Fotbalová národní liga: FK Baník Sokolov – FK Varnsdorf

27.06.2020
27. Spieltag Fotbalová národní liga
FK Baník Sokolov - FK Varnsdorf
Stadion FK Baník Sokolov
Endergebnis: 1:0 (1:0)
Zuschauer: 490
Fotoalbum

„Hatte man sowieso mal wieder vor, so ein Dorfplatz Themen-Monat“. So die Worte nach dem letzten besuchten Kick am 9. März 2020 im hessischen Klein-Krotzenburg. Doch selbst die Aussicht, auch nur einen Kreisliga-Testkick auf einem schnöden Kunstrasen irgendwie gedeichselt zu bekommen, zerbröckelte von Tag zu Tag. Am Ende kam es wie es kommen musste.

Hab ich die Tage gezählt? Tatsächlich musste der Blick auf den Kalender her, um die Gewissheit zu haben: 111 Tage ohne Fussball. Gefühlt die längste Zeit seit der Einschulung. Nach der tiefen Talsohle voller Wut auf was auch und immer und Verzweiflung, was man denn mit all der übrigen Freizeit anfangen sollte, folgte irgendwann die Akzeptanz. Ja, es wird weitergehen. Vielleicht schon in ein paar Wochen. Vielleicht schon Ende April… oder Mai… oder Juni. Dank Home Office und aufgebautem Grill auf dem Balkon ließ sich die Zeit zumindest etwas angenehmer gestalten. Außerdem wollten die BFU Saisonrückblicke der letzten Jahre und was sonst noch so im Bücheregal gammelt ja auch mal gelesen werden. Kommt man normalerweise eh nicht zu.

Die Öffnung der Grenzen und die plötzlich immer schneller steigenden Zuschauerkontingente im Ausland trafen uns dann doch recht unvorbereitet. Eigentlich arrangierte man sich bereits mit dem Fakt, dass vor Juli keine Pille rollen sollte. Zumindest plante man den persönlichen Neubeginn mit einem schon vor der Krise geplanten LP. Doch das Kribbeln war einfach da. Nur mal schauen, was so in Tschechien geht. Hmm, Sokolov spielt samstags um 5, Karlsbad daneben wollte man auch mal besuchen… ach Scheiß drauf, ab geht’s! Da sowieso gerade gefühlt ganz Fussballdeutschland im gelobten Land auf den Beinen ist, fällt man da eh nicht weiter auf.

Samstagmorgens daher früh aus den Federn und gut 4,5 Stunden freie Autobahnen und ausbaufähige tschechische Landstraßen später stand man auch schon in Karlovy Vary. Parken konnte man für günstige 3,50€ für den Tag in der Nähe des Busbahnhofes, ehe man sich in einem der zahlreichen böhmischen Restaurants der Innenstadt an bestem Bier (Team Gambrinus!), Gulasch und Svíčková labte. Der anschließende zweistündige Verdauungsspaziergang durch die Karlsbader Altstadt hinterließ nicht nur dank des Sonnenbrandes einen bleibenden Eindruck. Eine wirklich atemberaubende Stadt, die an allen Ecken und Kanten mit immer neuen Ausblicken aufwartet. Die Abstinenz der sonst üblichen Touristenmassen trug aber einen erheblichen Anteil zum Wohlfühlfaktor bei. Auch mal für nen ganzen Tag eine Reise wert.

Unser Highlight erreichten wir allerdings etwa 20 Landstraßenkilometer später. Sokolov, oder auch Falkenau an der Eger, seines Zeichens Heimat des Zweitligisten FK Baník Sokolov. Den letzten Parkplatz vor den Toren ergriffen, zog man die Tickets mit anschließendem Fiebermessen für günstige 60 Kronen, ehe uns beim Anblick des von grauem Beton umrahmten saftigen Grün fast schon die Freudentränen hervorquollen. Endlich, heilige Scheiße! Und dann auch noch so ein schickes Stadion. Zwei Tribünen, ein komplett geschlossener Bau mit alten Stehkurven und dann diese riesigen Graswälle hinterm Tor. Machte schon Eindruck, aber an dem Tag hätte ich wohl selbst den miesesten Kunstrasen oder Ascheplatz ohne Ausbau abgefeiert.

Erstmal ne Runde drehen und endlich mal wieder von der Kamera Gebrauch machen. Einen Kästekäfig gab es dann auch noch, der an diesem Tag selbstverständlich leer blieb. Sonst glänzte die schicke Anlage, die neben dem Hauptstadion noch mit einigen weiteren Plätzen aufwartete, noch mit einem unverbaubaren Blick auf die bunten Plattenbauten der Stadt. Wie es der Zufall wollte, erfreute uns der Ausschank auch hier mit feinem Gambrinus, wobei man für 30 Kronen natürlich nicht Nein sagen konnte. Und auch die Klobása wusste die Gaumen zu verwöhnen, wobei das Mörder-Teil als klarer Preis-Leistungs-Sieger unter den bisher verköstigen in der Fussball-Republik hervorging. Gefühlt zwei Pfund Glückseligkeit. Nur geschmacklich wusste die selbstgemachte Oma-Version bei Admira Praha bis dato die Nase vorne zu behalten.

Gesättigt gesellte man sich beim Anblick der langsam aufziehenden Wolken unter die Gleichgesinnten auf der Tribüne, wo man sich die selbst auf Deutsch ausliegenden Hinweisschilder und sogar Lautsprecherdurchsagen zur Abstandsregel nach den ersten Regentropfen hätte sparen können. Bei dem Platzregen, Hagel und Donner allerdings auch irgendwie Zweitrangig. Bei Sichtweiten von wenigen Metern, peitschendem Wind und stets lautem Grollen wuchsen zeitweilig die nicht unberechtigten Sorgen um einen Abbruch, den es in der Heimat wohl schon längst gegeben hätte. Hier juckte es allerdings keinen, sodass sich die knapp 500 Schaulustigen (davon Schätzungsweise 150 Grenzgänger) am Kick als auch der Sanges- und Trommelkunst des einen Sokolov-Hardcore-Fans erfreuen durfte. Aber hej, einmal nahm er sogar den Rest der Tribüne mit!

Sportlich insgesamt natürlich Käse, aber was will man auch im Abstiegskampf der zweiten Liga hier erwarten. Sokolov unterm Strich, die Gäste aus Varnsdorf einen Platz drüber. Wichtiges Spiel also drei Spieltage vor Schluss. Kämpferisch ging es dann durchaus zu Gange, wenn auch der Treffer der Hausherren in der 6. Minute nicht den Auftakt eines erhofften Torfestivals bedeutete. Eher verteidigten die Grün-Gelben mit begrenzten Mitteln den eigenen Sechzehner vor den Gäste, herumfliegenden Werbebanden und Windböen, die dem Ball mehr Schwung gaben als manch Torabschluss. Die Gäste hätten in der dann wieder sonnigen zweiten Hälfte auch durchaus einen Treffer verdient, scheiterten aber am starken Torhüter oder wahlweise dem Aluminium und dezimierten sich in der Schlussphase berechtigterweise auch noch selbst. So blieb es beim wichtigen Sieg für den FK Baník, der nun wieder überm Strich steht und „alles selbst in der Hand hat“.

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Der Schlusspfiff ertönte und ließ uns mehr als zufrieden zurück. Endlich wieder Fussball! Wenn auch nur für einen Tag. Der endete im Anschluss mit dem obligatorischen Stopp in einem großen Supermarkt, wo etliche Bierdosen und sonstige Alkoholerzeugnisse den Weg ins Auto fanden. Dann nochmal vier Stunden hinters Lenkrad geklemmt, wo man irgendwo zwischen Bayreuth und Schweinfurt den Sonnenuntergang bewunderte. Nachtfahrten hatten zuletzt auch einen Seltenheitswert… Aber die nächsten Touren stehen bereits in den Startlöchern und eines steht sowieso fest: Schlimmer kann‘s eh nicht mehr werden.