Saarlandpokal: SV Elversberg – 1.FC Saarbrücken

29.05.2021
Finale Saarlandpokal
SV Elversberg - 1.FC Saarbrücken
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 1:0 (0:0)
Zuschauer: 0
Fotoalbum

Zum achten Mal in Folge stand die SVE im Pokalfinale. So weit so beachtlich, doch im Jahr 2021 ist bekanntlich alles anders. Eigentlich stünden noch 64 Mannschaften im Wettbewerb, doch unter den derzeitigen Umständen war die Austragung der kompletten Runde entsprechend nicht möglich. Also folgte fix die Entscheidung, dass es die drei großen Clubs aus Saarbrücken, Elversberg und Homburg unter sich ausmachen sollen, während die übrigen Vereine die Siegerprämie erhalten. An sich gar nicht mal die dumme Idee, zumal außer den dreien sowieso keine andere Mannschaft in den letzten x Monaten Spielpraxis sammeln konnte. Blieb nur noch die Frage, wie man aus drei Teams einen Sieger ermittelt. Könnte man im Ligensystem machen, wie z.B. derzeit in der Regio Bayern ausgetragen. Oder man nimmt die fairste Lösung: Man schiebt einem Club einfach ein Freilos zu und lässt die anderen beiden um den Finaleinzug spielen.

Nach der Ankündigung und der in allen Belangen professionellen Auslosung stand die SVE als Finalist fest. Welch Überraschung. Hätte man Geld drauf gesetzt, hätte man weniger zurückbekommen. Geile Quote. Da Saarbrücken und Homburg gleichermaßen keine Lust hatten und das Halbfinale in etwa so ansehnlich war wie ein Bingo-Abend im Altersheim, schoss sich der FCS erst im Elfmeterschießen zum Kick an der Kaiserlinde. Da zwei Wochen vorher an gleicher Stelle bereits ein SPD-Parteitag mit knapp 400 Delegierten (von zugelassenen 500) auf einer Tribüne stattfand, freute man sich bereits im Vorfeld auf den ersten Kick an der Linde seit irgendwann im vorherigen Leben. Also, ran an die Tickets… hä? Wann gibt’s die nun? Gar nicht? Ach so, ist ja Fussball und keine politische Versammlung, verstehe.

Gänzlich wollte man sich den Spaß aber auch nicht nehmen lassen und fuhr trotzdem ins Saarland, zur Not rechtfertigt der elterliche Garten das Wochenende im Alleingang. Dennoch hoch an die Linde, paar Nasen gegrüßt und beim Blick ins Stadion fast gekotzt. Normale Zuschauer Fehlanzeige, außer man ist VIP. Dafür reichte dann fast die Tribüne nicht. Ganz viele wichtige Menschen da, die sich mit Sicherheit brennend auch für normale Ligaspiele interessieren. Den Absurditätspreis bekam an dem Tag allerdings die Staatsmacht, die an einigen Bereichen außerhalb des Stadions, von welchen man einen guten Blick aufs bespielte Grün bekam, mit Transportern und Warnbarken Zuschauerbereiche abgrenzten. Also richtig mit Fantrennung. Hoffentlich blicken wir bald nur noch lachend auf diese Zeit zurück.

Wie erwartet wurde es am Ende ein Platz am Zaun, wobei die Sicht wie schon beim Kick gegen Pauli weder eingeschränkt noch schlecht ist. Eben wie der 2013 versprochene Oberrang. Schaulustige kamen entsprechend reichlich, auch aus der Hauptstadt. Genau zu schätzen fällt schwer, dürften aber irgendwo zwischen 100 und 150 Blau-Schwarze gewesen sein, die sich samt Schwenkfahnen und Trommel (!) hinter dem Gästeblock breitmachten. Ein bisschen Support sollte es auch geben, wobei nach den tatsächlich recht starken ersten fünfzehn Minuten auch mal Pausen Einzug erhielten. Die Liedauswahl hatte allerdings recht wenig mit dem in Deutschland nahezu unvergleichlichen Repertoire zu tun und beschränkte sich auf ein paar Klassiker und vor allem Anti-Gesänge. Hätte man bei jedem „Elversberger Hurensöhne“ nen Kurzen genommen, hätte wohl selbst der trinkfesteste Russe aus Sibirien nach ‘ner Stunde abgedankt. Auf der Heimseite sollte es weder Support noch eine größere Anwesenheit der Szene geben.

Ohne große Ablenkung also volle Aufmerksamkeit auf das Spiel, in welchem Elversberg von Beginn an das Tempo vorgab. Chancen allerdings Mangelware und Saarbrücken hatte auch irgendwie keine Lust, torlos also in die Pause. Im zweiten Durchgang packte die SVE nochmal eine Schippe drauf, kontrollierte das Spiel und ließ dem FC keine Chance. Also wirklich gar keine, noch nicht mal einen gefährlichen Abschluss. Vorne wollte man den Ball allerdings mal wieder reintragen. In der 60. Minute rettete noch der Pfosten, Eros Dacajs Hammer in der 76. sollte aber den Weg in die Maschen finden. Auch danach spielte es Elversberg als klar bessere Mannschaft locker runter und krönte sich zum verdienten Sieger.

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Es folgte einer der emotionslosesten Momente meiner bisherigen Anhängerlaufbahn. Kurzer Jubel mit der Mannschaft und gedanklich bereits abgehakt. Es fühlt sich alles einfach nicht echt an, mehr wie ein gewonnenes Testspiel. Mit etwas Abstand machte sich dennoch die Zufriedenheit breit. DFB-Pokal ist eben nicht jedes Jahr und das Erreichen immer wieder etwas Besonderes. Gleichzeitig muss man allerdings beten, dass bis Ende Juli alles wieder einigermaßen Normal ist. Dann wäre es eventuell eine Widergutmachung für die letzten Pokalspiele gegen Pauli und Gladbach vor (nahezu) leeren Rängen…