Hessenliga: SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – FSV Fernwald

13.11.2021
18. Spieltag Hessenliga
SG Barockstadt Fulda-Lehnerz - FSV Fernwald
Stadion im Sportpark Johannisau
Endergebnis: 5:0 (5:0)
Zuschauer: 600
Fotoalbum

Dass man damals zu den letzten Spielen von Borussia Fulda im Jahr 2018 pennte und dabei unter anderem den emotionalen Abschied des ehemals erfolgreichsten Stadtvereins verpasste, kreidet man sich selbst noch immer an. Nun kickt die Borussia lediglich in der Kreisliga, während die Lizenz an das Konsortium um den TSV Lehnerz verscherbelt wurde, um einen weiteren Plastikverein in Mittelhessen zu gründen. Dieser trägt den überhaupt nicht kantig klingenden Namen SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, den man wohl bald in der Regionalliga Südwest sehen wird. Die Zeichen stehen mit der Führung der in diesem Jahr zweigeteilten Hessenliga zumindest auf Aufstieg.

Mit der jüngsten Ankündigung der Stadt Fulda, gut 20 Millionen Euro in die Erneuerung des Stadions im Sportpark Johannisau zu stecken, was im Endeffekt nun einem Neubau gleicht, musste man natürlich dann doch noch möglichst vor dem Umbau die heiligen Stufen von Nahem betrachten. Da es schon im November losgehen sollte, möglichst zeitnah. Entsprechend die Planung für einen Samstag aufgenommen, an dem man es sowieso wieder nicht in die Heimat schaffte und stattdessen die gar nicht mal so weite Anfahrt über das Kinzigtal in Angriff nahm. Das miese Wetter machte zwar der späteren Stadtbesichtigung einen Strich durch die Rechnung, aber in die Ecke wird man zeitnah sowieso noch des Öfteren kommen. Gibt ja noch ein paar Clubs in den hiesigen Gefilden.

Abgeparkt am Stadionparkplatz, strich wenig später der Heimverein die Wahl zum hässlichsten Ticket des Jahres ein. Auf A5 ausgedruckt und lieblos mit Sponsorennamen übersäht. Keine Freude für den geneigten Ticketsammler. Dafür bestach das Stadion mit dem ersten Blick. Die Stufen zum Kurvenwall erklommen, lag die typisch runde Bude in einem leichten Dunst zu unseren Füßen. Ein typischer Bau für die 50er Jahre, der mit einer überdachten Haupttribüne, einer bestuhlten Gegengerade mit den ikonischen Büschen als Blocktrennung sowie zwei weiten Kurven daherkommt. 18.000 Zuschauer fasste das schöne Rund in seiner Glanzzeit, aktuell zugelassen sind hier nur noch 4.999. Nach Umbau sollen etwa 7.500 Schaulustige für den formulierten Anspruch Regionalliga Platz finden. Naja, schauen wir mal wie das arme Rund in den nächsten Jahren verschandelt wird.

Mit Blick auf die großen Flutlichter schmeckte die verkostete Bratwurst hervorragend. Eher grob gehalten, bestach sie mit feinen Würznoten und einem recht hohen Fettanteil. Saftig lecker, ganz großes Lob hierfür! Der Glühwein dagegen ballerte recht stark, hielt für die gesamte Spielzeit aber warm. Zur eigenen Überraschung verfügt Barockstadt mittlerweile über eine eigene Fanszene, die wohl aus ehemaligen Anhängern des TSV Lehnerz besteht oder eben aus solchen Leuten, die sich jetzt schon wie Bolle auf den mit Sicherheit kommenden Aufstieg freuen. Fünf gedruckte Zaunfahnen (u.a. „Barockstadt Brigade“ und „Commando Süd“) markierten den Standort, an dem bis zu 25 Leute hier und da ein paar Lieder sangen. Zwei Schwenker, ein Doppelhalter und ein paar Schals durften auch nicht fehlen. Für die Zahl an Leuten kam allerdings wenig bei uns an, irgendwie war der Support nur halbgar oder auf Sparflamme. Dazu unglaublich viele Pausen, bzw. eher nur ein Lied alle fünf Minuten. Bisschen wie Dorfultras beim Derby. Warum man allerdings überhaupt so ein Projekt unterstützt, entzieht sich generell meiner Einstellung gegenüber jeglicher Fussballkultur.

Sportlich unterstrichen die Hausherren bereits nach weniger als einer Minute (!) ihre Ambitionen und netzten zum ersten Mal. In der vierten Minute fiel die zweite Bude und damit war die Spannung bereits raus. Insgesamt fünf Treffer entschieden das Spiel zur ersten Halbzeit, was den zweiten Durchgang für beide Mannschaften als auch Zuschauer überflüssig machte. Nach Spielschluss und kurzem Jubel der Zuschauer machte die Szene der Hausherren durch zwei Böller nochmal auf sich aufmerksam, dass war es dann aber auch schon wieder.

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Mit recht gemischten Eindrücken ging es schließlich wieder auf die Heimreise. Zum einen war man froh, dem schönen Stadion auf den letzten Drücker noch einen Besuch abgestattet zu haben. Zum anderen überwiegt der Frust, statt mit der Borussia einen weiteren Plastikverein alsbald in der Regio begrüßen zu müssen.