1. česká fotbalová liga: SK Slavia Praha – FC Hradec Králové

26.09.2021
9. Spieltag 1. česká fotbalová liga
SK Slavia Praha - FC Hradec Králové
Eden Aréna
Endergebnis: 4:1 (2:0)
Zuschauer: 10.213 (53 Gäste)
Fotoalbum

Schon im letzten Jahr sollte ein erneuter Ausflug in die goldene Stadt Prag anstehen, doch Corona machte uns wie so oft einen Strich durch die Rechnung, sodass man am Ende in Berlin landete. Neues Jahr, neuer Versuch also, und dieses Mal sollte es mit dem Familientrip klappen. Entsprechend verbrachte man ein paar entspannte Tage in der Hauptstadt, schlenderte die altbekannten Wege und Attraktionen ab, gönnte sich ein paar Pivo und labte sich am Leibgericht Svíčková. Neben dem offensichtlichen Ziel, der eigenen Familie die noch unbekannte Stadt mit ihren schönen Ecken näher zu bringen, schielte man natürlich auch ein wenig auf mögliche Spielpaarungen. Die eigene Unterkunft in Žižkov wählte man dahingehend schonmal gar nicht so uneigennützig, sollte doch am frühen Sonntagmorgen die Viktoria gegen Dukla antreten.

Da es für mich bei den letzten beiden Malen schon nicht mit einem Besuch des wunderschönen Stadtstadions klappte und die Bude, bei Blick auf die Nähe der benachbarten, stetig wachsenden Wohn- und Geschäftshäuser, wohl auch nicht mehr allzu lange steht, galt dem Besuch in der Vorbereitung die höchste Priorität. Da abends dann auch noch Slavia ran musste, war der perfekte Doppler eigentlich beschlossene Sache. Aber es wurde mal wieder nix. Aus Gründen wurde der Kick der Viktoria auf Freitagnachmittag verschoben, also einen Tag vor unserer Ankunft. Na merci. Da auch sämtliche Ausweichpartien nicht wirklich in den Kram passten, wurde es eben nur der eine Kick. Besser als nix, dennoch höchst ärgerlich.

So ging es, nach abgespultem Touriprogramm am Sonntag, per Bus von unserer Bleibe gen Süden zum Eden. Fix noch über die Fußgängerbrücke gelatscht und dabei einen perfekten Blick auf die Arena erhascht. Von außen eher meh. Integriertes Hotel, Burgerbude, Geschäfte, viel Werbung… wirkte eher wie der benachbarte Konsumtempel als ein Fussballstadion. Mit einer Stunde bis Anpfiff auf der Uhr gelangte man zum Eingang 4, an welchem laut Netz die Tickets für die Süd erstanden werden können. Angestellt, dabei noch von einem netten Angestellten gefragt worden, ob wir denn Tickets hätten, was wir verneinten. Alles gut, dann sollen wir uns einfach weiter anstellen. Zehn Minuten und eine Choreospende später dann an der Kasse die Auskunft bekommen, dass man hier nur den 3G Nachweis für online erstandene Tickets validiere. Karten kaufen könne man nur an Eingang 2, also am gegenüberliegenden Eck des Stadions. Na toll, also halbe Runde ums Stadion und wieder hinten angestellt.

Die Zeit rauschte nun förmlich von dannen und die drei Kassierer arbeiteten in einem derartigen Schneckentempo, dass pro Ticketkäufer locker fünf Minuten verstrichen. Mittlerweile schmolz der Puffer ohne Gnade gen Null, sodass so Sachen wie Schal kaufen oder Essen bereits innerlich auf nach dem Spiel verlegt werden mussten. Endlich am Fenster angelangt, war der Grund der zeitraubenden Prozedur enttarnt. Jedes Ticket muss personalisiert werden, wobei zwar ein Scan des CovPass-QR-Codes genügte, die Damen aber mit unglaublicher Lässigkeit und Tipptempo von einem Zeichen alle 10 Sekunden auch noch die Namen eintragen mussten. Irgendwann durfte man dann auch die 210 Kronen pro Nase (etwa 8,20€) entrichten und die Tickets waren endlich unser. Jetzt fix wieder zu Eingang 4, dort zum Glück ohne Schlange am Einlass rein und im Sprinttempo die Stufen zu Block 123 auf der Süd erklommen. Mit dem Einlaufen der Mannschaften saß man punktgenau auf seinen Plätzen. Geschafft!

Ein fixer Orientierungsblick durchs rote Rund brachte auch hier viel Moderne zum Vorschein, angefangen beim etwas schiefen, holzvertäfelten Dach bis zu den Rängen, die sich wie aus einem Guss um den Rasen zogen. Auf der Haupt doppelstöckig, sonst aus einem Rang bestehend, gehen hier knapp unter 20.000 Schaulustige rein, wobei auf Stehplätze rundum verzichtet wurde. Seelenlos würde ich den Bau zwar jetzt nicht nennen, dafür gefiel das Stadion an einigen Ecken dann doch recht gut. Aber den Punkt gewinnt meiner Meinung nach der Stadtrivale aus Letná.

Einen anderen Sieg konnten die Anhänger von Slavia offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit erringen. Der völligen Abstinenz von eigenem Tifo auf der Sever folgte eine Präsentation von acht (!) Zaunfahnen des heutigen Gegners aus Hradec Králové, wobei von Gruppenfahnen (Ultras Hradec, Region 1905, United Vandals) bis klassischen Vereinsfahnen alles vertreten war. Diese wurden den etwa 50 anwesenden Gästen die komplette erste halbe Stunde unter die Nase gerieben. Erst danach flaggte die Kurve mit der typischen „Tribuna Sever“ an, wobei das spätere Zaunfahnenbild maximal als dürftig durchging. Ähnliches beim gesamten Tifo, der bis auf zwei kleine Schwenker schlicht nicht vorhanden war. Der anfangs erwartete Stimmungsorkan blieb indes aus, viel eher beschränkte sich die Nord zu Beginn auf Schlachtrufe oder melodische Gesänge, die es allerdings nicht immer bis auf unsere Seite schafften.

Erst im späteren Verlauf kamen die offensichtlichen Gassenhauer zum Tragen, die auch andere Bereiche des Stadions miteinbezogen. Mit dem sich abzeichnenden deutlichen Sieg legte die Sever im Verlauf Schippe um Schippe drauf und wusste gegen Ende dann doch sehr zu gefallen. Viele noch unbekannte Gesänge wechselten sich mit dem derzeit in Europa typischen Stadionrepertoire ab, während die Schal- und Klatschparaden eine starke Geschlossenheit demonstrierten. Begeistert würde ich es jetzt nicht nennen, aber wir waren insgesamt doch recht zufrieden. Mag natürlich auch an den Gästen aus dem Nordwesten des Landes liegen, die jetzt nicht die Strahlkraft eines wahren Derbygegners besitzen.

Im Gästeblock machten sich derweil etwa 50 Schwarz-Weiße breit, die sich anfangs wenig bis gar nicht über die eigenen Fahnen in Feindeshand aufregten. Viel mehr war Schnauze halten angesagt, bzw. wurden die wenigen Gesangspausen der Sever für kurze „Hradec“-Rufe genutzt. Der blasse Auftritt änderte sich schlagartig mit dem vierten Gegentor. Zwei Anhänger zogen plötzlich blank, versammelten nahezu den kompletten Haufen oberhalb des Mundlochs und gaben den Startschuss zum Dauersupport für die letzte halbe Stunde. Komischer Haufen, der nun aber einiges mehr an Liedgut gen Nachthimmel schmetterte.

Neben dem Verlust der Zaunfahnen gab’s in den folgenden neunzig Minuten auch sportlich eine herbe Abreibung für Hradec Králové. Slavia dominierte die Partie ab Beginn, machte früh das erste Tor und „lockte“ die Gäste im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs in die eigene Hälfte. Oder auch man ruhte sich auf der Führung aus und gab die Partie so langsam aus der Hand. In dieser Phase gefiel der flotte Kick auch am besten, doch Praha blieb kühl und legte noch vor dem Pausenpfiff die zweite Bude nach.

In der Halbzeit grummelten die Mägen nun unerträglich, sodass es pünktlich zur Grillbude ging. Vier Klobása wurden bestellt – und man bekam nicht eine. Also vier Würste waren es zwar, allerdings war dies nicht das Prachtexemplar von Grillgut, weshalb man sich so gern an die Sportplätze der Republik stellt. Da wurden uns doch glatt die Falschen serviert. Passte irgendwie in den gesamten Spielbesuch. An allen Ecken und Enden hakte es. Mit viel Meerrettich war die Geschichte dann doch recht essbar, mehr aber auch nicht.

Zurück auf dem Platz ging es wenig später weiter mit der Schal-Wedlerei, die nach jedem Treffer der Hausherren zelebriert wurde. Der vierte Treffer folgte wieder zehn Minuten später, ehe die Gäste in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzten. Das 4:1 gegen den siebten der Tabelle unterstrich mal wieder die andauernden Meisterambitionen des „ewigen Zweiten“, der den Stadtrivalen in den letzten Jahren sportlich als auch finanziell abhängte.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Nachdem die Spieler ihre Runde Ehrenrunde beendeten, nahte für uns der erneute Aufbruch in die Nacht. Einen Schal schnappte man sich noch im eigenen Fanshop der Tribuna Sever (damit gehör ich nun auch zu diesen ominösen „Ultras“, hehe), dann war man auch wieder mit Ziel Pivo auf den Beinen. Im nahen Žižkov kehrte man schließlich ein und begoss den Spielbesuch. Auch der nächste Tag wurde noch in Prag verbracht, ehe es dienstags mit Halt in Bamberg wieder in die Heimat ging.