3. Liga: FC Viktoria Köln – FSV Zwickau

31.07.2021
2. Spieltag 3.Liga
FC Viktoria Köln - FSV Zwickau
Sportpark Höhenberg
Endergebnis: 1:1 (0:0)
Zuschauer: 2.098 (ca. 150 Gäste)
Fotoalbum

Endlich wieder große Bühne, endlich wieder Fangesänge! Während die ersten beiden Ligen noch zaghaft starten und Gästefans erstmal vor den Toren warten müssen, sieht man die Geschichte im dritten Stock des Ligengebildes doch deutlich entspannter, schiebt den Gästen keinen/kaum einen Riegel vor und lässt auch gut und gerne mal über 50% der Kapazität zu. Gerade für die etwas kleineren Teams also nahezu gewohnte Bedingungen. Mit der Viktoria aus Köln wanderte daher genau einer dieser Clubs auf den Zettel, der für gewöhnlich nicht die größte Strahlkraft Inne hat. Dafür sorgten allerdings die Gäste aus Zwickau, deren Fanszene schon des Öfteren für strahlende Gesichter und bleibende Eindrücke sorgte, denkt man mal zurück an die gesehenen Auftritte in Würzburg, Elversberg oder Plauen.

Vorfreude beim Ticketkauf daher immens, wenn natürlich auch mit der Unsicherheit verbunden, dass die Szene dem Kick fern bleibt. Aktuell kann man ja nie wissen, ob die vorherrschenden Bedingungen den jeweiligen Auswärtsfahrern überhaupt schmecken. Im Wochenverlauf hörte man allerdings nur Positives vom dritten Kölner Verein: Keine Maskenpflicht am Platz, geöffnete Stehränge, kaum Kontrollen oder Regularien. Einzig die Karte muss im Vorfeld personalisiert werden – geschenkt.

Die Anreise erfolgte von Frankfurt aus per Auto, geparkt wurde unweit des Stadions für lau und als man wenig später die ersten Neuner mit ‘nem „Z“ auf dem Kennzeichen sah, war der Tag eigentlich schon perfekt. Bei Betreten des Stadions war auch alles beim alten, sodass eine gute dreiviertel Stunde vor Anpfiff das Thema Verpflegung im Mittelpunkt stand. Für 4€ gabs eine gute Currywurst mit Brötchen, für 6,50€ das Pendant mit Pommes. An die Preise muss man sich nach einem Jahr Amateurfussball erstmal wieder gewöhnen… Gegessen werden durfte allerdings nur im Sitzen, genau genommen auf dem eigenen Platz. Diesen buchte man sich im Vorfeld auf der Haupttribüne in Block Nummer 2 in der vorletzten der 17 Reihen, beste Sicht auf den gegenüberliegenden Gästeblock inbegriffen. Aber auch den Rest des 10.001 Plätze umfassenden Sportpark Höhenberg hatte man gut im Blick, sei es die Stahlrohr-Hintertortribüne für die Heimfans, die Gegengerade die teils als Gastbereich dient, das VIP-Zirkuszelt oder auch den augenscheinlich für den Anhang des DFB-Pokalgegners konzipierten Mini-Sitzblock. Alles ein bisschen zusammengeschustert und auf den letzten Platz drittligatauglich gemacht, die Architektur der Haupttribüne sagte aber durchaus zu.

Großes Stadion daher schonmal check, bleibt die „Füllung“. Die gab’s heut mit gut 2.100 Schaulustigen, nicht wirklicher Drittligakrösus, aber hej, so viele Fussballinteressierte Menschen sah man zuletzt nicht in zwanzig Spielen zusammen. Mit reichlich Fragezeichen verband man dabei den Heimanhang. Zum einen, weil man bis dato noch keinen Auftritt der Viktoria mit eigenen Augen verfolgte, zum anderen aufgrund der Auflösung der durchaus bekannten Gruppe „High Society Höhenberg“ als auch des Zaunfahnenverlusts der „Juniors Höhenberg“. Hat man zu Regionalliga-Zeiten immer wieder mal was von gehört und teils gute Fotos von Derbys gegen die Fortuna gesehen.

Heute herrschte allerdings nahezu tote Hose im aktiven Block. Am Zaun fanden sich lediglich einige kleine, (teilweise) augenscheinlich neue Zaunfahnen, darunter die der „Old Boys Viktoria“ sowie des „Block 11 Höhenberg“. Hinter eben diesen beiden Fahnen versammelten sich im mittleren Teil der Tribüne zwei kleine Gruppen, die im Spielverlauf aus der Masse heraus ein paar Gesänge anstimmten. Allesamt bekannte Melodien aus dem Bereich der Kuttengesänge, von Trommeln oder sonstigem Tifo keine Spur. Mehr als sporadisch sollte das Ganze dann auch nicht ausfallen, wenn auch spielbezogen ab und an ein paar Leute in die Schlachtrufe miteinstiegen. Insgesamt blieb die Kölner Seite oftmals still und somit absolut blass.

Das absolute Gegenteil natürlich auf der Seite der Schwäne. Nachdem die bekannten Zaunfahnen des Red Kaos, heute inklusive Pendant in kyrillischen Schriftzeichen, ihren Weg an die Zäune und Wellenbrecher fanden, legte die Gruppe im kompakten Block einen bockstarken Auftritt hin. Gut zwei Drittel der etwa 150 Gäste (mit Unterstützung der Ultras Dynamo) beteiligte sich aktiv an den Gesängen, die nahezu neunzig Minuten über den Rasen getragen wurden. Abwechslungsreich durch Schlachtrufe, Klatsch- und Hüpfeinlagen und sowieso im Stil einmalig. Viele Gesänge wurden lange gehalten, den Freunden genügend gehuldigt und manch Gesangspassagen gar einen musikalischen Rahmen verliehen (die gleiche Melodie am Anfang und am Ende, dazwischen ein paar Gesänge im schnelleren Wechsel, wie ein Buch mit Vorder- und Rückseite – schwer zu beschreiben). Dazu wenige, aber passende große Schwenkfahnen, darunter die recht neu wirkende „E5“ und natürlich meine beiden liebsten Lieder „Die Erfolge sind verflogen“ (bekannt im Netz vom Auftritt in Aue) und „Sachsenring Zwickau – Egal wo du auch spielst, wir folgen dir“ – Hammer!

Ich finde einfach immer wieder Gefallen an den Auftritten der Rot-Weißen, an diesem ganz eigenen Verständnis der akustischen Unterstützung, dieser Anti-Haltung gegenüber Allerweltsgesängen. Und ich hab einen wirklich großen Respekt vor dem Fakt, dass man diese Haltung einfach durchzieht, sich nicht dem sportlichen Erfolg beugt. Dann lieber mit 150 Leuten die eigene Kreativität ausleben als mit 1.000 den immer gleichen Lalala-Rotz hinträllern. Man merkt, ich hab ein Faible für solche Szenen, entsprechend begeistert war man auch vom gesamten Auftritt, der den Gästen ohne Zweifel die Stimmhoheit einbrachte.

Im Grunde war das dann auch das sehenswerteste an diesem Samstag, denn der Kick war mal wieder einer der ganz miesen Sorte. Sportlich gab die Viktoria den Ton an, scheiterte aber oft im letzten Drittel, während der FSV mehr mit sich selbst und dem Verteidigen beschäftigt war als das er sich auch noch um tollen Offensivfussball kümmern könnte. Halbzeit und gefühlt nix gesehen, was dem Wort Fussball gerecht werden würde. Die Fachpresse würde es als Abtastphase betiteln. Dafür wurde die Geschichte nach einer guten Stunde etwas besser. Nach einigen Chancen netzten die Kölner zum mittlerweile verdienten Führungstreffer, den die Zwickauer kurz vor Schluss mit einem wahren Strahl von Volley-Traumtor unter frenetischem Jubel des eigenen Anhangs egalisierten. Beide haben getroffen, Ausgangslage also wieder erreicht und doch wurde es am Ende gar ein Fussballspiel. Die letzten zehn Minuten wussten daher gut zu unterhalten, doch am Ergebnis änderte sich nichts mehr.

Für beide Teams sollte es der erste Punktgewinn werden, entsprechend brav holten sich die Akteure auch aufmunternden Applaus ihres Anhangs ab. Meiner Meinung nach wird’s für beide Teams nicht einfach in dieser Saison, weder für die chronisch klammen Sachsen noch für die Kölner, zumindest nach dem gesehenen Kick. Aber die Chance, dass in dieser Liga ein paar Teams noch schlechter sind, ist wie üblich nicht von der Hand zu weisen. Bei uns herrschte erstmal Freude über das schon lange vor uns hergeschobene dritte Kreuzchen in Köln, was dem Thema Vervollständigung der dritten Liga auch mal wieder Schub verhalf.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Gefeiert wurde dies spontan mit einem Ausflug nach Düsseldorf, wo mit ein paar Bekannten zunächst ordentlich frittiertes Hähnchen verspeist wurde (bbq chicken, in Frankfurt als auch NRW absolut zu empfehlen!), ehe man noch ein wenig durch die Altstadt und am Rhein entlang flanierte. Mit dem treuen Begleiter Baustelle endete die Rückreise irgendwann nach Mitternacht. Auch die Städtetrips haben zuletzt gefehlt, heute spürte man dabei zum ersten Mal seit langem wieder so etwas wie absolute Normalität…