waren bereits 5 Busse voll und über 270 Karten für den Gastbereich vergriffen. Klar, es ist nur Frankfurt, aber dennoch stand man an gleicher Stelle vor dem ersten Aufstieg 2013 ebenfalls kurz vor Saisonende mit 15 Mann. Zeiten ändern sich!
Für uns derweilen mal wieder ein Heimspiel, was entsprechend mit S- und U-Bahn angegangen wurde. Am Stadion in Bornheim noch eine kurze Runde bis zum noch geschlossenen Gästeblock gedreht, wo die Steher für läppische 12€ erstanden wurden. Beim nunmehr fünften Besuch zum ersten Mal im eigentlichen Gastbereich! Auch am Bierstand wurde man später schonmal auf Drittliga-Preise eingestimmt: 4€ für alles, also auch ein kleiner Softdrink. Beschweren half aber nix, denn die brennende Sonne ließ den Durst nicht wirklich versiegen. Die kalten Äppler kühlten immerhin ganz gut! Mit der Zeit füllte sich Gästeblock und Stadion mehr also ordentlich. Gut 1.900 Zuschauer säumten die drei geöffneten Traversen, die Gegentribüne blieb für heute geschlossen. Darunter gut und gerne 450 Saarländer, die sich zum Großteil auf den Stehern, aber auch auf der Haupttribüne niederließen.
Die Ultras der Heimseite eröffneten das Spiel mit einer kleinen Fahnenchoreo und einem nicht näher erkennbaren Spruchband, dessen erste Zeile in Verbindung mit dem direkt darunter beginnenden Zaunfahnenbild für einige Schmunzler sorgte. An sich aber eine schöne optische Aktion für den zahlenmäßig ganz gut bestückten Haufen. Es muss eben nicht immer gleich die ganze Kurve brennen. Optisch zeigte sich der Haufen später gut aktiv, war von unserer Seite allerdings zu keinem Zeitpunkt hörbar. Lediglich Wechselgesänge drangen mal durch. Spruchbänder gab’s auch noch einige, insbesondere für die Freunde aus Jena: „Für die Südkurve gekämpft und die Südkurve bekommen – Unsere Aufrichtigen Glückwünsche!“.
Ganz objektiv kann man wiederum das, was da im Gastbereich los war, an diesem Tag natürlich nicht bewerten. Und irgendwie will man es auch gar nicht. Scheiße, war das geil! Ein unfassbar starker Haufen beteiligte sich nahezu durchgängig am Support, sei es bei den neuen und alten Gassenhauern, Klatscheinlagen oder beim kollektiven Durchdrehen nach den Wasserstandsmeldungen aus Aspach. Heftig starke Lautstärke für unsere Verhältnisse und Lieder, die teilweise weit über 15 Minuten in den Bornheimer Himmel getragen wurden. Dort lauerte dann auch der größte Gegner des Tages: Die unaufhörlich brennende Sonne. Die zehrte natürlich heftig an Kondition und auch Leuten, da einige in den Schatten abwanderten. Aber alles kein Grund zum meckern, denn dieser Auftritt geht mal wieder in die Geschichtsbücher der Elversberger Fanszene ein. Hut ab an jeden der an diesem Tag sämtliche Stimmbänder für die eigenen Farben opferte!
Das Spiel lief rückblickend als Begleiterscheinung zur Feier so nebenbei. Suero bereits in der dritten Minute mit der Führung, ehe Frankfurt nach einer knappen halben Stunde nicht unverdient ausglich. Bis dahin natürlich noch Spannung in der Bude, insbesondere da die Hausherren gefühlt etwas mehr vom Spiel hatten. Aber all das spielte im zweiten Durchgang mit der Meldung der Aspacher Führung gegen Ulm keine Rolle mehr. Ab diesem Zeitpunkt war auf den Rängen Party angesagt, die nach dem zweiten Treffer kurze Zeit später absolut eskalierte. Als Aspach den Ulmern dann auch noch die dritte Bude einschenkte, erkannten die beiden hiesigen Teams die jeweils komfortable Situation in der Tabelle. Elversberg nun drei Punkte vor dem letzten Spieltag vorne, dazu eine Tordifferenz gegenüber Ulm von zwanzig Toren. Gleiches für den FSV: Drei Punkte und dreizehn Tore vor Aspach und damit faktisch gerettet. Viele sprachen später von Gijon 2.0 oder sonst was: Elversberg lies die letzte Viertelstunde die Kugel in der eigenen Abwehr ungestört laufen, während der Heimbereich für die Geste lauten Beifall schenkte und der Gästeblock den 99,99 prozentigen Aufstieg feierte.
Die letzten Sekunden bis zum Glück wurden laut heruntergezählt, dann war die Geschichte gegessen. Wenige Minuten dauerte es, ehe sämtliche Saarländer den Rasen stürmten und zur langen Feier mit der Mannschaft ansetzten. Aber auch die Heimseite feierte ihre Spieler dank des vorzeitigen Klassenerhalts auf dem Rasen. Friedlich bliebs derweilen, auch dank der aufgefahrenen Polizeikette. Nette Geste der Gastgeber im Übrigen, dass in der Folge die Elversberger Hymne aus den Boxen schallte. Dank euch und natürlich viel Erfolg im nächsten Jahr!
Und wir? Freuen kann man sich schonmal, denn die Meisterschaft sollte uns nicht mehr zu nehmen sein. Dennoch stehen jetzt noch zwei Derbys an. Einmal in der Liga in Form der großen Aufstiegsfeier, dann eine Woche später im Finale um den Einzug in den DFB-Pokal. Also Gas geben und das Double holen, erst dann ist die Saison vorbei!