Segunda División RFEF: RCD Espanyol B – SD Ejea

30.04.2022
32. Spieltag Segunda División RFEF Grupo 3
RCD Espanyol B - SD Ejea
Ciutat Esportiva Dani Jarque
Endergebnis: 2:2 (2:1)
Zuschauer: ca. 250
Fotoalbum

Wie komme ich nun vom großen Traum Camp Nou zu dem Käse hier? Nun, alles startete zu Beginn des Jahres mit der Ankündigung, dass der FC Barcelona die Namensrechte an seinem großartigen Stadion verhökert. Schlimmer noch: der monumentale Bau soll in der Folge komplett umgebaut werden. Charme der alten Tage also adé. Entsprechend reifte bei uns fix der Entschluss, dem größten Stadion auf europäischem Boden noch vor der womöglichen Verschandlung einen Besuch abzustatten. Fragt sich nur wann, geizt die spanische Liga an allen Ecken mit langfristiger Planbarkeit. Das Wochenende des 1. Mai sollte es schließlich werden. Heimspiel gegen Mallorca, da wird’s nicht unerschwingliche Tickets geben. Diese also eingetütet und noch ohne Terminierung vorsichtshalber von Donnerstag bis Dienstag einen Trip geschnürt. Wird also passen!

Die Geschichte mit der Frankfurter Eintracht, die ganze fünf Tage nach der Flugbuchung das Traumlos FCB zog, verhagelte da etwas die Gemüter. Man hätte relativ einfach Karten für dieses Spiel bekommen, aber die ganze Geschichte umbuchen oder zwei Mal fliegen kam dann auch nicht in Frage. Den Auftritt der SGE in allen Ehren, aber so ein großer Fan der Adlerträger bin ich für den finanziellen Mehraufwand dann auch nicht, auch wenn gewisse Sympathien für den Club der aktuellen Wahlheimat vorhanden sind. Da also lieber die Tickets für richtige Fans über lassen. Den Wahnsinns-Auftritt also im TV verfolgt und sich extrem gefreut, dass Barça die Segel streichen musste. Wird sich wohl nicht negativ auf unsere Ansetzung auswirken, die hoffentlich an jedem Tag außer Sonntag stattfinden wird.

Und ja, man konnte es ahnen: Der Kick sollte Sonntag angepfiffen werden. Schöne Scheiße, wie auch sämtliche anderen Ansetzungen in der Region um Barcelona. Die Clubs mit schönen Buden spielten entweder auswärts oder eben alle Sonntags, auch dank des letzten Spieltages. Da plante der Verband gar Partien noch in der Vorwoche nochmal um. Extremer Mist, aus dem es das beste zu machen galt. Entsprechend viel Zeit wurde der Stadt zugeschrieben, während die Fußballfront immerhin noch kurzfristig in dreifacher Ausführung den Weg ins Planungsbuch schaffte. Einmal Camp Nou am Sonntagabend, davor dann ein geplantes, schickes Stadion, allerdings mit wenig Puffer und eben dieser Hafer. Für den eigenen Länderpunkt nicht die schönste Begegnung, aber seis drum.

Donnerstag noch im Home Office die Zeit totgeschlagen, machten wir uns am späten Abend per Lufthansa auf den Weg nach Barcelona. Vom Stadtflughafen El Prat gen erster Bleibe getourt, die aufgrund unserer organisatorischen Umplanung (Flug Freitag früh wurde deutlich teurer als Donnerstagabend) uns für die erste Nacht beherbergen sollte. Wenn eine Bude aber den wohlig nach Hauptbahnhof klingenden Namen „Eurohotel“ trägt, kann man sich den Standard bildlich vorstellen. Von den angeblichen vier Sternen, die die in die Jahre gekommene Bude mit dem Charme eines rüstigen Klassenzimmers ihr eigen nennen wollte, entfielen vielmehr drei auf die Automaten der Sektion Spielsucht in der Lobby. Aber war eh nur Mittel zum Zweck, daher Decke über den Kopf und gute Nacht.

Frühstück gaben wir uns hier dann auch nicht, da durfte es der gute Supermarkt in den fast schon osteuropäischen Platten ähnelnden Gebilden nebenan sein. Stärkte für den Fußweg in die eigentliche Unterkunft, welche direkt an der Messe zwar am Stadtrand, aber dennoch gut erreichbar lag. Das Wort Upgrade war hier noch untertrieben. Mit dem Hampton gönnte man sich international gepflegten Standard – und der war richtig gut! Koffer also recht früh ins Zimmer und mit dem abgehakten Punkt im Kopf zum ersten Mal hinein ins wilde Treiben der Hauptstadt Kataloniens! Mit einer 10er T-Casual Card für den ÖPNV bewaffnet ging es gleich zur wohl bekanntesten, niemals endenden Baustelle des Kontinents. Leider muss ich alle Stuttgarter enttäuschen, denn ich meine hier die Sagrada Família. Ein wirklich wuchtiges Gebilde aus unzähligen unterschiedlich verzierten Türmen, Gerüsten und Baukränen. Vor allem die alte Seite machte einen richtig schicken Eindruck und ließ die immensen Ausmaße dieses Baus erahnen. Den wirklich frechen Eintrittspreis schenkten wir uns und umrundeten den Bau lieber einmal, ehe uns die hungrigen Mägen in Richtung altes Krankenhaus Sant Pau trugen. Auf halbem Weg gab’s die erste Portion Tapas, die die Geschmacksknospen wohlig umhüllten. Ich mag Spanien!

Das alte Krankenhaus war dann auch nur von Außen schön weil teuer, sodass es im Anschluss per Metro zum Plaça de Catalunya ging. Die Spuren der noch zwei Wochen vorher auflaufenden Eintracht-Anhänger waren längst verschwunden, Graffitis entfernt und 90% der Aufkleber abgekratzt. Da will wohl jemand was verdrängen. Entsprechend durften die Tauben ihre Heimat zurückerobern und im Sturzflug Jagd auf mit Brotkrümeln umsichwerfende Touristen machen. Die Haupt-Einkaufsstraße La Rambla war genauso überfüllt wie vorgestellt, allerdings machte es auch Spaß so ganz ohne Zeitdruck den hastig vorbeieilenden Gruppen bei ihrer Art Urlaub zu machen zuzusehen. Wir zogen nach einiger Zeit die kleinen Gassen des Barri Gòtic, der Altstadt Barcelonas, vor und entdeckten zahlreiche kleine Geschäfte und Tavernen. Sollte auch in den kommenden Tagen regelmäßiger Anlaufpunkt unserer Erkundungen werden.

Die Kathedrale wurde auch noch abgelaufen, dann ging’s am Hafen voller Prunkyachten vorbei ins kleine Viertel La Barceloneta. Früher eine ganz üble Gegend voller dunkler Gassen und hoher Kriminalität, heut Stadtstrand und alternative Gegend. So richtig warm wurden die überwiegend katalonischen Einwohnern mit den Massen an Besuchern hier zwar immer noch nicht, durchlaufen mittlerweile aber kein Problem mehr. Am Strand könnten wir uns wahlweise ein Eis bzw. ein gekühltes Bier, ehe der Fokus auf die Abendgestaltung gelegt wurde. Die Busfahrt bei brütender Hitze hin zum Ausgehviertel in L’Antiga Esquerra de l’Eixample blieb die Letzte Ihrer Art, da zogen wir lieber die gekühlte und weniger muffige Untergrund-Variante vor. Vor Ort machte man einen ersten Abstecher in die florierende Bierkultur Barcelonas, die abseits von Estrella Damm mit unzähligen qualitativ hervorragenden Brauereien überzeugen konnte. Mit Garage Brew lieferte der erste Anlaufpunkt des Trips schonmal exzellent ab, der spätere Besuch bei Mikkeller musste aber dennoch sein. So endete der erste Tag voller neuer Eindrücke mit einem beschwipsten Gang ins Hotelbett.

Samstag stieg dann der erste Kick, dank der abendlichen Anstoßzeit sollte jedoch ebenso genug Zeit für einen etwas weiter entfernter Programmpunkt sein. Per Metro und Standseilbahn (nicht die private!) ging’s hinauf zum Tibidabo, dem höchsten Berg der Stadt. Auf 512 Metern Höhe liegt hier zum einen ein bekannter Freizeitpark als auch die Kirche Sagrat Cor mit ihrer bekannten Christus-Statue. Konnte überraschenderweise beides für lau besichtigt werden, wobei der wahre Grund des Besuchs der fabelhafte Blick auf ganz Barcelona war. Da passte das Wetter ausnahmsweise einfach mal perfekt. Übermannt von den Eindrücken ging’s nach einiger Zeit wieder hinab ins Zentrum, wo die am Vortag aufgrund des Besucherandrangs links liegen gelassene Markthalle Mercat de la Boqueria durchstreift wurde. Da lief uns mehr als einmal das Wasser im Mund zusammen, insbesondere beim Anblick der verschiedenen Schinken. Nett, für zukünftiges Mittagessen vorgemerkt! Zu Mittag kehrten wir in eine schicke, alte Tapas Bar mit dem Namen Castells ein, die uns wiedermal mit einem reichhaltigen und leckeren Angebot überzeugte. Gut gelaunt servierte uns der Kellner frisches Brot, Käse, Kartoffeln mit scharfer Soße sowie ein Gericht traditioneller Mini-Tintenfische, das auf den Namen Pulpo Gajego hört. Fabelhaft!

Der Verdauungsspaziergang im Viertel durfte auch nicht fehlen, dann hieß es für mich endlich: Auf zum Länderpunkt! Per Metro ging’s bis ins Viertel La Pau, was bereits auf den ersten Blick deutlich weniger einladend wirkte als alles bis dahin gesehene. Schäbige Hochhäuser, die so auch irgendwo auf dem Balkan stehen könnten und generell viel mehr Dreck. Ein Arbeiterviertel eben, in dem sich das Trainingsviertel von Espanyol Barcelona befindet. Bis dorthin war es ein kurzer Fußmarsch, doch die Stille rund um das als Eingang ausgemachte Tor gefiel mir weniger. Die Auflösung war jedoch ein anderes Tor, durch das Nicht-Mitglieder mussten. Dort verlangte man dann wirklich freche 15€ für diese Viertligapartie, Gegengerade ohne Dach wohlgemerkt! Kaum drinnen dann die nächste Ernüchterung: Vormittags nach dem Frühstück noch die Anstoßzeit 18.00 bestätigt, sollte die Geschichte nun eine halbe Stunde später losgehen. Sprich wir mussten uns noch eine Stunde die Beine in den Bauch stellen. Unschön.

Zum Stadion selbst ist nicht viel zu sagen: Eine größere Haupttribüne, eine kleine Stahlrohrtribüne ohne Dach, dazu überall viel Clubwerbung. Wirklich Zuschauer kamen zum Kick dann auch nicht, obwohl es für die Hausherren um viel ging. Als Zweiter hat die Zweitvertretung Espanyols noch alle Chancen auf den Meistertitel und den damit verbundenen Direktaufstieg, wobei mit den Gästen der bereits sichere Letzte als reines Kanonenfutter herhalten sollte. Ging dann vor letztendlich 250 Zuschauern und 5 Zaunfahnen auch gut los, nach nicht einmal zehn Minuten stand es bereits 2:0. Die sich gerade gebesserte Laune vermieste der plötzlich über uns hereinbrechende Regen, der beim Blick auf die mürrischen und nicht einsichtigen Ordner am Fuße der überdachten Haupttribüne zum echten Spaßverderber werden konnte. Denn außer unsere T-Shirts hatten wir wenig Schutzausrüstung dabei, vorhergesagt war der Wetterumschwung auch nicht. Der langsam auf die Tribüne zuziehende und wild gestikulierende Rentner-Horde hielt aber auch nicht der stärkste Wachmann stand, sodass wir uns zum Glück wenig später ein trockenes Plätzchen suchen durften. Hätte als Ticket im Übrigen 20€ gekostet. Bei den Preisen wundert mich die Abstinenz von Zuschauern hier aber auch nicht mehr.

Während der Prozedur gelang den Gästen der Anschlusstreffer, den wir natürlich irgendwo unterwegs verpassten. Das anfänglich hohe Spieltempo ging genauso wie die Qualität des Gebolzes immer mehr in die Knie, sodass den bereits abgestiegenen Gästen nach einer guten Stunde sogar der verdiente Ausgleich gelang. Bis auf eine rote Karte für Ejea passierte dann nichts mehr, sodass die Gäste sich über den berechtigten Punkt beim Aufstiegsaspiranten freuen konnten, bevor der gut 350 Kilometer weite Rückweg anstand. Vierte Liga macht hier wahrscheinlich auch nur bedingt Spaß.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Ganz so weit hatten wir es nach Spielende nicht, denn es ging, mittlerweile wieder im Trockenen, zurück in die Innenstadt. Dort wurde der Abend in der Kneipe Ølgod bei wieder mal bestem Bier und karibischen Speisen gebührend gefeiert und einige Male auf das gemachte Kreuz auf der Weltkarte angestoßen. So viel zum ersten Streich, am nächsten Tag ging’s fußballtechnisch deutlich mehr zur Sache.